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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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sollte. Schließlich blickte sie zu ihm auf und sagte: »Ich würde gern für eine Minute hineinschauen.«
    Rapp lachte laut auf. »Konsum geht wieder einmal vor Kirche. Deine Mutter wäre enttäuscht von dir.«
    Anna sah ihn vorwurfsvoll an. »Es dauert doch nur eine Minute.«
    »Ist schon okay, Liebling, wir haben ja den ganzen Tag Zeit. Den Dom können wir auch noch morgen besichtigen«, sagte Rapp und öffnete die Tür, um sie eintreten zu lassen. Bevor er ihr folgte, blickte er noch kurz in die Richtung, in der sich, wie er wusste, das Modehaus Armani befand. Irgendwo in diesem Haus hielt sich Donatella gerade auf. Rapp hatte vor dem Abflug Marcus Dumond noch ein paar Informationen einholen lassen. Dumond war das Computergenie der CIA-Antiterrorzentrale. Als überaus begabter Hacker war es für ihn kein Problem gewesen, in das System von Armani einzudringen und herauszufinden, dass sich Donatella die ganze Woche über in Mailand aufhalten sollte. Rapp hatte ihren gesamten Terminplan für die beiden Tage, die er in Mailand war, auswendig gelernt. Er blickte kurz auf die Uhr – das Timing war wahrscheinlich perfekt. Er würde sich noch eine halbe Stunde am Shoppen beteiligen und sich dann auf den Weg machen.
     
    Rosenthal wies Sunberg an, den Wagen in einiger Entfernung von dem Café zu parken, zu dem sie dann zu Fuß gingen. Rosenthal bemerkte erfreut, dass David Yanta an einem der kleinen Holztische saß und sich in seiner typischen lebhaften Art mit zwei atemberaubenden Schönheiten unterhielt. Die beiden waren bestimmt Models, von denen es in dieser Stadt so viele gab wie nirgendwo sonst auf der Welt. Rosenthal war froh, dass Yanta mit den beiden Frauen plauderte, weil gegen ein wenig Sex im Laufe der Mission nichts einzuwenden war und weil in dem Metier, in dem sie tätig waren, ein Mann allein an einem Tisch immer auffiel.
    Als sie an den Tisch traten, sprang Yanta begeistert auf und stellte seine Kollegen den beiden Frauen vor. Sie hatten sich diesmal die Geschichte zurechtgelegt, dass sie für ein internationales Telekommunikationsunternehmen mit Sitz in Paris arbeiteten. Hier in Mailand, so erzählten sie, wären sie, um dem Reifenunternehmen Pirelli eines ihrer Produkte anzubieten.
    Yanta bestellte noch eine Runde Kaffee und zog ein frisches Päckchen Zigaretten hervor. Ohne die Sonnenbrillen abzunehmen, zündeten sie sich ihre Zigaretten an. Hier in Mailand kam es vor allem darauf an, möglichst cool zu wirken. Yanta machte sich gleich wieder daran, die Models mit abenteuerlichen Geschichten von ihren Reisen zu unterhalten. Rosenthal beobachtete ihn amüsiert. Yanta war ein begnadeter Schwätzer; der Mann konnte mit so gut wie jedem ein Gespräch anknüpfen. Er wirkte etwas begriffsstutzig, was er jedoch zu seinem Vorteil nützte, indem er sich selbst auf die Schippe nahm. Die Frauen fielen oft genug auf seine Masche herein.
    Rosenthal tat so, als würde ihn die muntere Unterhaltung interessieren. Von Zeit zu Zeit warf er einen kurzen Blick zum Modehaus Armani auf der anderen Straßenseite hinüber. Der Ausstellungsraum befand sich im Erdgeschoss und die Büroräume in den Stockwerken darüber. Irgendwo im zweiten Stock lag das Büro von Donatella Rahn. In der Akte, die Freidman ihm gegeben hatte, wurden alle wichtigen Aspekte ihres Lebens behandelt. Ihre Wohnung lag nicht weit entfernt an der Ostseite der Giardini Pubblici in einem der nobleren Viertel von Mailand. Sie ging jeden Tag zu Fuß zur Arbeit. Ihren Sommerurlaub verbrachte sie in einer kleinen Villa am Corner See, und im Winter ging es entweder zum Skifahren in die Schweiz oder in das warme Griechenland. Sie musste beruflich sehr viel reisen und war fast jeden Monat in Paris oder New York.
    Die Frau war der perfekte Lockvogel. Eine atemberaubende Schönheit, die auf vielfältige Weise eingesetzt werden konnte, um den Feind dazu zu verleiten, unachtsam zu werden. Rosenthal nahm an, dass sie schon so manchen mächtigen Mann verführt hatte, den man hinterher erpressen konnte. In der Akte stand kaum etwas über ihre Operationen, doch Rosenthal wusste aus Erfahrung, mit welchen Strategien seine Vorgesetzten arbeiteten. Sie war der Köder, mit dem man den Feind in einen Hinterhalt lockte.
    Eine Sache beunruhigte Rosenthal jedoch ein klein wenig. Freidman hatte ihm erzählt, dass die Frau mehr Männer beseitigt hatte als sie beide zusammen. Nach Rosenthals vorsichtiger Schätzung mussten das über zwanzig Leute sein – eine Anzahl, auf die wohl

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