Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
das erhöhte nur den Druck auf ihre Arme. Sie wusste nicht, wie lange sie so stand, nackt und hilflos. Sie schämte und fürchtete sich zugleich. Was macht er jetzt? Was verdammt –
    Ein Zischen übertönte kurzzeitig die Musik. Kurz darauf klatschte es auf Lisas entblößtem Po. Einen Augenblick spürte sie nichts. Dann jagte ein Brennen über ihre Haut. Sie konnte nicht anders, sie schrie.
    »Entschuldige«, sagte Alex, »ich hab’ einen Moment nicht achtgegeben.«
    »Handy am Steuer?« Sein alter Kollege schmunzelte. »Du als Ehemaliger solltest wissen, was sich gehört.«
    Alex drosselte die Geschwindigkeit. Der Nebel nahm wieder zu, je weiter er die Stadt hinter sich ließ. »Ich wollte dich fragen, ob du schon …?«
    »Äh«, unterbrach ihn Schöffel, »hast du eine Ahnung, wie spät es ist?«
    »Ich weiß …«
    »Gut, ich hab’ nämlich Feierabend. Vor morgen früh kann ich nichts machen. Wenn ich überhaupt etwas unternehmen kann.«
    »Es ist wichtig.«
    »Ja, das hast du bereits gesagt. Und ich hab’ dir gesagt, ich seh’ zu, was ich machen kann.«
    Einen Moment herrschte frostiges Schweigen. Alex konzentrierte sich auf die graue Wand, die sich vor dem Peugeot formte. Das Starren in die trübe Suppe strengte die Augen an, erzeugte Kopfschmerzen. Er blickte in den Rückspiegel. Hinter ihm schoss ein Fahrzeug mit entschieden zu hoher Geschwindigkeit aus dem Nebel heran.
    »Also, Alex, pass mal auf«, sagte Schöffel schließlich, »wir haben drei Jahre lang nichts voneinander gehört, und jetzt rufst du mich plötzlich an, willst mir nicht einmal verraten, um was es geht, aber verlangst von mir, dass ich meinen Job riskiere, richtig?«
    »Tut mir leid, ich …«
    »Nein, warte«, fiel ihm Schöffel erneut ins Wort. »Wir haben uns immer gut verstanden, bei dir wusste ich jederzeit, woran ich bin. Und diese Sache vor drei Jahren, die tut mir leid. Ich habe nie geglaubt, dass du allein die Schuld an dem Scheiß getragen hast.«
    Alex kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Die grellen Nebelscheinwerfer des Fahrzeugs, das rasch näher kam, blendeten im Rückspiegel, bohrten sich in seine Pupillen und verstärkten seinen Kopfschmerz.
    Schöffel fuhr fort: »Was ich damit sagen will, ich vertraue dir. Du wirst deine Gründe haben, warum du mich nach diesem … äh …«
    »Arthur Steinmann.«
    »Ja, genau, ich hab’ mir den Namen irgendwo notiert.« Papiergeraschel drang aus dem Telefon. »Ich denke, dass ich dir diesen Gefallen tun kann. Aber warte bis morgen, okay? Ich ruf’ dich an. Gute Nacht.«
    Fluchend warf Alex sein Handy auf den Beifahrersitz. Der Pkw klebte ihm an der Stoßstange. Als die Autobahnabfahrt auftauchte, bog Alex auf die Abbiegespur. Der Pkw fuhr geradeaus weiter. Ein schwarzer VW Touareg. Der gleiche Geländewagen wie bereits in Finkenwerda – und gerade eben in Berlin.
    Verfolgt er mich? , fragte sich Alex und versuchte einen Blick auf das Nummernschild zu werfen. Aber der Wagen verschwan d bereits im Nebel. In diesem Moment richtete Gizmo sich auf der Rückbank auf und bellte. Alex sah wieder auf die Fahrbahn.
    Der Peugeot schoss über den Randstreifen geradewegs auf einen Wall zu. Alex bremste. Reifen quietschten. Gizmo kläffte. Als Alex das Steuer herumriss, brach das Heck aus, und der Wagen geriet ins Schlingern. Alex hielt dagegen. Der Retriever kugelte durch den Fond, rumste gegen die Tür, gegen die Sitze. Nur mit Mühe lenkte Alex den Wagen wieder auf die Landstraße. Ihm pochte das Blut in den Schläfen. Jetzt werd nicht auch noch paranoid! , ermahnte er sich selbst.
    Lisa hatte sich von dem Hieb noch nicht erholt, da traf ein weiterer Schlag ihren Oberschenkel. Gleich darauf noch einer ihren Rücken. Dann die Wade. Den Unterarm. Wieder den Po. Den Rücken. Schulter. Po. Ohne ein nachvollziehbares Muster drosch ihr Peiniger auf sie ein. Lisa brüllte.
    Das tut so weh! Das tut so weh! O mein Gott, das tut so weh!
    Wie Hagelkörner prasselten die Schläge auf sie nieder. Und jeder neue Hieb war noch heftiger als der vorige. Ihr Körper fühlte sich an, als wären hunderte Piercings gleichzeitig durch ihre Haut gestochen worden.
    »Ich will …«, schrie sie. »Ich werde … leise …«
    Der nächste Schlag setzte ihre Brüste in Brand. Dieser Schmerz war unerträglich. Das ist zu viel, das ist –
    Lisas Körper fiel in sich zusammen, doch da ihr die Arme über den Kopf gebunden waren, blieb er trotzdem aufrecht. Speichel troff von ihren Lippen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher