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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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ins Zimmer zurück und setzte sich an den kleinen Konferenztisch. Sie wusste alles über die Männer in dem Ausschuss. Sie hatte schon unzählige Male vor ihnen gesessen, um ihre Fragen zu beantworten. Das Einzige, was diesmal anders war, waren die Medien. Kaum hatte sie sich gesetzt, als es an der Tür klopfte.
    Senator Clark trat mit einem freundlichen Lächeln ein. »Irene, wie geht es Ihnen?«, sagte er und schloss die Tür hinter sich.
    Irene erhob sich. »Danke, gut, Mr. Chairman.«
    »Irene, wie oft muss ich es Ihnen noch sagen – wenn wir unter uns sind, bin ich einfach nur Hank für Sie.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ihr Boss, Gott hab ihn selig, hat sich auch standhaft geweigert, mich mit dem Vornamen anzusprechen. Aber er war immerhin zwanzig Jahre älter als ich – da musste ich es wohl akzeptieren.« Clark zwinkerte ihr zu und fügte hinzu: »Sie haben aber keine Ausrede – also bin ich von jetzt an Hank für Sie, wenn wir unter uns sind, einverstanden?«
    Irene nickte. »Also gut, Hank.«
    »Gut. Sind Sie eigentlich ein wenig nervös? Haben Sie noch irgendeinen Wunsch, bevor wir hinausgehen?«
    »Nein, mir geht’s gut, danke.«
    Wie Clark auf die klein gewachsene Frau hinunterblickte, tat es ihm plötzlich Leid um sie. Sie war ihm wirklich sympathisch, und er bedauerte das, was ihr bald widerfahren würde. »Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Probleme geben wird. Die meisten hier im Ausschuss schätzen Sie sehr, und nachdem der Präsident und ich Sie unterstützen, sollte die Abstimmung ziemlich reibungslos über die Bühne gehen. Es könnten vielleicht ein paar unbequeme Fragen von Schuman kommen, aber Sie brauchen sich deshalb keine Gedanken zu machen. Er will sich einfach vor den Kameras ein wenig in Szene setzen.«
    »Ich weiß. Das hat er ja schon oft gemacht.«
    »Ich werde mich bemühen, ihn ein wenig im Zaum zu halten, und auch ein paar andere, die vielleicht ein wenig lästig werden. Aber im Großen und Ganzen müssen Sie allein mit den Jungs fertig werden.«
    »Ich weiß. Es ist ja nicht das erste Mal, Hank.«
    »Aber Sie haben es noch nie vor all den Kameras tun müssen«, erwiderte er mit ernster Miene. »Geben Sie gut Acht, was Sie sagen. Diese Leute stürzen sich auf den kleinsten Fehler.«
    »Ich weiß«, sagte Irene furchtlos.
    »Gut, also, wenn Sie so weit sind, können wir jederzeit hinübergehen«, sagte Clark und zeigte mit dem Daumen auf die Tür.
    »Ich bin so weit.«
    Clark lächelte ihr noch einmal aufmunternd zu und schloss sie in die Arme. »Viel Glück da draußen«, sagte er und fügte hinzu: »Heute machen wir Geschichte, vergessen Sie das nicht.«
    Irene folgte ihm hinaus. Auf dem Flur hatte sich bereits eine Menschenmenge versammelt. Die Gespräche verstummten sofort, als Clark und Kennedy auftauchten. Der Senator überragte alle, sogar die Männer von Irenes Sicherheitsteam. Er trat durch eine weitere Tür, und Irene Kennedy folgte ihm in den Anhörungssaal. Clark gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass sie am Zeugentisch Platz nehmen solle, während er selbst auf das Podium stieg, um sich an den Tisch zu setzen, an dem bereits seine Kollegen Platz genommen hatten.
    Die Galerie war voll mit Reportern und Fernsehteams. Alles wartete auf den historischen Moment. Gleich würde das Bestätigungsverfahren der ersten Frau beginnen, die je für das oberste Amt in der CIA nominiert worden war. Die Anhörung wurde zwar nicht live übertragen, doch es waren alle Sender vertreten, um Aufnahmen für die Abendnachrichten zu machen.
    Als Irene Kennedy an den Zeugentisch trat, konnte sie im Blitzlichtgewitter der Kameras kaum noch etwas sehen. Sie hatte ihr ganzes Gefolge in Langley gelassen. Die Leute von der Rechts- und der Öffentlichkeitsabteilung hatten sie begleiten wollen, um sie zu unterstützen, doch Irenes Stolz gebot ihr, die Sache allein durchzustehen. Es sollte keine Fotos geben, auf denen zu sehen war, wie ihr irgendjemand etwas ins Ohr flüsterte, so als könne sie die Fragen nicht allein beantworten. Irene hatte schon lange gehofft, dass es einmal so weit kommen würde, dass eine Frau an die Spitze der CIA gelangte. Es war ihr völlig klar, dass man in den männlichen Seilschaften, die die Agency in den ersten fünfzig Jahren ihres Bestehens dominiert hatten, wenig Freude damit haben würde, dass eine Frau die Zügel in die Hand bekam. Für ehemalige CIA-Direktoren wie Allen Dulles oder William Casey wäre Irene Kennedy bestenfalls geeignet

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