Die Macht
Clark und hielt noch einmal inne, um die Spannung zu erhöhen. Er blickte nachdenklich aus dem Fenster, so als überlege er noch, ob er Steveken mit der Sache betrauen sollte. Schließlich wandte er sich wieder seinem Gast zu. »Das Ganze könnte einen ziemlichen Medienrummel nach sich ziehen.«
Steveken blinzelte einige Male. Er misstraute den Medien zutiefst – wohl wissend, dass sie wie ein wildes Tier sein konnten, das keine Beute verschonte. Nachdem er in einer Branche tätig war, wo es vor allem darauf ankam, nicht aufzufallen, war es ihm seit jeher ein Anliegen, einen Bogen um Reporter zu machen. Er versuchte, ein paar Schritte vorauszudenken, und fragte schließlich: »Je nachdem, was ich herausfinde – besteht dann die Möglichkeit, dass ich vor Ihrem Ausschuss aussagen muss?«
»Nein«, antwortete Clark kopfschüttelnd. »Aber es könnte sein, dass Sie vor den Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses geladen werden.«
»Warum?«, fragte Steveken verwirrt.
»Das ist eine komplizierte Geschichte, aus der ich mich, so gut es geht, heraushalten möchte«, antwortete Clark seufzend. »Ich habe dem Präsidenten mein Wort gegeben, dass ich mich für die Bestätigung von Dr. Kennedy als neue Direktorin der CIA einsetzen werde, und das will ich auch einhalten. Trotzdem habe auch ich gewisse Vorbehalte gegen Dr. Kennedy.« Mit ernster Miene fügte er hinzu: »Was ich Ihnen jetzt sage, muss unbedingt unter uns bleiben.«
Steveken machte ein beleidigtes Gesicht. »Das versteht sich doch von selbst.«
»Nun, die größten Vorbehalte kommen von Seiten des Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, dem Abgeordneten Rudin.« Clark sah das Stirnrunzeln, mit dem Steveken auf seine Mitteilung reagierte, und fügte rasch hinzu: »Ich weiß, ich weiß, der Mann ist eine Nervensäge, aber er meint es gut. Rudin schwört, dass Irene Kennedy korrupt ist. Er ist sich seiner Sache hundertprozentig sicher.«
»Warum leitet er dann keine Untersuchung ein? Die Macht dazu hat er doch.«
»Die hat er in der Tat. Vor einigen Wochen hat er Kennedy vor seinen Ausschuss zitiert, weil er ihr einige unbequeme Fragen stellen wollte.« Clark nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
»Und?«, fragte Steveken.
»Er wurde daraufhin ins Weiße Haus bestellt, wo ihm der Präsident ordentlich die Leviten gelesen hat.«
»Oh. Der Präsident will eben nicht, dass ihm bei seiner Nominierung jemand in die Quere kommt.«
»Genau. Und wie ich schon sagte, ich habe Hayes mein Wort gegeben. Ich werde mich nicht gegen ihn wenden und Kennedys guten Namen beschmutzen, nur weil Al Rudin etwas gegen sie hat. Trotzdem wäre es mir nicht recht, dass sie Direktorin wird, wenn es in ihrer Vergangenheit irgendetwas Bedenkliches gäbe.«
»Darum möchten Sie, dass ich ein wenig nachsehe, ob es da etwas gibt.«
»Genau«, bestätigte Clark, lehnte sich zurück und schlug sich auf die Schenkel.
»Das sollte kein Problem sein. Ich fange gleich heute Vormittag an.«
»Großartig«, sagte Clark lächelnd und fügte nach kurzem Zögern hinzu: »Es gibt da noch einen Gefallen, um den ich Sie gern ersuchen würde.«
»Schießen Sie los.«
»Sie arbeiten offiziell nicht für mich.«
»Für wen arbeite ich denn?«
»Für den Abgeordneten Rudin.«
Steveken runzelte die Stirn. »Verzeihen Sie, wenn ich es so offen sage, Hank, aber der Mann gilt als ein richtiges Ekel.«
»Das ist er auch, aber er meint es gut. Ich verspreche Ihnen, ich sage ihm, dass er sich zusammenreißen soll, sonst werden Sie keinen Finger für ihn rühren.«
Steveken blickte immer noch ziemlich skeptisch drein. »Weiß er, was ich normalerweise verlange? Ich meine, der Kerl ist ja ein ziemlicher Geizkragen.«
»Machen Sie sich keine Sorgen wegen Ihres Honorars. Das übernehme ich.«
»Nein«, wehrte Steveken ab. »Das kann ich nicht von Ihnen verlangen. Sie haben schon genug für mich getan.«
»Nein, ich bestehe darauf, Norb. Sie sind jeden Penny wert, den Sie bekommen.«
»Hank … ich finde es nicht richtig, wenn ich von Ihnen …«
Clark hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Kein Wort mehr. Ich will nichts mehr davon hören. Ich bezahle Sie für den Job, und damit basta. Okay?« Clark war der Überzeugung, dass man sich die Loyalität eines Menschen am besten sichern konnte, indem man ihn gut bezahlte.
Steveken nickte. »Na schön. Aber ich lasse mich von Rudin nicht für dumm verkaufen.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Clark
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