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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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trieb Herausforderer an, um ihn einzuholen.
    »Ihr fragt Euch, warum ich ausgerechnet hier bin, statt in Andor zu sein?«, fragte Bryne. » Das liegt daran, dass ich nicht loslassen kann. Weil sich die Welt verändert und ich daran Anteil haben muss. Weil man mir in Andor alles genommen hat, brauchte ich einen neuen Ort für meine Loyalität. Das Muster gab mir diese Gelegenheit.«
    »Und Ihr habt sie nur gewählt, weil sie da war?«
    »Nein. Ich wählte sie, weil ich ein Narr bin.« Er erwiderte Gawyns Blick. »Aber ich blieb, weil es richtig war. Das, was entzweit wurde, muss wieder vereint werden, und ich habe erlebt, was ein schrecklicher Führer einem Königreich antun kann. Man darf Elaida nicht erlauben, die Welt mit ihr in den Abgrund zu reißen.«
    Gawyn schaute ungläubig drein.
    »Ja«, sagte Bryne. »Am Ende glaubte ich ihnen. Diese dummen Frauen. Aber beim Licht, Gawyn, sie haben recht. Es ist richtig, was ich tue. Sie hat recht.«
    »Wer?«
    Bryne schüttelte nur den Kopf und murmelte: »Diese alberne Frau.«
    Meinte er Egwene?
    »Meine Motive haben für Euch keine Bedeutung, mein Sohn«, fuhr der General fort. »Ihr seid keiner meiner Soldaten. Aber Ihr müsst ein paar Entscheidungen treffen. In den kommenden Tagen müsst Ihr eine Seite gewählt haben, und Ihr müsst wissen, warum Ihr Euch für sie entschieden habt. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.«
    Er trieb den Braunen zu einer schnelleren Gangart an. In der Ferne konnte Gawyn einen weiteren Wachtposten ausmachen. Er blieb zurück, als Bryne und seine Soldaten sich ihm näherten.
    Eine Seite wählen. Was war, wenn Egwene ihn nicht begleiten wollte?
    Bryne hatte recht. Etwas zog herauf. Man konnte es in der Luft riechen, in dem schwachen Sonnenlicht spüren, das seinen Weg mühsam durch die Wolken fand. Man konnte es schwach im Norden spüren, wo es wie eine unsichtbare Energie am dunklen Horizont knisterte.
    Krieg, Schlachten, Konflikte, Veränderungen. Gawyn hatte das Gefühl, nicht einmal eine Ahnung zu haben, wie die verschiedenen Seiten aussahen. Ganz zu schweigen davon, für welche er sich entscheiden sollte.

KAPITEL 6
    Ein Versprechen an Lews Therin
    C adsuane behielt den Umhang mitsamt seiner hochgeschlagenen Kapuze an, und das trotz der Schwüle, die ihre Fähigkeit, die Hitze zu »ignorieren«, ausgesprochen strapazierte. Weder wagte sie es, den Umhang abzunehmen, noch die Kapuze zurückzuschlagen. Al’Thors Worte waren eindeutig gewesen; sollte er ihr Gesicht sehen, würde man sie hinrichten. Wegen ein paar Stunden Unbehagen würde sie nicht ihr Leben riskieren, selbst wenn sie glaubte, dass sich al’Thor in sein gerade erst beschlagnahmtes Herrenhaus zurückgezogen hatte. Der Junge erschien oft, wenn er unerwünscht war oder man nicht mit ihm rechnete.
    Natürlich würde sie sich von ihm nicht ins Exil schicken lassen. Über je mehr Macht ein Mann verfügte, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass er sich damit zum Narren machte. Gab man einem Mann eine Kuh, dann würde er sich sorgfältig um sie kümmern und mit ihrer Milch seine Familie ernähren. Gab man einem Mann zehn Kühe, betrachtete er sich vermutlich als reich - und ließ sie alle verhungern, weil er sich nicht mehr richtig um sie kümmerte.
    Sie verließ den Bürgersteig, passierte mit Bannern versehene Gebäude, die wie aufeinandergestapelte Kisten aussahen. Sie war nicht gerade begeistert, wieder in Bandar Eban zu sein. Sie hatte nichts gegen die Domani; sie bevorzugte nur Städte, die nicht so überfüllt waren. Und mit den Problemen im Umland war der Ort noch voller als üblich. Trotz der Gerüchte um al’Thors Ankunft in der Stadt kamen noch immer Flüchtlinge. Cadsuane passierte eine Gruppe in einer Gasse auf der linken Seite; eine Familie mit schmutzigen Gesichtern.
    Al’Thor versprach Nahrung. Das brachte hungrige Münder herbei, die es nicht eilig hatten, wieder auf ihre Höfe zurückzukehren, selbst nachdem man ihnen Lebensmittel gegeben hatte. Im Land herrschte noch zu großes Chaos, und die Nahrungsmittel hier waren zu frisch. Die Flüchtlinge konnten nicht sicher sein, dass das Getreide nicht einfach verdarb wie so vieles in letzter Zeit. Nein, sie blieben und füllten die Stadt bis in den letzten Winkel.
    Cadsuane schüttelte den Kopf und ging weiter, die verflixten Holzschuhe klapperten auf dem hölzernen Bürgersteig. Die Stadt war berühmt für diese langen, stabilen Wege, die den Passanten erlaubten, den Schlamm der Straßen zu meiden.

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