Die Macht
Refugium. In diese Privaträume zogen sich die Senatoren zurück, um ungestört zu sein oder geheime Geschäfte zu tätigen.
Steveken gelangte schließlich zu Clarks Büro im dritten Stock des Hauses und klopfte an die alte Holztür. Der Senator rief ihm zu, dass er eintreten solle.
Als Steveken ins Zimmer trat, sprang Hank Clark sogleich von seinem Stuhl auf und kam auf ihn zu. »Wie geht’s Ihnen denn, Norb?«, fragte er aufgeräumt.
»Gut, Hank, danke der Nachfrage«, antwortete Steveken und schüttelte dem groß gewachsenen Senator fest die Hand. Sie redeten einander schon seit einiger Zeit mit den Vornamen an. »Ich muss mich entschuldigen, dass ich nicht früher kommen konnte, aber ich hatte in Kalifornien zu tun.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte Clark und klopfte ihm auf den Rücken. »Ich weiß schon, dass ich nicht Ihr einziger Kunde bin.« Der Senator mochte Steveken wirklich gern. Der Mann hatte einen beißenden Humor, eine zynische Denkweise und war überdies sehr loyal. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie so schnell gekommen sind.«
»Das versteht sich doch von selbst. Was gibt es denn?«
»Setzen Sie sich doch«, forderte Clark ihn auf und zeigte auf eine Sitzgruppe, die aus einer Couch und mehreren Stühlen bestand. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
»Ein Kaffee wäre fein«, sagte Steveken und blickte aus dem Fenster. Hier in diesem Zimmer besprach er zumeist geschäftliche Dinge mit dem Senator. Auf diese Weise vermieden sie es, zusammen gesehen zu werden. Der ehemalige FBI-Agent konnte sich an dieser Aussicht nicht satt sehen. Durch das große, weit geöffnete Fenster sah er die National Mall in ihrer ganzen Länge vor sich.
Clark schenkte aus einer Thermoskanne zwei Tassen Kaffee ein. »Wie gehen die Geschäfte?«, fragte er und setzte sich auf die dunkelbraune Ledercouch, während Steveken auf einem dazu passenden Sessel Platz nahm.
Steveken nahm einen Schluck von seinem Kaffee. »Hervorragend«, antwortete er, »dank Ihnen.« Er hielt seine Tasse hoch, so als würde er auf den Senator trinken.
»Na ja, Sie leisten eben gute Arbeit, Norb. Meine Freunde stellen hohe Ansprüche. Sie würden sich sofort bei mir beklagen, wenn Sie keine hervorragenden Ergebnisse abliefern würden.«
»Ich verspreche ihnen aber auch keine Dinge, von denen ich weiß, dass ich sie nicht bieten kann, und vor allem lege ich vorher alles schriftlich fest. Die Leute erinnern sich an mündliche Absprachen oft so, wie es ihnen gerade passt.«
Clark lachte. »Da haben Sie Recht.«
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Steveken.
Clark schlug die Beine übereinander, um es sich bequem zu machen. »Ich brauche Sie für eine ganz bestimmte Arbeit.«
Steveken nickte eifrig. Clarks Aufträge wurden immer gut honoriert. »Worum geht’s?«, fragte er.
»Es ist ein Job, der ein klein wenig riskant ist.«
»Wie riskant?«
»Es hat mit der CIA zu tun.«
Steveken stellte die Tasse auf den Tisch. »Ich höre.« Er lehnte sich mit betont ruhiger Miene zurück und schlug die Beine übereinander.
Clark wusste eine Menge über Steveken. Er war ein Mann, der Herausforderungen liebte. Genau aus diesem Grund hatte es ihm auch beim FBI nicht mehr gefallen; er hatte sich dort gelangweilt und unterfordert gefühlt. Clark wusste auch, dass Steveken einen kleinen Komplex hatte, wenn es um seinen ehemaligen Arbeitgeber und die CIA ging. Er würde sich keine Gelegenheit entgehen lassen, den beiden ein kleines Schnippchen zu schlagen.
»Was halten Sie von der Kandidatin des Präsidenten für den Direktorposten?«, fragte Clark.
»Ich kenne Dr. Kennedy nicht persönlich, aber was man so hört, dürfte sie eine recht fähige Person sein.«
»Das ist sie wirklich«, antwortete Clark. »Nur gibt es leider hier in der Stadt einige Leute, die nicht wollen, dass sie an die Spitze der CIA kommt.«
»Ist das nicht meistens so, wenn der Job neu besetzt wird?«
»Ja … schon, aber diesmal könnten die Sorgen begründet sein.«
»Zum Beispiel?«
Clark zögerte einen Augenblick. »Die Sache könnte ziemlich heikel werden, Norb«, sagte er schließlich.
»Hank«, erwiderte Steveken und machte ein leicht beleidigtes Gesicht. »Was mich angeht, bleibt alles, was wir hier besprechen, unter uns.«
»Sicher, Norb, aber die Sache könnte wirklich ein wenig brenzlig werden.«
Clarks Beteuerungen stachelten Stevekens Neugier nur noch mehr an. »Sie wissen, dass ich keine Angst vor riskanten Jobs habe.«
»Das weiß ich«, sagte
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