Die Maechtigen
habe, habe ich dich nie verletzt, das weißt du. Und außerdem habe ich dich vorher … ich habe dich gerettet.«
»Erschießen Sie sie!«, drängt mich Palmiotti. »Sie hat da eine Pistole im Wasser …«
»Clementine, heb die Hände!«
Sie verlagert ihr Gewicht und hebt beide Hände hoch. Kurz danach lässt sie sie wieder ins Wasser sinken. Es reicht ihr offenbar bis zur Hüfte.
»Sie hat die Pistole auf ihrem Schoss liegen!«, behauptet Palmiotti. »Sie hat sie immer noch …«
»Ich habe überhaupt nichts …«, erwidert sie schreiend.
Ich glaube beiden nicht. Und selbst wenn sie eine Pistole auf ihrem Schoß hätte, dürfte das Wasser die Patronen unbrauchbar gemacht haben. Ich muss mich jetzt um mich selbst kümmern.
»Clementine, steh auf!«, befehle ich.
»Das kann ich nicht.«
»Was soll das heißen, du kannst das nicht?«
»Du hast auf mich geschossen, Beecher. Du hast mein Bein getroffen. Ich kann nicht aufstehen.« Sie deutet auf ihr gekrümmtes Bein.
»Dieser Mist hört einfach nicht auf!«, faucht Palmiotti. »Wenn Sie sie nicht erschießen, wird sie …«
»Halten Sie die Klappe, Dr. Palmiotti!«, schreie ich ihn an.
»Benutzen Sie doch ausnahmsweise einmal Ihr Gehirn, statt ständig mit Ihren Eiern zu denken«, fleht Palmiotti mich an und streckt die Hand aus. »Geben Sie mir einfach die Waffe, dann …«
»Hüten Sie sich, nach der Waffe zu greifen!« Ich ziele auf seine Brust. »Ich weiß, wer Sie sind, Doktor. Ich weiß, dass Sie Dallas eingeredet haben, er würde für das Gute kämpfen, für den Culperring. Und jetzt weiß ich, dass Sie der oberste Klempner sind. Mir ist vollkommen klar, wem Ihre Loyalität wirklich gilt.«
Palmiotti rührt sich nicht.
Auch Clementine ist erstarrt.
»Beecher, hören Sie mir zu«, bricht Palmiotti die Erstarrung. »Was auch immer Sie von unserer Mission halten mögen, darüber können wir später diskutieren. Aber wenn Sie sie jetzt nicht erschießen, wenn Sie uns nicht beschützen, wird sie uns beide töten.«
»Das glauben Sie doch wohl selbst nicht.« Clementines Blick zuckt zwischen mir und Palmiotti hin und her. »Natürlich will er, dass du mich erschießt, Beecher. Denk daran, dass er Dallas in die Brust geschossen hat. Er räumt einen nach dem anderen aus dem Weg. Wenn ich weg bin, bist du der letzte Zeuge. Und dann …« Sie kann vor Schmerzen nicht weitersprechen. »Rate mal, wie lange du dann noch zu leben hast?«, keucht sie schließlich.
»Jetzt sind wir also die bösen Jungs?« Palmiotti lacht. »Weswegen? Weil wir den Führer der freien Welt vor einer Erpresserin und ihrem verrückten Vater beschützt haben?«
»Nein, weil Sie Ihrem Boss dabei behilflich waren, jemanden mit einem Baseballschläger auf den Kopf zu schlagen … ich habe den Krankenbericht des Tätowierten gelesen. Schlagwunden am Kopf, zerschmetterte Augenhöhlen, gebrochene Wangenknochen, und dazu Hirnschäden an einem eingedrückten Teil seines Schädels. Lassen Sie mich raten: Sie haben den Tätowierten festgehalten, und Wallace hat ihn mit einem Hammer traktiert. Hat sich das gut angehört, als die Augenhöhle des Jungen zertrümmert wurde? Und was ist mit den Jahren, in denen Sie dem Präsidenten der Vereinigten Staaten dabei behilflich waren, den Jungen wie ein altes Möbelstück auf dem Dachboden verschwinden zu lassen? Und die Methoden des echten Culperrings benutzt haben, um ihn zu verstecken? Wie hat sich das angefühlt?« Sie dreht sich zu mir herum. »Pass gut auf, Beecher«, sagt sie. »Palmiotti will dir einreden, dass ich der Bösewicht bin. Aber vergiss nicht, er hätte Dallas und dich nicht gebraucht, um die Akten zu bekommen. Sobald ihr sie gefunden hattet, hätte er Dallas befehlen können, dich nach Hause zu bringen, und dann hätte er sie sich selbst unter den Nagel reißen können. Warum also versammelt Palmiotti uns alle hier in dieser unterirdischen Höhle am Ende der Welt?«
»Himmel, Beecher, selbst wenn Sie glauben, dass sie die Wahrheit sagt … sie soll aufstehen!«, fleht Palmiotti mich an.
»… denn selbst wenn sie diese Krankenhausakten verbrennen, können Palmiotti und der Präsident nicht riskieren, dass es einen Zeugen gibt, der der Welt davon erzählt.« Ich habe Clementine selten so ernst erlebt. »Das ist der einzige Grund, aus dem du hier bist, Beecher … das große Finale. Ob du mich erschießt oder nicht, du wirst hier sterben. Und ich werde hier sterben. Wir beide … mit dem, was in unserem Blut ist. Kapierst du das
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