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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Zivilisation – nicht nur ihre Technologie, sondern auch ihr ganzes Wertsystem, ihre Hoffnungen und ihre Träume – muß neu aufgebaut werden, was einige Generationen in Anspruch nehmen wird. Das Leben besteht schließlich nicht nur aus wissenschaftlicher Arbeit.«
    »Selbstverständlich nicht«, meinte Lewis, »aber wir Wissenschaftler haben – wie alle Künstler, nehme ich an – unseren Verstand trotz der Veränderung bewahrt, weil wir eine Aufgabe hatten, auf die wir uns konzentrieren konnten. Das ist doch immerhin etwas.«
    »Richtig«, sagte Johansson, »und jetzt können wir das Feld irr. Laboratorium erzeugen. Hoffentlich machen die Neurologen sich gleich an die Arbeit, damit wir möglichst bald wissen, welche Auswirkungen wir in Zukunft zu erwarten haben.«
    »Ich habe damit nichts mehr zu tun – bestenfalls noch als Kiebitz«, sagte Lewis grinsend. »Bronzini und MacAndrews müssen sich allein mit diesem Problem herumschlagen. Ich arbeite jetzt in der psychologischen Abteilung mit, denn die Untersuchungen dort sind nicht nur interessanter, sondern im Augenblick auch wichtiger.«
    »Die alte Psychologie ist unterdessen rettungslos überholt«, stimmte Corinth zu. »Wir verändern uns so rasch, daß wir unsere eigenen Motive nicht mehr begreifen. Warum verbringe ich zum Beispiel meine Zeit hier im Laboratorium, obwohl ich eigentlich zu Hause bei Sheila sein müßte, um ihr bei der Anpassung zu helfen? Ich kann einfach nichts dagegen tun ... In Zukunft arbeite ich übrigens an Rossmans Raumschiff mit, sobald ich hier nicht mehr benötigt werde.«
    »Sein Raumschiff – mit Überlichtgeschwindigkeit, nicht wahr?«
    »Richtig, wir haben ein neues Antriebsprinzip entdeckt, das ... Aber das wißt ihr bereits selbst. Ich arbeite mit einigen anderen zusammen; wir bereiten die Pläne vor, damit der Bau sofort beginnen kann, sobald das Material zur Verfügung steht. Wenn das Raumschiff einmal fertig ist, steht uns die gesamte Galaxis offen.«
    »Dann können wir endlich vor uns selbst davonlaufen«, meinte Grunewald.
    Corinth stand auf. »Ich fahre jetzt nach Hause«, sagte er abrupt. »Wir sehen uns morgen früh wieder.« Er nickte den anderen zu und verließ das Laboratorium.
    Während er die Treppen hinunterging, dachte er darüber nach, daß die Wissenschaftler des Instituts, die sich zum Teil seit Jahren kannten, rasch eine völlig neue Sprache entwickelt hatten. Auch die vorher geführte Unterhaltung hatte nur aus wenigen Worten und Gesten bestanden, aus denen die Zuhörer instinktiv ganze Sätze bildeten. Diese Methode war eigentlich fast zu wirksam, denn dadurch gab man sich selbst preis. Corinth wußte nicht, ob er darin einen Vorteil sehen sollte.
    Aber auch Sheila und er verständigten sich nicht mehr auf die gewohnte umständliche Art; ihr gegenseitiges Verständnis machte ihre Unterhaltung für Außenseiter unverständlich. Eine ähnliche Entwicklung mußte unterdessen Millionen kleiner Gruppen auf der ganzen Welt erfaßt haben, die durch eine gemeinsam erlebte Vergangenheit miteinander in Verbindung standen. Irgendwann würden die Sprachwissenschaftler sich mit dem Problem einer Weltsprache befassen müssen.
    Telepathie? Es gab keinen Zweifel mehr daran, daß sie zumindest in einigen wenigen Menschen existierte. Diese Fähigkeit mußte gründlicher erforscht werden, wenn wieder etwas mehr Ruhe herrschte. Es gab soviel zu tun, und das Leben war so kurz!
    Corinth spürte einen kalten Schauer. Die Angst vor dem Tod war angeblich eine Erwachsenenreaktion; aber in gewisser Beziehung waren alle Menschen auf einer anderen Ebene wieder zu Kindern ... nein, zu Babys geworden.
    Wahrscheinlich würden die Biologen innerhalb der nächsten Jahre imstande sein, das Leben künstlich zu verlängern – vielleicht sogar sehr erheblich. Aber war das wirklich wünschenswert?

11. Kapitel
    An einem warmen Septemberabend saß Mandelbaum neben Rossman an dem offenen Fenster seines Büros und wechselte einige leise Worte mit ihm. Der Raum war nicht beleuchtet.
    Weit unter ihnen leuchtete Manhattan, aber nicht so hektisch wie früher, sondern nur mit den Lichtern aus einer Million Wohnungen. Über ihnen stand ein blauer Lichtschein am Himmel; die Lichtquelle befand sich an der Spitze des Empire State Building. Die beiden Männer saßen ruhig in ihren Sesseln und rauchten. Mandelbaums Pfeife und Rossmans Zigarette leuchteten wie zwei rote Augen aus dem Halbdunkel. Sie warteten auf den Tod.
    »Frau«, sagte Rossman. Sein

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