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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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erschrak nicht mehr vor ihnen. Statt dessen bedauerte sie diese Geister fast. Arme Geister! Sie würden bald sterben.
    Sie sah Helga aus dem Institut kommen und beobachtete sie, während sie die Straße entlangging, um irgendwo allein zu Mittag zu essen, bevor sie wieder an die Arbeit zurückkehrte. Sheila lächelte und schüttelte den Kopf. Arme tüchtige Helga!
    Dann erschienen Grunewald und Manzelli auf der Straße; die beiden Männer waren so in ihr Gespräch vertieft, daß sie kaum auf ihre Umgebung achteten, während sie in die gleiche Richtung wie Helga gingen. Sheilas Herz schlug rascher. Ihre Hände fühlten sich plötzlich eiskalt an. Sie wartete ungeduldig, bis die beiden Männer um die nächste Ecke gebogen waren, und betrat dann das Institut ein zweitesmal an diesem Morgen.
    Ihre Absätze klapperten unnatürlich laut auf den Steintreppen. Sheila atmete tief, als könne sie dadurch ihr Herz zur Ruhe zwingen. Als sie den siebenten Stock erreicht hatte, blieb sie einen Augenblick lang horchend stehen und rannte erst dann durch den langen Korridor auf das Laboratorium zu.
    Die Tür stand weit offen. Sheila zögerte nochmals und starrte den Versuchsaufbau auf einem der Tische an. Hatte Grunewald nicht von einem phantastischen Plan erzählt, mit dessen Hilfe er ...? Aber das war jetzt nicht mehr wichtig. Es konnte nicht funktionieren. Grunewald, Manzelli und die übrigen Revisionisten waren alle verrückt geworden.
    Bin ich wahnsinnig? fragte sie sich. Falls das zutraf, hatte sie sich eine erstaunliche Willenskraft bewahrt. Ihr Vorhaben erforderte mehr Entschlossenheit als ein bloßer Selbstmord, bei dem man schließlich nur die Pistole an die Schläfe zu setzen und abzudrücken brauchte.
    Der Elektroschock-Apparat lag wie ein gepanzertes Urwelttier neben dem Tisch. Sheila arbeitete rasch und machte die notwendigen Einstellungen. Sie hatte sich noch gut an Petes wütende Proteste gegen den Gebrauch der Maschine erinnert, und Kearnes hatte ihr bereitwillig alle Fachbücher über dieses Gebiet verschafft, weil er sich freute, daß sie endlich einmal für etwas Interesse zeigte. Sheila lächelte vor sich hin. Armer Kearnes! Wie sie ihn überlistet hatte!
    Die Maschine summte leise, dann leuchtete das grüne Licht auf, das ihre Betriebsbereitschaft anzeigte. Sheila nahm ein kleines Paket aus ihrer Handtasche und öffnete es. Spritze, Nadel, Ampullen mit einem Betäubungsmittel, Elektrodenpaste, Schnur für den Schalter, damit sie ihn mit den Zähnen betätigen konnte. Und einen Zeitschalter für die Stromversorgung der Maschine. Sie mußte schätzen, wieviel Zeit der notwendige Vorgang beanspruchte, denn sie würde bewußtlos sein, wenn die Behandlung beendet war.
    Vielleicht stellte sich die gewünschte Wirkung nicht ein. Wahrscheinlich zerstörte sie nur ihr Gehirn. Aber was machte das schon aus?
    Sie sah aus dem Fenster, während sie sich das Betäubungsmittel injizierte. »Adieu, Sonne, adieu, blauer Himmel, Wolken, Regen, Vogelstimmen, Wind und Sterne. Adieu und vielen Dank.«
    Sie streckte sich auf dem Tisch aus und legte die Elektroden an, die kalt auf ihrer Haut lagen. Die meisten Anschnallgurte waren leicht zu befestigen, aber der rechte Arm ... nun, sie hatte sich darauf vorbereitet, sie hatte einen langen Gurt mitgebracht, der um den Tisch lief, und ein Vorhängeschloß, das sie zuschnappen konnte. Jetzt war auch der rechte Arm so unbeweglich wie ihr ganzer Körper.
    Als das Betäubungsmittel zu wirken begann, verschwamm der Raum allmählich vor ihren Augen. Aber der Schlaf war nur ein willkommener Freund.
    Jetzt! Ein kurzer Ruck mit den Zähnen ...
    DONNER UND FEUER UND BETÄUBENDE DUNKELHEIT
    ZERSTÖRUNG UND ANGST UND LICHTBLITZE
    SCHMERZEN SCHMERZEN SCHMERZEN

19. Kapitel
    »Hallo, Erde. Hallo, Erde, hier spricht Peter Corinth an Bord von Raumschiff I auf Heimatkurs.«
    Nur das Summen und Brodeln kosmischer Störungen – die Stimme der Sterne. Die Erde hing wie eine grüne Kugel vor dem schwarzen Hintergrund, der Mond glänzte wie eine herrliche Perle, die Sonne war von Flammenschleiern umgeben.
    »Hallo, Erde, hören Sie mich? Bitte melden, Erde. Hören Sie mich?«
    Klick, klick, zzzz, mmmmm, Stimmen im All.
    Hallo!
    Der Planet wurde langsam größer. Der Schiffsantrieb dröhnte gleichmäßig vor sich, die Metallplatten vibrierten leise, als seien selbst ihre Kristalle in Bewegung geraten. Corinth merkte, daß er ebenfalls am ganzen Leibe zitterte, wollte diese Reaktion aber im Augenblick nicht

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