Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickinson
Vom Netzwerk:
drängte.

128
    Chinchewe, Malawi, Ostafrika
    Maria Coster und ihr Filmteam jagten über den mit Schlaglöchern übersäten Pfad in Richtung Klinik, als ihnen der Isuzu aus der Gegenrichtung entgegenkam.
    »Das war Bakilis Mutter!«, erklärte ihnen das Kind, das sie als Führer mitgenommen hatten. »Sie saß auf dem Vordersitz von diesem Auto.«
    Im Bruchteil einer Sekunde musste Maria eine Entscheidung fällen. Ihr ging der Gedanke durch den Kopf, dass Bakilis verletzter Bruder sich auf dem Rücksitz des Isuzu befinden mochte. Vielleicht brachten sie ihn in ein Krankenhaus. Wenn sie das Auto verloren, würden sie womöglich auch die Story verlieren.
    »Drehen Sie um«, wies sie den Fahrer an. »Versuchen wir, sie aufzuhalten.«
    Minuten später schoss der Wagen des Filmteams dank einiger haarsträubender Manöver des Fahrers dicht hinter dem Isuzu her und ließ die Scheinwerfer aufleuchten, um die Aufmerksamkeit des anderen Fahrers auf sich zu lenken. Kurz darauf hielt Martin an und kurbelte sein Fenster herunter, als Maria an sein Auto trat.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte sie zu ihm. »Wir sindauf der Suche nach Bakilis Bruder, dem, der vorhin von einem Pavian angegriffen worden ist. Aber ich sehe, Sie haben ihn nicht in Ihrem Wagen.«
    »Er ist noch in der Klinik«, informierte sie Martin.
    Plötzlich entdeckte Maria die Waffe auf dem Rücksitz. »Was ist denn mit dem Gewehr?«, fragte sie.
    »Wir fahren in die Felder«, antwortete Martin. »Diese Frau hat noch ein weiteres Kind dort oben.«
    »Ist das Ihr Sohn Bakili?«, fragte die Reporterin.
    Die Frau nickte.
    »Wir vermuten, er könnte durch dasselbe Rudel in Gefahr sein, das auch seinen Bruder angegriffen hat«, erklärte Martin.
    »Können wir mitkommen und filmen?«
    Martin fiel nichts ein, das dagegensprach.
    »Sicher. Sorgen Sie nur dafür, dass Sie uns nicht im Weg sind, wenn die Schießerei anfängt.«

129
    An Bord des Fluges 492 nach Moskau
    Tina wandte sich ihren nächsten Aufgaben zu, während der Kopilot die Beobachtung übernahm. Sie regulierte die Klimaanlage für das Cockpit und die Passagierkabine, dann stellte sie das Anti-Eis-System auf Automatik. Anschließend prüfte sie die Anzeigetafel der Navigation und stellte fest, dass der Wetterradar trotz der steigenden Hitze des Tages keine nennenswerten Sturmaktivitäten zeigte.
    Nichtsdestotrotz war eine ziemliche Menge Wolken zu sehen, und als sie ihre Flughöhe von sechstausend Fuß erreichten, mussten sie ein recht dichtes Wolkenfeld durchqueren. Das Flugzeug begann, ein wenig zu schaukeln. Tina beschloss, abzuwarten, bis es sich aufgeklärt hatte, ehe sie das Signal erteilen würde, das der Kabinenbesatzung erlaubte, ihre Plätze zu verlassen.
    Plötzlich wies der Kopilot auf Tinas Handgelenk. »Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich dich darauf hinweise: Du hast Blut an deiner Manschette.«
    »Verdammt«, fluchte Tina, als sie das Muster aus dunkelroten Flecken auf ihrer weißen Hemdenmanschette entdeckte. »Ich habe auf dem Weg zur Arbeit einen Hirsch angefahren.«
    »Oh mein Gott, wie schrecklich!«
    »Ja. Das kannst du laut sagen. Das arme Ding war verwundet, und ich bin ein Stück weit in den Wald hineingelaufen, um zu sehen, ob ich es   … ob ich es finden könnte. Ich muss einen Zweig gestreift haben oder so etwas.«
    »Ach so. Ich verstehe.« Der nachdenkliche Tonfall des Kopiloten verriet, wie überrascht er über diese Geschichte war.
    Verlegen zog Tina ein Taschentuch heraus und feuchtete es mit ihrem Speichel an. Dann rieb sie über die beschmutzte Stelle, erkannte jedoch augenblicklich, dass sie die Sache nur noch schlimmer machte.
    Sie rieb fester, aber das Blut ging nicht ab.

130
    Chinchewe, Malawi, Ostafrika
    Bakili sah zu, wie die Paviane sich am Rand des Waldes zu neuen Gruppen ordneten, wie sie untereinander schnatterten und kreischten. Der Hunger trieb sie zurück in das Feld.
    Das Kind spürte, wie ihm die Tränen in die Augen traten. Mehr als alles andere wünschte Bakili sich, das Feld zu verlassen und zurück in die Wärme und Sicherheit der Arme seiner Mutter zu flüchten. Aber er wusste, sein Vater würde sich für solches Benehmen schämen. Bakili musste hierbleiben.
    Bakili sprang von der Plattform und streifte zwischen den hohen Stauden umher. Er wünschte, er wäre groß genug, um über den Mais hinwegzusehen. Er pfiff und schrie ein paarmal, aber die Tiere schienen davon kaum Notiz zu nehmen. Auf einmal fand er sich dem Alphatier

Weitere Kostenlose Bücher