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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Fotos in der Mitte: Wallaces Mutter, die den Kopf leicht zu ihrem Sohn neigt und ihn so stolz anlächelt, wie nur eine Mutter beim Schulabschluss ihres Sohnes lächelt. Aber obwohl die Mutter die beiden Jungs umarmt und an sich drückt, ist eins sofort klar: Das hier ist kein Präsidentenfoto. Es ist ein Familienfoto.
    Nachdem er die Tür abgeschlossen hat, geht der Präsident langsam wieder zum Schreibtisch. Er ist ruhig und wirkt verschlossen. Wahrscheinlich will er mich einschüchtern. Was ihm auch gelingt.
    Als er an mir vorbeigeht, sehe ich in seiner Hand einen dieser schwarzen ovalen Gummibälle von einem dieser Geräte für die Blutdruckmessung.
    Es setzt sich auf den Schreibtischstuhl. Mir ist es völlig egal, wie cool er wirken will. Dieser Mann hat heute seinen ältesten und wahrscheinlich einzigen Freund verloren. Er senkt die Hände unter den Tisch, und ich weiß, dass er jetzt auf diesen Gummiball drückt.
    »Wenn Sie sich besser fühlen … Wir werden sie finden«, bricht er schließlich das Schweigen.
    »Wie bitte?«
    »Das Mädchen. Das den Aktenordner gestohlen hat …«
    »Clementine. Was meinen Sie damit, Sie werden sie finden …?« Ich verstumme und mustere Wallace sorgfältig. Bis zu diesem Augenblick hat er nicht wissen können, dass Clementine den Aktenordner tatsächlich hat.
    Er fixiert mich mit einem Blick aus seinen grauen Augen. Mir wird klar, als ich in diese ozeanischen Abgründe blicke, wie scharf die Zähne des Hais sein können.
    »Haben Sie mich deswegen hergeholt? Um herauszufinden, ob ich die Akten habe?«
    »Beecher, Sie glauben immer noch, dass ich Sie bekämpfen will. Aber Sie müssen verstehen, dass wir die ganze Zeit davon ausgegangen sind, dass Sie uns erpresst haben.«
    »Das habe ich nicht.«
    »Weiß ich. Und aus genau diesem Grund habe ich Sie holen lassen, Beecher. Ich möchte Ihnen danken. Ich weiß sehr zu schätzen, was Sie getan haben. Sie haben sich sehr bemüht, Dallas und Dr. Palmiotti zu beschützen. Und als Sie dann den Rest herausgefunden haben, hätten sie daraus einen Vorteil ziehen und etwas für sich selbst herausschlagen können. Aber das haben Sie nicht getan.«
    Ich starre den Präsidenten an. Er faltet die Hände und legt sie wie ein Prediger auf den Tisch. Den Gummiball hat er nicht mehr in der Hand.
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Sir?«
    »Selbstverständlich.«
    »Haben Sie Dallas das Gleiche erzählt?«
    »Was meinen Sie damit?«, fragt der Präsident.
    »Diese höflichen Schmeicheleien … das moralische Schulterklopfen … und auch den subtilen Hinweis auf die Vorteile, die Sie einem verschaffen können, ohne es direkt auszusprechen. Haben Sie auf diese Weise Dallas zu den Klempnern geholt und ihn in dem Glauben gelassen, dass er dem Culperring beitritt?«
    Der Präsident verlagert sein Gewicht etwas und schaut mich dabei immer noch an. »Überlegen Sie sich ganz genau, was Sie mir vorwerfen wollen.«
    »Ich werfe Ihnen überhaupt nichts vor, Sir. Aber es ist doch eine faire Überlegung, oder nicht? Warum sollten Sie einen Frontalzusammenstoß riskieren, wenn Sie mich genauso gut ins Boot holen können? Und wenn ich darüber nachdenke: Könnte das der eigentlich Grund dafür sein, dass Sie mich hierherbringen ließen? Wollten Sie mich ruhigstellen, indem Sie mich zum Mitglied Ihrer Klempnertruppe machen?«
    Die Hände des Präsidenten liegen immer noch wie eingefroren in starrer Predigerhaltung auf dem Tisch. »Nein. Deswegen habe ich Sie nicht hierher bringen lassen. Keineswegs.«
    Er atmet noch einmal tief durch, er versteckt seine Emotionen wie an jedem anderen Tag seines Lebens. Aber ich sehe, wie er die Zunge in seinem Mund rollt. Er macht es gut, zugegeben, aber sein Freund ist tot. So etwas steckt man nicht so einfach weg.
    »Ich habe Sie holen lassen, um mich bei Ihnen zu bedanken«, wiederholt er. »Ohne Sie würden wir nicht wissen, wer diesen Wachmann getötet hat.«
    »Sein Name ist Orlando«, werfe ich ein.
    Wallace nickt mit einem fast unsichtbaren Grinsen, das signalisiert, dass ihm Orlandos Name geläufig ist. Er muss unbedingt die Kontrolle zurückgewinnen, und eben habe ich sie ihm überlassen. »Es wird Sie freuen zu hören, Beecher, dass die Polizei hier in Washington Clementines Foto auf ihre Website gestellt hat, wenn ich es richtig verstanden habe. Die ihr verschriebene Chemotherapie passte zu den Spuren der Medikamente, die man in Orlandos Blut gefunden hat.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Ich sage Ihnen nur, was im

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