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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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schätzte. Eine Aussage hatte es jedoch gegeben, die ihn überraschte; sie kam von einem Richter im Ruhestand, der mit Brown im Berufungsgericht gearbeitet hatte – einem Richter, der als eingefleischter Liberaler bekannt war. Der Mann hatte ihm erzählt, dass Brown seine Seele verkaufen würde, wenn es seiner Karriere nützen würde.
    Steveken überlegte, wie er diese Information einordnen sollte. Wenn ihn Senator Clark nach seinen bisherigen Ergebnissen fragte, würde er es ihm wohl anvertrauen, doch er glaubte nicht, dass er es auch Rudin verraten würde. Der Abgeordnete aus Connecticut war einer der unsympathischsten Menschen, die ihm je begegnet waren.
    Irene Kennedy wiederum, die er bei dem Hearing im Fernsehen beobachten konnte, hatte ihn sehr beeindruckt. Sie wirkte sehr sympathisch und hatte sich wirklich gut geschlagen. Es war auch deutlich zu sehen, dass die Ausschussmitglieder ihr nicht allzu sehr auf den Zahn fühlen wollten; möglicherweise hatte Senator Clark sie auf diese Linie eingeschworen. Er hatte schließlich dem Präsidenten sein Wort gegeben – deshalb würde er dafür sorgen, dass keine wilden Anschuldigungen gegen Dr. Kennedy erhoben wurden, ohne dass man Beweise vorlegen konnte.
    Steveken wusste nicht recht, was er von den Dingen halten sollte, die Rudin ihm über Stansfield und Kennedy erzählt hatte. Der Mann hatte nicht den Funken eines Beweises für seine Behauptungen, doch andererseits traute Steveken der CIA sehr wohl alles zu, was Rudin vorgebracht hatte. Man musste auch berücksichtigen, dass die CIA oft mit äußerst unangenehmen Zeitgenossen zu tun hatte – mit Drogendealern, Waffenhändlern, Diktatoren, Terroristen und sonstigen Verbrechern, und wenn man sich mit Leuten dieser Sorte abgeben musste, dann war es manchmal nicht zu vermeiden, dass man sich die Hände schmutzig machte.
    Dass Rudin ihm so extrem unsympathisch war, führte seltsamerweise dazu, dass er eine gewisse Sympathie für Irene Kennedy und die CIA empfand. In manchen Augenblicken hoffte er geradezu, dass Brown heute Abend nicht auftauchen würde und dass er sich morgen mit dem alten Ekel zum Essen treffen und ihm sagen konnte, dass er nichts herausgefunden hätte. Steveken lachte in der Dunkelheit und Kälte des abendlichen Parks, als er sich Rudins verkniffene Miene vorstellte, wenn er ihm das sagte und ihn hinterher noch die Rechung für das Essen bezahlen ließ.
    Plötzlich sah Steveken etwas in der Ferne auftauchen – ein winziges rotes Licht, wie von einem Glühwürmchen, das durch die Dunkelheit irrte und nach und nach näher kam. Steveken hörte die tapsenden Schritte eines Hundes auf dem Asphalt und nahm fast im selben Augenblick den Geruch von Pfeifentabak wahr. Sofort erinnerte er sich, dass Brown am Abend zuvor Pfeife geraucht hatte.
    Brown blieb einige Meter vor ihm stehen, und es kam Steveken so vor, als würde sich eine gewisse Selbstgefälligkeit im Gesichtsausdruck des Mannes widerspiegeln. »Guten Abend, Richter.«
    »Wie geht’s, Mr. Steveken?«
    »Mir ist kalt. Sie sind heute Abend spät unterwegs.«
    »Ich musste noch ein paar Dinge für Sie besorgen.«
    Steveken widerstand dem Impuls, die Hand auszustrecken. »Was haben Sie für mich?«, fragte er.
    Brown zögerte einen Augenblick und sagte schließlich: »Ich möchte Ihnen zuerst einen guten Rat geben.« Er griff ins Innere seiner Jacke und zog einen großen Umschlag hervor. »Öffnen Sie das nicht selbst. Geben Sie es einfach an den Abgeordneten Rudin weiter und sagen Sie ihm, Sie hätten keine Ahnung, was da drin ist.« Brown gab Steveken den Umschlag und fügte hinzu: »Sie dürfen ihm unter keinen Umständen verraten, woher Sie das haben. Der Mann, der mir diese Informationen gegeben hat, ist vor zwei Wochen spurlos verschwunden. Ich vermute, dass er tot ist.«
    Brown gab Steveken keine Gelegenheit, etwas zu erwidern. Er drehte sich um und ging in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. »Tun Sie sich selbst einen Gefallen und übergeben Sie das so schnell wie möglich, damit Sie es los sind. Der Abgeordnete Rudin wird dann schon wissen, was er damit zu tun hat.«
    Steveken, der normalerweise nie um eine Antwort verlegen war, stand mit offenem Mund da und sah Brown nach, wie er in der Dunkelheit verschwand. Als der Richter schon zu weit weg war, um es hören zu können, murmelte Steveken: »Na, dann besten Dank.« Er hatte plötzlich das Gefühl, nur eine Schachfigur im Spiel der Mächtigen zu sein – doch er verdankte Clark

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