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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Ausgang für den Müll gibt, der auf der anderen Seite der Höhle liegt. Auch darüber hatte Clementine Bescheid gewusst. Die Frau kommt auf mich zu, aber sie ist nicht meinetwegen hier. Sie geht in die Ecke der Höhle, wo die Leichen von Dallas und Palmiotti liegen. Man hat die rot-weiß karierten Plastiktischdecken aus der Cafeteria über sie gelegt. Ich hätte Clementine erschießen können. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Aber als ich jetzt auf die Leichen von Dallas und Palmiotti starre, bekümmert mich ein anderer, viel einfacher Gedanke viel mehr: Trotz allem, was hier passiert ist, habe ich niemandem wirklich geholfen. Dieser Gedanke brennt sich in mein Gehirn, während sich mir ein dritter Sanitäter nähert.
    »Und Sie sind der Glückspilz, was?« Er hat einen texanischen Akzent, legt eine Hand auf meine Schulter und schiebt mich ein Stück zurück. »Sie können gerne mit uns fahren, wenn Sie nicht zu Fuß gehen möchten.« Er zeigt auf das weiße Auto direkt hinter dem Golfkart.
    Ich nicke dankbar, er hält mir die Fondtür des Wagens auf, und ich steige ein. Aber erst als die Tür zufällt und ich bemerke, dass der Rücksitz wie in einem Polizeiwagen mit einer Metallwand vom vorderen Teil abgetrennt wird, registriere ich, dass der Mann einen Anzug trägt.
    Sanitäter tragen keine Anzüge.
    Die Schlösser klacken. Der Fahrer hat dünnes blondes Haar, das glatt zurückgekämmt ist und sich im Nacken wie ein Entenhintern kräuselt. Er trägt ebenfalls einen Anzug.
    Ohne mich eines Blickes zu würdigen, lässt sich der Mann mit dem Texas-Akzent auf den Beifahrersitz fallen und flüstert in seine Hand: »Wir sind auf dem Weg Richtung Krone. Benachrichtigen Sie B-4.«
    Ich habe zwar keine Ahnung, was B-4 bedeutet. Aber während der Lesebesuche des Präsidenten habe ich oft genug mit Agenten des Secret Service zu tun gehabt. Ich weiß genau, was sie mit Krone meinen.
    Sie bringen mich ins Weiße Haus.
    Gut.
    Denn genau da will ich hin.
     

114. Kapitel
    Ich versuche, während der Fahrt ein wenig zu schlafen.
    Keine Chance.
    In den ersten Stunden will mein Körper einfach nicht abschalten. Ich bin viel zu aufgedreht und bleibe wach. Ständig kontrolliere ich mein Handy und stelle verärgert fest, dass ich keinen Empfang habe. Als wir schließlich Maryland erreichen, kapiere ich, dass es nicht an meinem Handy liegt.
    »Sie haben es blockiert, hab ich recht?«, rufe ich dem Fahrer zu. »Sie haben so ein Gerät, mit dem Sie meinen Handyempfang blockieren können, stimmt’s?«
    Er antwortet nicht. Pech für ihn, ich habe viele CIA-Akten über Verhöre gelesen. Ich weiß, wie’s läuft.
    Je länger die Stille in dem Wagen wirkt, und je mehr er einem Käfig ähnelt, desto ruhiger soll ich werden.
    Normalerweise klappt das.
    Aber nach allem, was passiert ist, Orlando, Dallas, selbst Palmiotti … Ich könnte noch stundenlang da hinten im Fond sitzen, ohne ruhiger zu werden.
    Bis …
    Das Auto biegt scharf nach rechts ab zum Wachhäuschen der Security am Südosttor. Dem Tor des Weißen Hauses.
    »Emily …« Der Fahrer tippt vor der uniformierten Beamtin an die nicht vorhandene Hutkrempe.
    »Jim …« Sie erwidert den Gruß mit einem Nicken.
    Es ist fast zehn Uhr abends. Wir werden erwartet.
    Das schwarze Metalltor öffnet sich klickend, und wir fahren den kleinen Hang hoch zu den berühmten riesigen weißen Säulen und dem strahlend hell erleuchteten Truman-Balkon. Der Anblick genügt, um die Wut in mir zu besänftigen und, zu meiner Überraschung, den Fluss der Zeit wiederherzustellen. Ich befinde mich in einem eigenartigen Schwebezustand.
    Es liegt nicht am Präsidenten. Es ist dieser Ort.
    Im letzten Jahr bin ich mit meinen Schwestern hergekommen, um den gewaltigen Weihnachtsbaum zu bewundern, den sie immer auf dem Südrasen aufstellen. Wie alle Touristen haben wir von der Straße aus durch die Stäbe der Metalltore Fotos von dem berühmtesten weißen Wohnhaus der Welt gemacht.
    Ganz gleich, wer jetzt darin wohnt, das Weiße Haus und die Präsidentschaft verdienen unseren Respekt.
    Selbst wenn das für Wallace nicht gilt.
    Mit einem Ruck hält der Wagen unter dem Vordach des südlichen Säulenvorbaus an.
    Ich kenne diesen Eingang. Das ist nicht der offizielle Eingang und auch nicht der Eingang für die Belegschaft. Dies ist der Eingang, durch den Nixon das Weiße Haus verließ, als er zum letzten Mal den Hubschrauber bestieg und das Siegeszeichen machte. Es ist der Eingang, vor dem Obama mit seinen Töchtern

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