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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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nicht mehr gesehen.) Helga ging lächelnd auf Sheila zu und gab ihr die Hand, aber ihre Finger waren kalt.
    Sie drückte auf den Knopf an ihrem Schreibtisch, der die Tür elektrisch schloß. (Jetzt können wir uns in aller) »Ruhe« (unterhalten), sagte sie. (Das ist das Zeichen, daß ich nicht gestört werden möchte.) Sie setzte sich neben Sheila auf die bequeme Couch und schlug die Beine übereinander. »Ich freue mich«, fuhr sie fort, (dich wiederzusehen. Hoffentlich geht es dir gut.) Sie sieht ausgesprochen elend aus.
    »Ich ...« Sheila spielte unsicher mit ihrer Handtasche. »Ich ...« (Warum bin ich gekommen?)
    Augen: (Wegen Pete.)
    Nicken: (Ja. Ja, das muß es gewesen sein. Manchmal weiß ich gar nicht, weshalb ich ... Aber wir haben ihn beide geliebt, nicht wahr?)
    »Er hat sich immer nur deinetwegen Sorgen gemacht«, antwortete Helga tonlos. Und du hast ihm Kummer bereitet. Er hat ständig an dich gedacht.
    Ich weiß. Das bedrückt mich auch am meisten. »Aber er war nicht mehr der gleiche Mann«, sagte Sheila. (Er hatte sich zu sehr verändert – wie die ganze Welt.
    Obwohl ich ihn festzuhalten versuchte, entglitt er mir allmählich.) »Ich habe ihn schon vor seinem Tod verloren.«
    »Nein. Du hast ihn immer besessen, denn er war nur für dich da.« Helga zuckte mit den Schultern. »Nun, das Leben geht weiter.« (Wir essen und atmen und schlafen und arbeiten, weil wir nichts anderes zu tun haben.)
    »Du bist stark«, sagte Sheila. (Du hast mehr ertragen als ich.)
    Helga schüttelte den Kopf.
    »Du hast noch eine Zukunft.«
    »Ja, vielleicht.«
    Sheila lächelte schüchtern. (Ich bin glücklicher als du. Ich habe die Vergangenheit.)
    »Vielleicht kommen sie doch wieder zurück«, meinte Helga. (Niemand weiß, was ihnen zugestoßen ist. Hast du genügend Mut, um auf ihn zu warten?)
    »Nein«, antwortete Sheila. »Vielleicht kommen ihre Körper wirklich zurück«, (aber nicht Pete. Er hat sich zu sehr verändert, und ich kann nicht mehr mit ihm Schritt halten. Ich will aber auch nicht das Gefühl haben, daß ich ihn behindere.)
    Helga legte Sheila die Hand auf den Arm. Wie dünn er geworden war! Sie fühlte die Knochen unter ihren Fingern. »Nur Geduld«, sagte sie. »Behandlungsmethoden« (für Fälle dieser Art werden täglich) »verbessert.« (In ein paar) »Jahren« (bist du wieder völlig) »normal.«
    »Das bezweifle ich.«
    In Helgas Augen zeigte sich eine gewisse Verachtung, die sie nicht völlig unterdrücken konnte. Willst du dich wirklich der Zukunft anpassen? Hast du wirklich den Ehrgeiz, Schritt zu halten? »Was« (bleibt dir noch, außer zu warten?) »Oder denkst du etwa an Selbstmord ...«
    »Nein, nein, bestimmt nicht.« (Schließlich gibt es noch immer Berge, Täler, Flüsse, Sonne, Mond und Sterne.) »Ich finde irgendwo ... einen Platz.«
    (Ich stehe mit) »Kearnes« (in Verbindung. Er scheint der Meinung zu sein, daß du) »Fortschritte« (gemacht hast.)
    »Ja, natürlich.« Ich weiß jetzt, wie man seine wahren Gefühle verbirgt. In dieser neuen Welt gibt es zu viele neugierige Augen. »Aber ich wollte nicht« (nur von mir sprechen, Helga. Ich bin nur gekommen, um mich zu) »verabschieden.«
    »Wo« (bist du zu erreichen? Ich muß mit dir in Verbindung bleiben, falls er wieder zurückkommt.)
    »Ich schreibe« (und gebe dir meine Anschrift.)
    »Am besten gibst du die Nachricht einem Telepathen.« (Das früher übliche System der Nachrichtenübermittlung ist überholt.)
    Das also auch? Ich erinnere mich noch gut an den alten Mister Barneveldt, der in seiner blauen Uniform Briefe ausgetragen hat, als ich noch ein kleines Mädchen war. Er hat mir oft Bonbons geschenkt.
    »Ich habe allmählich Hunger«, sagte Helga. (Gehen wir gemeinsam zum) »Mittagessen?«
    (Nein, danke. Ich fühle mich nicht ganz wohl.) Sheila stand auf. »Adieu, Helga.« (Ich muß jetzt gehen.)
    »Wir sehen uns bald wieder, Sheila.« (Und dann bist du so gesund wie früher.)
    »Ja«, antwortete Sheila. »Dann geht es mir wieder gut. Auf Wiedersehen.«
    Sie verließ das Büro und das Gebäude. Auf der Straße bewegten sich unterdessen mehr Menschen, zwischen denen sie untertauchen konnte. Ein Hauseingang auf der anderen Straßenseite bot ihr Schutz vor neugierigen Blicken.
    Sheila empfand zu ihrer eigenen Überraschung keinerlei Abschiedsstimmung, sondern nur eine betäubende Leere, als wögen Kummer und Einsamkeit und Verwirrung einander völlig auf. Ab und zu strich einer dieser Schatten an ihr vorüber, aber sie

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