Die Maechtigen
Purple Heart geschaffen hat?«
»George Washington«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.
»Sehr gut. Es gefällt mir, dass Sie unsere Geschichte kennen«, meint Nico. »Ja genau, George Washington. Es war einer der ersten Orden in der Geschichte der Vereinigten Staaten, aber er hat ihn damals nicht Purple Heart genannt, sondern …«
»Er nannte ihn das Militärische Verdienstabzeichen«, unterbreche ich. »Den Namen Purple Heart hat der Orden bekommen, weil er aus einem purpurfarbenen Stück Stoff in Form eines Herzens bestand. Was wollen Sie sonst noch wissen?«
»Wissen Sie, wie viele Purple Hearts George Washington verliehen hat?«, will Nico wissen.
Jetzt muss ich passen. Ich bin zwar gut, aber ich heiße schließlich nicht Totte.
»Drei«, sagt Nico. »Mehr nicht. An drei Männer, allesamt aus Connecticut. Und zu dieser Ehre gehörte auch, dass Washington ihre Namen in ein besonderes Buch schrieb, das er Buch der Verdienste nannte. Und wissen Sie, wo dieses Buch sich heute befindet?«
»In demselben Lagerhaus, wo man auch die Bundeslade aufbewahrt?«, spotte ich.
»Niemand weiß, wo es ist.« Nico lächelt aufgeregt, ohne auf meinen Scherz weiter einzugehen. Clementine sieht jetzt noch schlechter aus als gestern. Sie hält wirklich nicht mehr lange durch. »Washingtons Buch ist verschwunden. Für immer. 1932 wurde der Orden des Purple Heart wieder aufgenommen und wird seither in unserer Army verliehen. Aber bis zum heutigen Tag hat niemand auch den leisesten Schimmer, wo Washingtons Buch der Verdienste geblieben ist.«
»Und das betrifft uns, weil …?«
»Es betrifft uns, weil das Purple Heart heute an Soldaten verliehen wird, die im Kampf verwundet wurden. Ursprünglich jedoch hatte Washingtons Auszeichnung nichts mit Verletzungen zu tun. Nach Washingtons eigenen Worten war dieser als Belohnung für Außergewöhnliche Treue gedacht. Wissen Sie, was außergewöhnliche Treue bedeutet?«
»Es bezeichnet jemanden, der außerordentlich loyal ist«, antworte ich.
»Es bezeichnet jemanden, der ein Geheimnis wahren kann«, widerspricht Nico. »Das habe ich auch nicht gewusst. Ich musste es nachlesen. Ich habe es nach Ihrem Besuch herausgefunden. Schließlich habe ich hier viel Zeit.«
»Kommen Sie endlich zur Sache.«
»Das habe ich bereits. Sie hören nur nicht zu. Genauso wenig wie Ihr Vorgänger.«
»Vergleichen Sie mich nicht mit einem Vorgänger. Nennen Sie mich nicht Benedict Arnold. Und hören Sie mit diesem Reinkarnationsgeschwafel auf«, warne ich ihn, während ich nach wie vor ihm gegenüberstehe. »Wenn wir Ihnen zuhören sollen, dann halten Sie sich an die Realität.«
Sein Blick zittert, und sein Brustkorb hebt und senkt sich unter seinen hastigen Atemzügen. Aber man muss ihm zugutehalten, dass er sich zusammenreißt und am Ball bleibt. »Der erste Empfänger des Purple Heart war ein gewisser Elijah Churchill, sechsundzwanzig Jahre alt«, erklärt Nico. »Elijah diente unter jemandem, von dem Sie vermutlich gehört haben … Benjamin Tallmadge.«
Clementine sieht mich an.
»Tallmadge hat den ersten Culperring organisiert«, erwidere ich.
»Dann sehen Sie sich den dritten Namen auf der Liste an – Daniel Bissell aus Windsor, Connecticut. Warum ist sein Name wohl in das Buch der Verdienste aufgenommen worden? Er war einer unserer besten Spione, und er hat das Spionagecorps von Benedict Arnold persönlich infiltriert«, beantwortet Nico seine Frage selbst. Seine Augen zucken noch heftiger als vorher. »Es wird vermutet, dass dies der wahre Grund für das Verschwinden des Verdienstbuches ist. Es wurde gestohlen. Es wurde versteckt, von Washington selbst, der unsere besten Männer um sich scharte, um daraus das größte Geheimdienstkorps zu formen, das in der Geschichte jemals existiert hat …«
»Der Culperring«, sagt Clementine.
»Sie müssen es mir nicht glauben«, sagt Nico. »Aber es gibt auch Experten für die geheime Geschichte von Amerika. Ich will Ihnen helfen. Sie wissen, dass ich Ihnen helfen kann. Und das ist die Welt, in der ich mich am besten auskenne.«
Ich bin in Versuchung, es abzustreiten, aber wir wissen beide, dass er recht hat. Was Verschwörungstheorien angeht, könnte man Nico einen Doktortitel verleihen.
»Verraten Sie mir etwas über die unsichtbare Tinte«, sagt Nico. »Verraten Sie es mir, und dann sage ich Ihnen, was ich weiß. Wenn es Ihnen nicht genügt, gehen Sie einfach, und das war’s.«
Ich werfe einen Blick auf Clementine, die etwas
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