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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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in den Teer – bis die Wucht ausreichte, um den Stein zu sprengen.
    Als die Saint abhob, donnerte sie über die auf der Straße verteilten Überreste des Gargoyles hinweg.
    Was Silena sah, jagte ihr Schauder über den Rücken.
    An vielen Stellen Kiews erhoben sich Wesen in den Morgenhimmel, unter ihnen sprangen groteske Kreaturen durch die Straßen oder von Dach zu Dach. Sie kam auf etwa dreißig Gargoyles, die von der Macht des Weltensteins und durch die Magie von Arsenie zum Leben erweckt worden waren. »Mehr als lebendiger Stein«, sagte sie. Sie ahnte, warum es so viele waren. Cyrano hatte die Tage genutzt, um weitere seiner versteinerten Freunde nach Kiew zu schaffen.
    Es ergab keinen Sinn, im Tiefflug über Kiew hinwegzudonnern und sich auf die Jagd zu begeben. Sie war eine Drachentöterin, und ihre Talente an diesen Wesen auszutoben, wäre reine Verschwendung. »Saint drei, bestätigen.«
    »Hier Saint drei, Großmeisterin.« Die Stimme klang sehr angespannt, und das Heulen der Motoren verriet ihr, dass der Pilot die Maschine mit höchster Geschwindigkeit flog.
    »Ich brauche Sie in Kiew. Machen Sie Jagd auf die befreiten Gargoyles. Ich wiederhole: Machen Sie Jagd auf die befreiten Gargoyles.«
    »Hatten Sie nicht angeordnet, dass…«
    »Diese Biester greifen uns an«, unterbrach sie ihn. »Das wird nicht eher enden, bis wir … den Verantwortlichen dafür erledigt haben. Machen Sie Tontaubenschießen, Saint drei, und halten Sie der Armee den Rücken frei. Bestätigen.«
    »Bestätigt, Großmeisterin. Ich bringe Ihnen was mit.«
    Silena näherte sich wieder dem Triglav und sah die Maschine auf sich zukommen. Hinter ihr und mit einigem Abstand folgte ein großer, weißer Drache mit zwei Köpfen.
    »Er wird nach links abtauchen«, sagte Grigorij abwesend.
    »Was?«
    »Der weiße Drache, der auf uns zufliegt. Er wird nach links abtauchen und uns von hinten angreifen«, wiederholte er.
    Silena warf einen Blick auf die montierten Spiegel. Nein, er konnte nicht sehen, was vor der Schnauze der Saint geschah.
    »Ich bin ein Hellseher, Silena«, rief er belustigt.
    »Das sehen wir gleich.« Sie hatte beschlossen, sich auf Grigorijs Ankündigung einzulassen, und verlangte von der Maschine ein sehr abruptes, hartes Abwärtsmanöver. Gleichzeitig ließ sie die Lanze hervorschnellen.
    Im selben Moment änderte der Zweiender seine Flugbahn, und die Lanze versenkte sich in den linken Hals, durchstieß ihn und bohrte sich dazu noch in den Leib. Wie festgenagelt war der Kopf nach hinten gebogen, und das schwarze Blut sprudelte zwischen den Schuppen hervor.
    Der andere Kopf des Zweienders wandte sich ihnen zu. Gleich darauf verschwand der Himmel in einer roten Feuerwolke, die Silena die Sicht raubte. Grigorij beobachtete, welche verschiedenen Färbungen das Feuer hatte und einmal orange, dann fast zinnoberfarben erschien.
    Fluchend lenkte sie die Saint aus dem Drachengruß, und der Himmel kehrte zurück. Zwei rote Lämpchen blinkten auf ihrem Armaturenbrett, die Hitze in den Motoren war empfindlich gestiegen. »Wieso hast du davon nichts gesagt?«, sagte sie zu ihm.
    »Das habe ich nicht gesehen.« Er zuckte zusammen. »Nach rechts, sofort!«
    Silena fragte nicht einmal, sie tat, was er ihr sagte.
    An der schräg gestellten Tragfläche zischte ein zerfetzter Drachenkadaver vorüber, sein sprühendes Blut prasselte als schwarzer Regen gegen die Saint und traf auf das Glasdach. Ohne Grigorijs Warnung wäre ihnen der Leichnam unmittelbar auf die Kanzel geknallt.
    »Unter uns ist einer. Pass auf, sonst…«
    Allmählich hasste Silena es, Grigorijs Stimme zu vernehmen. Die Maschinen liefen auf gedrosselter Kraft, also setzte sie auf Abschreckung. Sie betätigte einen Hebel, und die Verschlüsse vor den Sirenen schwangen zur Seite. Der blaue Drache, der ihnen mit ausgestreckten Hinterläufen und greifbereiten Klauen entgegenkam, änderte seine Route und stieß einen gequälten Schrei aus; die gelben Flammen verfehlten sie glücklicherweise.
    »Das war gut. Noch mehr Hitze, und die Motoren hätten angefangen zu brennen. Dann wollen wir…«
    Entgeistert verstummte sie.
    Was zuerst wie schwarze Schleierwolken am Horizont wirkte, entpuppte sich mit einem Mal als Flug der Gargoyles. Die schwingengerüsteten Exemplare trugen diejenigen, die nicht fliegen konnten, hin zum Triglav. Wieder andere stürzten sich auf die Truppen des Zaren und begannen ein Gefecht mit den Soldaten, und an den Hängen befanden sich die ersten Drachentöter im

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