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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mit Drachen; auch die Soldaten vor dem Berg mussten sich mit allem, was sie an Waffen mit sich führten, gegen die Attacken von drei kleineren Drachen zur Wehr setzen. Als die ersten gelben und grünen Lohen aus den Mäulern flogen und die vorderen Reihen der Truppen zu verkohlten Leichen und Asche verwandelten, war Silena sich sicher, dass keiner der Männer den Abend erleben würde, nicht einmal die Besatzungen der Panzer. Die erfahrenen Drachen kannten die Schwachstellen der stählernen Ungetüme: die Rohre und die Motoren. Einen Feuerstoß da hinein, und die Insassen wurden gegrillt wie Hähnchen in einer Backröhre.
    Silena lenkte die Saint zurück nach Kiew. Sie wollte zwei Lanzen nachfassen und auftanken, die sinkende Treibstoffanzeige machte sie nervös. »Ich habe gleich gesagt, dass die Dinger einen größeren Tank benötigen«, grummelte sie und setzte auf der breiten Straße zur Landung an.
    Kaum stand die Saint, rannte die Bodencrew herbei. Es wurde getankt und nachgerüstet, während Silena eine Flasche mit Wasser gereicht bekam. Sie legte den Kopf zum Trinken in den Nacken, und dabei fiel ihr Blick auf einen verwitterten Gargoyle, der unter dem Dach einer schön anzusehenden Villa angebracht war und den First stützte. Sie hielt inne. Ein silbriges Glühen lag auf der Statue, blaue Blitze jagten wie Elektrizität über den Körper. Die Augen leuchteten weiß auf, und die moosbewachsenen Finger lösten sich langsam vom Balken.

XXV.
     
    »Ich schwöre, dass ich einen zehn Meter langen, braunschwarzen Drachen gesehen habe, der im Wald auf einer Lichtung saß und sich gesonnt hat. Um ihn herum sprangen vier hübsche junge Mädchen, die für ihn sangen und tanzten. Plötzlich hat er sich eine von ihnen geschnappt und mit einem Bissen verschlungen. Die anderen drei sangen weiter, als sei nichts geschehen. Schwarze Magie, sage ich. Diese Teufel beherrschen schwarze Magie, um den Verstand der Lebenden zu verblenden. Wer würde freiwillig einem Drachen dienen?«
     
    Simone Wendner , Hausfrau aus der Serie ›Drachentöterinnen und Drachentöter im Verlauf der Jahrhunderte‹
     
    Im ›Münchner Tagesherold‹, Königlich-Bayerisches Hofblatt vom 4. August 1924

10. März 1925, Triglav, Kiew, Zarenreich Russland
     
    Der Boden unter Arsenie bebte, weil ein Drache in den Burghof gestürzt und gegen die Mauer des Gebäudes geprallt war. Der Kampf um den Berg tobte mit aller Macht, und wenn sie es richtig einschätzte, standen die Aussichten für die Angreifer besser.
    »Woher, zum Teufel, kommen diese drei Drachen?«, fragte sie Eris. »Sie machen mit so ziemlich all Ihren geschuppten Freunden kurzen Prozess.«
    »Sie waren nicht vorgesehen, liebe Arsenie«, gab er missgelaunt zurück und verfolgte, wie eines der Flugzeuge einem seiner Verbündeten eine Lanze durch die Schnauze rammte. Er ballte die Fäuste. »Kümmern Sie sich nicht weiter darum, sondern bringen Sie die Gargoyles zum Leben!«
    Arsenie nickte und wandte sich dem Schädel und dem Weltenstein zu. Bis auf eine Kleinigkeit hatten sie und Eris die Formel entschlüsselt – aber es fehlte ein Wort. Nichts wies im Schädel daraufhin, dass es sich einmal darin befunden hatte. Es gab keine Kratzspuren, keine Farbreste. Nichts.
    »Wie komme ich an dein Geheimnis?«, fragte sie den Schädel und drehte ihn zum elften Mal hin und her, ohne etwas zu finden. Dann sah sie zum Weltenstein, nahm ihn in die Hand und wendete ihn ebenso. »Oder hast du es verborgen?«
    Sie stülpte die Oberseite des Schädels, die man abnehmen konnte, auf den Weltenstein und sah durch das Loch, dann schob sie den Stein unschlüssig herum. Durch das Loch hatte man den Stein unmöglich herausbekommen, welchen Sinn ergab es also? Um das Gehirn des Toten abzusaugen und den Stein freizulegen? Aber dazu hätte man ebenso die Nase nehmen oder den Schädel gleich zerschlagen können.
    Dieses Mal war das Beben näher bei ihnen, auf dem Hof erklang ein lauter Drachenschrei, der das Kreischen anderer Drachen überlagerte. Das Rauschen, das danach erklang, war das Feuer, das gespien wurde. Arsenie fühlte, wie die Wand in ihrem Rücken unvermittelt sehr heiß wurde und die einzelnen Quader knackten.
    »Verflucht!« Eris eilte zur Tür. »Machen Sie weiter, liebe Arsenie. Ich werde nachsehen, warum meine Freunde es nicht schaffen, unsere Feinde aufzuhalten.« Er rannte hinaus.
    Arsenie sah nicht auf, sie hatte den Eindruck, dass sie etwas auf der Spur war. Plötzlich fügte sich der Stein so

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