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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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ihn fragte, was er wünsche. Rapp antwortete, dass er Blumen für Donatella zuzustellen habe.
    Er trat ein und stieg eine Treppe hinauf, bis er schließlich vor der Frau stand, die ihn hereingelassen hatte. Ihre langen Beine waren unter dem Glastisch, an dem sie saß, gut zu erkennen. Sie war sehr hübsch, hatte jedoch das abgezehrte Äußere, wie es in der Modewelt im Moment so beliebt war. Überall sonst auf der Welt hätte sie mit Leichtigkeit als Model arbeiten können, doch hier in Mailand musste sie sich mit einem Job als Empfangssekretärin begnügen. Rapp lächelte die Frau gewinnend an. »Ich bin ein alter Freund von Donatella und wollte ihr damit eine kleine Überraschung bereiten.« Rapp hielt die Blumen hoch.
    Die Frau erwiderte sein Lächeln und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. »Sie sind ziemlich genau Donatellas Typ«, sagte sie schließlich anerkennend und griff zum Telefon.
    Rapp trat einen Schritt vor. »Ich würde sie wirklich gern überraschen«, wandte er ein.
    Die Frau zögerte einen Augenblick und legte schließlich den Hörer wieder auf. »Wissen Sie denn, wo ihr Büro ist?«, fragte sie.
    »Ist es immer noch am Ende des Ganges auf der linken Seite?«
    »Ja.«
    »Danke. Sie sind ein Schatz«, sagte Rapp mit einem Augenzwinkern und ging den Gang hinunter. Als er sich Donatellas Büro näherte, verlangsamte er seine Schritte und stellte fest, dass sein Herz begonnen hatte, schneller zu schlagen. Immerhin hatte er mit Donatella einiges erlebt, sowohl im Einsatz als auch im Bett.
    Die Tür war offen. Rapp klopfte nicht an und trat auch nicht ein. Er stand wie angewurzelt da und betrachtete Donatellas kurvige Gestalt. Sie stand mit dem Rücken zu ihm an ihrem Schreibtisch und betrachtete irgendetwas darauf. Rapp beobachtete sie, wie sie eine Hand an die Hüfte legte und sich mit der anderen Hand den Nacken zu massieren begann. Die Frau strahlte immer noch eine einzigartige Sinnlichkeit aus. Sie trug eine Hose aus schwarzem Leder, die ihre Figur hervorragend betonte, dazu eine weiße Bluse und schwarze Stiefel. Allein der Anblick ihrer langen sonnengebräunten Finger an ihrer Hüfte ließ einen ganzen Schwall von erotischen Erinnerungen in ihm hochkommen. Die intimen Gedanken verursachten ihm Gewissensbisse, und er konzentrierte sich wieder auf die Sache, die er zu erledigen hatte.
    Dass er Donatella überraschen wollte, hatte einen ganz bestimmten Grund. Er würde sofort an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, ob sie mit den Leuten im Bunde war, die in Deutschland einen Anschlag auf ihn verübt hatten. Er nahm eigentlich nicht an, dass es so war – vor allem deshalb, weil er es nicht glauben wollte. Er konnte sich nicht vorstellen, warum es die Israelis auf ihn abgesehen haben sollten. Der Mossad hatte sich in so mancher Operation als absolut rücksichtslos erwiesen – doch es war nicht einzusehen, was sie davon gehabt hätten, Rapp zu töten sowie der CIA und Amerika zu schaden. Rapp hatte schließlich jahrelang die Dreckarbeit für sie erledigt. Nein, Rapp ging davon aus, dass Donatella nebenbei hin und wieder einen Job übernahm, und er hatte auch schon einen Plan, wie er sie zum Reden bringen wollte.
    Er räusperte sich und wartete, dass Donatella sich umdrehte. Als sie sich ihm schließlich zuwandte, weiteten sich ihre dunklen Mandelaugen, und ihre vollen Lippen öffneten sich zu einem Lächeln. Donatella streckte die Arme aus und schritt rasch auf ihn zu. Rapp konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. Sie umarmten sich, und Donatella ließ mit der Vertrautheit der einstigen Geliebten die Arme unter seine Jacke gleiten. Ihre Hände wanderten zu seinen Schultern hinauf, und sie drückte ihre Brüste an seinen Körper. Mit geschlossenen Augen fanden ihre Lippen die seinen, und sie gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Schließlich legte sie den Kopf an seine Brust und drückte ihn mit ihrer ganzen, nicht unbeträchtlichen Kraft.
    »Oh, ich habe dich so vermisst«, sagte sie auf Italienisch.
    Rapp hielt etwas unbeholfen die Blumen in der einen Hand und den Kaffeebecher in der anderen. Er küsste sie auf das Haar und sagte auf Italienisch: »Ich habe dich auch vermisst.«
    Donatella drückte ihn nochmals ganz fest. »Warum hast du nicht angerufen, dass du kommst?«, fragte sie, nachdem sie die Tür ihres Büros geschlossen hatte.
    Rapp zuckte unschuldig die Achseln. »Ich war einfach in der Gegend, und da habe ich beschlossen vorbeizuschauen. Du würdest es ja bestimmt auch so machen,

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