Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Geschichte seiner Erinnerung anvertraute. Wenn er mich in einer Ballade auftreten lässt, dann sollte er lieber darauf achten, dass er das auch richtig hinbekommt, dachte Mat und verschränkte die Arme. Und er sollte lieber meinen Hut nicht vergessen. Das ist ein verdammt guter Hut.
    »An diesem Abend war ich auf der Weide«, fuhr Barlden fort. »Ich half dem alten Garken mit einem zerbrochenen Zaun. Und dann … nichts. Alles nur verschwommen. Am nächsten Morgen erwachte ich neben meiner Frau im Bett. Wir waren müde, als hätten wir nicht gut geschlafen.« Er hielt inne, dann fügte er leiser hinzu: »Und ich hatte die Albträume. Sie sind vage, und sie verblassen. Aber an ein deutliches Bild kann ich mich erinnern. Der alte Garken, der tot vor mir liegt. Zerrissen wie von einer wilden Bestie.«
    Der Bürgermeister starrte genau gegenüber von Mat aus dem Fenster. »Aber ich ging an diesem Tag zu Garken, und ihm ging es gut. Wir reparierten den Zaun. Erst als ich ins Dorf zurückkehrte, hörte ich das Gerede. Die geteilten Albträume, die fehlenden Stunden direkt nach Sonnenuntergang. Wir versammelten uns und sprachen es durch, und da geschah es wieder. Die Sonne ging unter, und als sie wieder aufging, wachte ich müde in meinem Bett auf und musste an die Albträume denken.« Er erschauderte, dann ging er zum Tisch und goss sich eine Tasse Tee ein.
    »Wir wissen nicht, was nachts geschieht«, sagte er und rührte einen Teelöffel Honig hinein.
    »Ihr wisst es nicht?«, hakte Mat nach. »Ich kann Euch verdammt noch mal genau beschreiben, was nachts passiert. Ihr …«
    »Wir wissen nicht, was passiert«, unterbrach ihn der Bürgermeister. »Und wir wollen es auch nicht wissen.«
    »Aber …«
    »Wir müssen es nicht wissen, Fremder«, sagte der Bürgermeister grob. »Wir wollen unser Leben leben, so gut es geht. Viele von uns gehen früh zu Bett, lange vor Sonnenuntergang. Auf diese Weise hat keiner Erinnerungslücken. Wir gehen zu Bett, wir wachen im selben Bett auf. Es gibt Albträume, vielleicht ein paar Beschädigungen im Haus, aber nichts, das sich nicht richten ließe. Andere ziehen es vor, in die Schenke zu gehen und bis zum Sonnenuntergang zu trinken. Vermutlich ist das sogar ein Segen. Man kann so viel trinken, wie man will, und man muss sich keine Sorgen machen, wie man nach Hause kommt. Man wacht immer gemütlich in seinem Bett auf.«
    »Ihr könnt das nicht völlig verdrängen«, meinte Thom leise. »Ihr könnt nicht so tun, als wäre da nichts geschehen.«
    »Das tun wir auch nicht.« Barlden trank einen Schluck. »Wir haben die Regeln. Regeln, die ihr ignoriert habt. Nach Sonnenuntergang wird kein Feuer angezündet - wir können nicht zulassen, dass es in der Nacht zu einem Brand kommen könnte, nicht, wenn es keiner bekämpfen kann. Und wir lassen keine Fremden nach Sonnenuntergang ins Dorf. Diese Lektion haben wir schnell gelernt. Die ersten Leute, die nach Einbruch der Nacht hier geblieben sind, waren Angehörige von Sammrie dem Küfer. Am nächsten Morgen fanden wir Blut an den Wänden seines Hauses. Aber seine Schwester und ihre Familie schliefen unbeschadet in den Betten, die er ihnen zur Verfügung gestellt hatte.« Der Bürgermeister hielt inne. »letzt haben sie die gleichen Albträume wie wir.«
    »Dann geht doch einfach«, schlug Mat vor. »Verlasst diesen verdammten Ort und zieht anderswo hin!«
    »Das haben wir versucht. Wir wachen immer wieder hier auf, ganz egal, wie weit wir gegangen sind. Ein paar haben versucht, sich das Leben zu nehmen. Wir haben sie begraben. Am nächsten Morgen wachen sie wieder in ihren Betten auf.«
    Schweigen kehrte ein.
    »Blut und verdammte Asche«, flüsterte Mat. Ihm war kalt.
    »Ihr habt die Nacht überlebt«, sagte der Bürgermeister und rührte wieder seinen Tee um. »Nachdem ich die Blutflecken sah, dachte ich schon, dass es nicht der Fall wäre. Wir waren neugierig, wo ihr aufwachen würdet. Die meisten Zimmer in den Gasthäusern sind jetzt an Reisende dauervermietet, die nun notgedrungen ein Teil unserer Dorfgemeinschaft geworden sind. Wir können uns nicht aussuchen, wo jemand aufwacht. Es passiert einfach. Ein leeres Bett bekommt einen neuen Besitzer, und von da an wachen sie jeden Morgen dort auf.
    Aber wie dem auch sei, als ich hörte, wie Ihr darüber gesprochen habt, was Ihr saht, begriff ich, dass Euch die Flucht gelungen sein musste. Ihr habt Euch zu genau an die Nacht erinnert. Alle anderen, die sich uns … anschließen, kennen bloß die

Weitere Kostenlose Bücher