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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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nicht? Wir sind Geschichte.«
    Hinter ihr zwitschert wieder der Vogel. Sonst ist alles ruhig.
    »Das stimmt nicht.« Ich habe die Pistole immer noch auf sie gerichtet.
    »Du lügst. Und am schlimmsten ist, dass du dich selbst belügst«, gibt sie zurück. »Denk an all das, was du gesehen hast: Du hast gesehen, wie er Dallas erschossen hat. Du hast bereits erlebt, was sie tun, um das Weiße Haus zu schützen. Wenn du jetzt abdrückst, bist du in zehn Minuten garantiert selbst tot. Und willst du wissen, warum? Weil das deine Rolle ist, Beecher. Du wirst Lee Harvey Oswald spielen oder John Hinckley oder auch Nico. Das ist deine große Partie in der Oper. Denk an all die Attentate auf unsere Präsidenten in der Geschichte. Es gibt kein einziges ohne einen Sündenbock.«
    »Beecher, befehlen Sie ihr endlich, aufzustehen«, bettelt Palmiotti heiser. Sein Gesicht müsste eigentlich glühen vor Zorn. Stattdessen ist es leichenblass. Er drückt seine Hand auf seinen Hals und stützt sich an der Mauer ab. Offenbar verliert er viel Blut.
    Ich blicke wieder auf Clementine, die immer noch im Wasser sitzt. Sie hat beide Beine ausgestreckt, als würde sie durch das Wasser gleiten. Das Wasser reicht ihr bis über die Taille. Und ich kann immer noch nicht erkennen, ob sie eine Waffe hat.
    »Du weißt, dass ich recht habe.« Sie atmet angestrengt dabei. Die Schmerzen in ihrem Bein scheinen wirklich immer schlimmer zu werden. Aber jetzt drückt sie sich mit dem heilen Bein im Wasser langsam nach hinten. »Das ist deine Chance, Beecher. Wir können zusammen fliehen, mit diesen Dokumenten. Es geht nicht um Geld, aber wir halten endlich die Wahrheit in den Händen.«
    »Beecher, was auch immer Sie glauben!« Palmiotti fleht mich inständig an. »Sie hat die Akten in ihre Hose geschoben und die Waffe in einer ihrer Hände. Nehmen Sie keine Sekunde die Waffe herunter. Sie wird sofort auf uns schießen und uns beide töten.«
    »Hilf mir hoch, Beecher. Hilf mir hoch, dann verschwinden wir von hier.« Clementine reicht mir ihre linke Hand. Die Rechte hält sie noch unter Wasser, aber sie rückt nicht mehr von uns weg.
    »Sie hat Orlando getötet.« Palmiotti hustet krampfhaft.
    »Clementine, du hast mir vorhin erzählt, dass du sehr krank bist. Ich frage dich jetzt: Wirst du wirklich sterben?«
    Sie antwortet nicht, weicht meinem Blick jedoch auch nicht aus. »Ich kann nicht in allen Punkten lügen.«
    »Sie kann es! Sie hat es selbst zugegeben, Beecher, sie hat Ihren Freund getötet!«
    Der rote Vogel taucht plötzlich wieder auf. Er ist in der dunklen Höhle gefangen, umkreist uns und verschwindet sofort wieder mit einem Zirpen.
    Ich schaue Palmiotti an. Er ist vollkommen erschöpft. Dann gleitet mein Blick zu Clementine zurück. Sie streckt mir immer noch eine Hand entgegen, während sie die andere unter Wasser hält.
    Die Antwort ist einfach.
    Es gibt nur noch eine echte Bedrohung.
    Ich richte die Pistole auf Clementine und spanne den Hahn. »Clementine, heb die Hände hoch und steh auf, sonst werde ich dich erschießen!«, erkläre ich.
    Vor zwei Minuten hat Clementine gesagt, dass wir Geschichte sind. Sie hat keine Ahnung von Geschichte. Geschichte ist einfach das, was hinter uns liegt.
    »Danke«, ruft Palmiotti immer noch hustend. »Jetzt können wir …«
    Er beendet den Satz nicht.
    Als Clementine sich gerade erheben will, höre ich ein lautes Platschen hinter mir.
    Ich drehe mich um und sehe, wie Palmiotti ins Wasser fällt. Er landet mit dem Gesicht im Wasser, die Arme an der Seite, als sei er steif gefroren. Eine halbe Sekunde warte ich, dass er aufsteht. Aber wie er dort mit dem Gesicht im Wasser liegt …
    Sein Körper zuckt. Dann zuckt er immer wilder. Innerhalb von Sekunden krümmt sich sein Oberkörper wie ein Fisch, der an Land gespült wurde. Ich weiß nicht, was ein Schuss in den Hals bewirkt. Aber ich weiß, was ein Anfall ist.
    »Palmiotti …!« Er kann mich nicht mehr hören.
    Ich will gerade zu ihm stürmen, als es mir einfällt.
    Clementine.
    »Er wird sterben«, stellt sie sachlich fest und versucht, sich auf ihr heiles Bein zu stellen. Ihre rechte Hand ist immer noch unter Wasser. »Auch wenn du ihn hasst, er braucht deine Hilfe.«
    »Wenn du wegläufst, schieße ich auf dich«, warne ich sie.
    »Nein, das tust du nicht. Nicht nach all dem hier.« Sie zeigt auf Palmiotti, dessen Zuckungen immer langsamer werden. Er macht es nicht mehr lange. Wäre die Situation umgekehrt, würde Palmiotti mich im Stich lassen,

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