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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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ohne zu zögern. Clementine vielleicht auch. Aber sich einfach umzudrehen und jemanden zurückzulassen, der im Sterben liegt …
    Ich habe die Wahl. Ich kann Clementine ergreifen. Oder ich kann Palmiotti helfen.
    Leben. Oder Tod. Beides geht nicht.
    Ich denke an das, was Palmiotti verbrochen hat. Er hat Dallas erschossen. Wenn ich ihn rette, wird Präsident Wallace alles in Bewegung setzen, damit Palmiotti keine einzige Narbe, kein Mal oder auch nur einen blauen Fleck zurückbehält.
    Ich denke daran, was Clementine über meinen Vater weiß.
    Aber letzten Endes habe ich nicht wirklich eine Wahl.
    Ich laufe hastig zu Palmiotti, der mit dem Gesicht nach unten im Wasser liegt, und schiebe meine Pistole in meinen Hosenbund. Dann zerre ich Palmiotti an den Schultern aus dem Wasser. Er ist verdammt schwer. Seine Arme hängen schlaff herunter, und die Fingerspitzen gleiten durch das Wasser. Aus seinem Mund ergießt sich ein Wasserfall aus Wasser und Erbrochenem.
    Ich weiß, was zu tun ist. Ich habe zwei Sommer als Rettungsschwimmer im Schwimmbad gearbeitet. Ich knie mich hin und drehe Palmiotti auf den Rücken. Dabei werfe ich kurz einen Blick über die Schulter.
    Clementine kehrt mir den Rücken zu und rappelt sich hoch. Sie kämpft um ihr Gleichgewicht, ihre rechte Hand ist immer noch unter Wasser.
    Palmiotti liegt jetzt in meinem Schoß, sein Gesicht ist nicht mehr blass, es ist aschgrau. Seine halb geöffneten Augen sind wächsern, und er scheint durch mich hindurchzublicken. Er ist nicht mehr bei Bewusstsein.
    Ich öffne seinen Mund, um die Atemwege freizuhalten. Ich schaue über die Schulter …
    Und sehe Clementine, wie sie endlich die Hand aus dem Wasser zieht …
    … in der sie die tropfnasse Pistole hält, die sie die ganze Zeit festgehalten haben muss.
    Wie blöd kann man sein.
    Palmiotti hatte recht.
    Sie hebt die Pistole. Sie braucht sich nur umzudrehen und abzudrücken. Ein einfacher Schuss.
    Aber sie versucht es gar nicht.
    Sie humpelt tiefer in die Höhle hinein und lässt nur einen kleinen Wirbel im Wasser zurück. Die Pistole baumelt schlaff an ihrer Seite herunter. Ich warte darauf, dass sie sich umdreht.
    Sie tut es nicht.
    Kein einziges Mal.
    Ich drücke Palmiottis Kopf nach hinten. Er hat seit einer Minute nicht mehr geatmet. Seine graue Haut wird langsam blau.
    »Hilfe …!« Ich rufe, obwohl niemand da ist.
    Palmiotti bewegt sich nur noch, wenn er atmet, was er immer seltener tut. Das … das war kein Atemzug. Er atmet nicht mehr.
    Er stirbt.
    »Wir brauchen Hilfe …!«, rufe ich.
    Ich blicke über die Schulter.
    Clementine ist verschwunden.
    Palmiotti liegt regungslos auf meinem Schoß. Er keucht nicht und würgt nicht. Er starrt durch mich hindurch. Seine Haut wird immer blauer. Ich tastete nach seinem Puls, aber da ist keiner mehr.
    »Bitte, kann uns irgendjemand helfen …?«
     

113. Kapitel
    Clementine ist verschwunden.
    Ich bin sicher, dass man sie nicht finden wird.
    Dallas ist tot. Palmiotti auch.
    Das ist alles meine Schuld.
    Und was meinen Vater betrifft, sind alle Fragen offen.
    Die Ersten, die uns hier hinten in der Höhle erreichen, sind die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr von Copper Mountain. Es ist eine Gruppe recht kräftig wirkender Manager und Techniker. Sie untersuchen mich sofort nach Kratzern und Schnittwunden. Aber ich habe keinen einzigen Kratzer. Ich habe keinen Schlag abbekommen, habe kein blaues Auge, keinen Arm in der Schlinge. Ich sehe nicht so aus, als hätte mir gerade jemand eine besonders harte Lektion erteilt und mich in die Mangel genommen. Ich habe das alles gemacht, weil Clementine, Totte und auch Dallas mich dazu gebracht haben. In diesen paar Minuten, als ich die Waffe in der Hand hatte und abdrückte, war ich nicht mehr der Zuschauer, der sich vor der Zukunft drückt und das Geschehen aus sicherer Distanz in einem zerschlissenen Geschichtsbuch nachliest. In dieser kurzen Zeit war ich ganz und gar in der Gegenwart.
    Während jetzt die Sanitäter herumlaufen, stehe ich allein in der Höhle und starre auf mein Handy. Das Schlimmste an meiner neuen Wirklichkeit ist, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wen ich anrufen könnte.
    »Da, ich kann sie sehen …!«, ruft eine weibliche Stimme.
    Ich sehe hoch, als eine Sanitäterin mit kurzem braunem Haar aus einem Golfkart klettert, der rot und weiß lackiert ist wie ein Krankenwagen. Sie spricht mit einem anderen Sanitäter, mit demjenigen, der mir gesagt hat, dass es in der Wasseraufbereitung einen

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