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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Entführungsfällen ermittelt. Dann gab es einen Vorfall und …«
    »Was für einen Vorfall?«
    Frank nippte erneut an seinem Glas. »Er hat angefangen zu saufen. Er wurde suspendiert. Ende der Geschichte.«
    »Für ihn offenbar nicht.«
    Frank setzte sich an den Küchentisch und blickte auf das Glas in seinen Händen.
    »Und deshalb bist du so wütend auf ihn?«, fragte Laura.
    Ihr Schwager nickte.
    »Warum hast du mir das alles nicht schon vorher erzählt?«
    »Du hättest dir nur unnötig Sorgen gemacht.«
    Lauras Blick irrte durch die Küche und blieb an der Sonnenblumenuhr hängen. »Was glaubst du, was ich mir seit zwei Tagen mache?«
    »Ich weiß, dass du Angst hast.« Frank streckte die Hand nach ihr aus. »Aber glaube mir, niemandem ist geholfen, wenn du in Panik verfällst – aus Gründen, die völlig absurd sind.«
    »Sind sie es wirklich?«
    Er berührte sie am Arm. »Laura, ganz abgesehen davon, dass diese Morde seit drei Jahren vorbei sind …«
    »Hat man den Mörder gefasst?«
    »… gibt es nichts, was nach einer Entführung oder noch Schlimmerem aussieht, verstehst du? Lisa ist abgehauen. Du hast es gelesen, du weißt, wie sie sich gefühlt hat. Und deshalb vergessen wir das Thema. Ich werde nicht mehr darüber reden.«
    Er stellte das Glas in die Spüle, ging ins Wohnzimmer und ließ Laura allein in der Küche. Das sagt sich so einfach! Als wenn sich die Gedanken an einen Mörder einfach so verdrängen ließen. Es schnürte ihr die Kehle zu, als sie daran dachte, dass ihre Tochter sich womöglich in den Händen der Bestie befand. Sie floh nach draußen und schnappte nach Luft.
    Sie fragte sich, was genau vor drei Jahren vorgefallen war. Ich werde nicht mehr darüber reden , hatte Frank gesagt.
    Doch Laura wollte darüber reden. Sie eilte zur Gartentür hinaus.
    Ich habe einen Fehler gemacht , schoss es Lisa durch den Sinn. Ich hätte es besser wissen müssen. Denn Silke ist nicht verschont worden, und das obwohl sie krank war! Schlüssel rasselten. Mit Tränen in den Augen streifte Lisa sich den Sack über. Die Tür wurde entriegelt.
    Es tut mir leid , lag ihr auf den Lippen, ich wollte das nicht.
    Sie biss sich auf die Zunge. Du solltest besser nicht so laut sein , hallte Silkes Stimme durch ihren Kopf.
    Ihr Entführer schnaubte. Lisa wappnete sich für eine Ohrfeige. Stattdessen hörte sie, wie er die Scherben zusammenfegte. Schritte entfernten sich. Die Tür krachte ins Schloss. Erleichtert sank Lisa zu Boden. In derselben Sekunde erlosch das getrübte Licht vor ihren Augen. Verstört zog sie den Sack vom Kopf. Finsternis. Er hatte die Glühbirne ausgeknipst. Aber das ist immer noch besser als alles andere, womit er mich hätte bestrafen können!
    Sie steckte den Sack in ihren Ausschnitt und tastete sich bis zur Matratze. Sie roch die Brühe, die von der Wand tropfte und deren Geruch sich mit dem ihres Urins vermischte. Etwas Spitzes bohrte sich in ihren Daumen. Sie zuckte zurück.
    War das wieder ein Spiel von diesem kranken Schwein? , fragte sie sich. Behutsam erkundete sie ihren Fund. Das Ding war ziemlich lang, mindestens sechs oder sieben Zentimeter, außerdem sehr scharf. Eine Scherbe.
    Er hatte eine Scherbe übersehen. Vielleicht hatte er auch noch etwas anderes vergessen. Sie hatte keine Ahnung, was das sein mochte. Aber es war Grund genug, neuen Mut zu fassen.
    Du kommst doch zurück, oder? , hallte die Stimme ihres Bruders durch ihren Verstand.
    »Ja, Sam, ich komme zurück!«, flüsterte sie.
    Sie versteckte die Glasscherbe unter der Matratze und tastete sich danach weiter über den Steinboden. Außer Sand spürte sie nichts unter den Handflächen. Als sie die Wand erreichte, stellte sie sich hin und untersuchte jeden Mauerstein. Selbst die Fugen überprüfte sie. Sie hoffte auf einen Stein, der sich aus der Wand lösen ließ. Einen dicken Backstein, mit dem sie ihm den Schädel einschlagen konnte.
    Doch stattdessen brach einer ihrer Fingernägel. Wütend zerrte sie an einem Mauerstein.
    Als sie ein Schlüsselrasseln hörte, stürzte sie blindlings zur Matratze. Dann wurde ihr bewusst, dass er keine Musik gespielt hatte.
    Schritte näherten sich Lisa. Kurz darauf wurden ihre Arme auf den Rücken gebogen und ihre Handgelenke gefesselt.
    »Nein«, heulte sie, »nein, nein, bitte …«
    Sie wurde nach vorne gestoßen und knallte mit der Stirn gegen die Gittertür. Benommen fiel sie gegen eine Wand. Der Sack auf ihrem Kopf verrutschte. Sie sah das Kellergewölbe, das sie

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