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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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trockenen Lippen. Sein Herz klopfte bis zum Hals. »Schon gut, schön langsam, nur nicht aufregen, zurück in den Stall mit dir.«
    Joe blieb neben seinem Herrn und knurrte drohend. Der Bulle senkte den Kopf noch tiefer und griff an. Brock hob die Heugabel. Das riesige Tier schien den ganzen Himmel vor ihm zu füllen.
    Brock schlug ihm die Heugabel über den Kopf. Das war ein Fehler gewesen, merkte er sofort, er hätte lieber zustechen sollen. Die Gabel wurde ihm aus der Hand gerissen, dann spürte er einen Stoß, der ihn zu Boden warf. Der Bulle drückte seinen Kopf gegen Brocks Oberkörper und versuchte immer wieder, ihn mit Hörnern zu durchbohren, die nicht dort waren.
    Plötzlich brüllte er vor Schmerz. Joe hatte ihn von hinten angesprungen und hatte seine Zähne in den Nacken des Bullen geschlagen. Der Stier warf sich herum, wobei ein Huf Brocks Rippen streifte. Der Mann zog seine Pistole und schoß vom Boden aus.
    Der Bulle begann zu rennen. Brock richtete sich auf, kam mit einem Ruck auf die Beine und lief hinter dem Angreifer her. Als er ihn erreicht hatte, setzte er die Mündung der Pistole hinter dem rechten Ohr an und drückte ab. Der Bulle stolperte und sank in die Knie. Brock schoß das Magazin leer.
    Dann brach er neben dem toten Stier zusammen.
    Er kam wieder zu Bewußtsein, als Voss ihn an der Schulter schüttelte.
    »Bist du verletzt, Archie?« Er begriff kaum, was der andere immer wieder fragte. »Bist du verletzt?«
    Brock ließ sich von Voss in das Haus führen. Nach einem kräftigen Schluck Whisky fühlte er sich wieder besser und betastete seine Rippen vorsichtig. »Alles in Ordnung«, murmelte er dabei vor sich hin. »Blaue Flecken und Abschürfungen, aber keine Knochenbrüche. Es hätte schlimmer sein können.«
    »Damit ist die Sache entschieden«, meinte Voss. Er zitterte mehr als Brock. »Wir verschwinden so rasch wie möglich.«
    Brock schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage.«
    »Bist du verrückt geworden? Willst du etwa hier allein bleiben, obwohl die Tiere alle übergeschnappt sind?«
    »Ich bleibe.«
    »Aber ich nicht! Ich hätte sogar gute Lust, dich zum Mitkommen zu zwingen.«
    Joe knurrte leise. »Ruhig«, sagte Brock zu ihm. Dann sagte er zu Voss: »Du kannst gehen, wenn du unbedingt willst, aber ich bleibe hier. Meinetwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Ich ...«
    »Morgen treibe ich einen Teil der Kühe zu Martinson hinüber, wenn er sie haben will. Mit dem Rest komme ich allein zurecht.«
    Voss machte noch einen weiteren Überredungsversuch, aber dann gab er auf, nahm den Jeep und fuhr davon. Brock lächelte zufrieden vor sich hin.
    Er ging in den Stall und überprüfte den Teil, in dem der Bulle gestanden hatte. Das Gatter war bestimmt schon bei dem ersten entschlossenen Ansturm zusammengebrochen. Absperrungen dieser Art waren in der Vergangenheit vor allem deshalb wirksam gewesen, weil die Tiere nicht wußten, daß sie nur lange genug dagegen anrennen mußten, um frei zu sein. Aber jetzt waren sie anscheinend zu dieser Erkenntnis gekommen.
    »Wahrscheinlich muß ich den Kerl mit der Planierraupe unter die Erde bringen«, sagte Brock. Er gewöhnte sich allmählich immer mehr daran, laut mit Joe zu sprechen. »Aber das hat Zeit bis morgen. Jetzt essen wir zu Abend, dann lesen wir und hören etwas Musik. Von jetzt an sind wir allein, nehme ich an.«

6. Kapitel
    Jede Großstadt ist eine Art lebender Organismus, aber Corinth wurde erst jetzt klar, wie kompliziert und labil das mühsam erreichte Gleichgewicht aller gegensätzlichen Strömungen war. Jetzt bestand dieses Gleichgewicht nicht mehr, so daß New York schon nach wenigen Tagen am Rand eines völligen Zusammenbruchs stand.
    Nur noch wenige Untergrundbahnen waren in Betrieb; der Notdienst wurde von einigen Männern aufrechterhalten, die pflichtbewußt genug waren, um ihre plötzlich erschreckend monoton und langweilig gewordene Arbeit fortzusetzen. Die Bahnhöfe waren schmutzig und dunkel, und das Kreischen der Räder verstärkte das Gefühl der völligen Verlassenheit noch mehr. Corinth ging zu Fuß in das Institut und überquerte dabei schmutzige Straßen, auf denen im Gegensatz zu früher kaum noch Fahrzeuge verkehrten.
    Vor fünf Tagen waren diese Straßen der Schauplatz einer spontanen Flucht aus der Stadt gewesen – die Autos waren Stoßstange an Stoßstange durch die Häuserschluchten gekrochen. Überall lautes Hupen, bis die Fenster klirrten; überall dichte Schwaden aus Tausenden und

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