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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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noch geschafft habe, okay?« Der Fahrstuhl bremst ab. Ich löse sanft ihre Finger von dem Geländer und nehme ihre Hand in meine.
    Sie ist vollkommen schweißnass. Klebrig von kaltem Schweiß.
    Und passt perfekt in meine Hand.
    Einen Moment lang, nachdem der Fahrstuhl abgebremst hat, die Türen sich jedoch noch nicht geöffnet haben, lehnen wir uns beide zurück, vollkommen gefangen in diesem Augenblick …
    Dann öffnen sich die Türen. Eine kleine schwarze Frau mit einer rosa Bluse steht davor und klappert mit einem dicken Schlüsselbund. Sie wird uns auf den letzten Schritten begleiten. Clementine hat mich darauf vorbereitet: Damit die Patienten sich wohler in ihrer Haut fühlen, trägt das Personal keine Uniformen. Das silberne Namensschild an ihrer Bluse weist sie als Krankenschwester der Psychiatrie aus. Hinter der Frau wartet die nächste Eisentür, genau wie im unteren Stockwerk.
    »Sie sind der Besuch für Nico Hadrian?« Sie wirft einen flüchtigen Blick auf unsere Besucherausweise.
    »Genau das sind wir«, erwidere ich, während sich die Frau umdreht und die Eisentür mit einem Schlüssel öffnet. Dahinter erwartet uns ein schäbiger, schmuddeliger Gang, der schlecht beleuchtet ist. Und der Mann. Er steht direkt hinter der Schwelle und wippt auf den Fußballen. Mit einem verlegenen Grinsen schaut er uns mit seinen schokoladenbraunen Augen an.
    »Ich habe allen erzählt, dass ihr wiederkommen würdet«, erklärt Nico mit monotoner Stimme. Sie ist eine Folge der starken Medikamente. »Aber sie glauben mir nie.«
     

73. Kapitel
    »Ist das Ihr Vater oder Ihr Großvater?«, erkundigte sich der kräftige weiße Junge mit den Springerstiefeln, als der Friseur mit dem Rasierer den Hinterkopf des Jungen hochfuhr.
    »Mein Vater«, antwortete Laurent, ohne das alte Schwarzweiß-Foto eines Blickes zu würdigen, das neben der glänzenden blauen Flasche Rasierwasser steht. Es zeigte einen Soldaten in voller Ausgehuniform, der wie auf einem offiziellen Armeeporträt mit einem mutwilligen Grinsen vor der amerikanischen Flagge posierte.
    »Und diese Orden da auf seiner Brust?« Der Kunde versuchte, unter seinen Brauen auf das Foto zu schielen, obwohl er das Kinn auf die Brust drückte.
    Laurent hatte die Frage schon viele Male gehört. Die Kunden wollten wissen, welche Medaillen sein Vater auf seiner Uniform trug.
    Verblüffend war nur, dass der Friseur trotz des Fotos selten an seinen Vater als einen Soldaten dachte. Als strenger »Adventist Des Siebten Tages« war sein Vater Pazifist und so gläubig gewesen, dass er nichts mit dem Militärdienst zu tun haben wollte. Doch drei Tage nach Pearl Harbor, als das Land in Not war und seine Gebete nicht erhört worden zu sein schienen, ging sein Vater in ein Rekrutierungsbüro und meldete sich freiwillig.
    Er sagte zu seinen Sergeanten, dass er keine Waffe tragen und am Sabbat keine Gräben ziehen würde. Sie teilten ihn zum Kochen ein, und natürlich ließen sie ihn auch Haare schneiden. Als Laurents Vater Jahre später nach Hause kam, blieb er seinem Glauben ebenso treu ergeben wie zuvor. Aber etwas hatte er gelernt, und er versuchte, das seinen Kindern einzupauken: »Manchmal gibt es ein übergeordnetes Gutes.«
    »Er hat eigentlich in der Küche gearbeitet«, sagte der Friseur seinem Kunden und deutete mit der Schere auf das Foto. »Diese Orden waren ein Scherz seines First Sergeants. Als sie in San Juan stationiert waren, hatte mein Vater als Erster einen Hummer gefangen.«
    Der Kunde lachte und krempelte einen Ärmel hoch. Er trug eine Tätowierung am Arm, auf der wie auf einem Cartoon eine Bulldogge des Marinekorps ihren Bizeps spielen ließ. Darunter stand seine Tätowierung: Forever Faithful .
    Dem Friseur schnürte sich der Hals zu. Seine Gefühle, als er die Tätowierung las, überraschten ihn. Es stand völlig außer Frage, dass es einem Kraft verlieh, wenn man loyal war.
    Aber …
    Er warf einen kurzen Blick auf das Foto seines Vaters. Und auf den Miniatur-Hummer, der an seiner Brust baumelte. Und das mutwillige Grinsen auf dem jugendlichen Gesicht seines Vaters.
    Aber ebenso konnte man einiges über das übergeordnete Gute sagen.
     

74. Kapitel
    Mit gesenktem Kopf führt uns Nico am Schwesternzimmer, an der Fernsehecke und den kleinen quadratischen Tischen mit Sets im Karomuster vorbei zu unserem Ziel: dem einzigen runden Tisch im ganzen Aufenthaltsraum und dem einzigen, auf dem ein grünes, laminiertes Schild verkündet: Nicht hinsetzen .
    »Ich habe das

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