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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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sich um und blieb dann vor dem auftapezierten rothaarigen Mädchen stehen.
    »Ihre Freundin, VanCarbon?« fragte er grinsend.
    »Noch nicht«, gab Peer zurück. »Wenn Sie jemanden finden, der so ähnlich aussieht, dürfen Sie sich etwas wünschen ... wenn es Ihnen gelingt, die Dame mit dem nächsten Schiff mitzubringen.«
    »Sie kennen unseren Verladeleiter nicht«, sagte der Pilot. »Ich beginne zu staunen.«
    Er bemerkte die geradezu pathologische Ordnung auf sämtlichen Tischen und in den Vertiefungen der Regale, hinter deren federnden Haltebügeln Bücher, Spulen und würfelförmige Behälter in allen Farben mit attraktiven Beschriftungen standen. Es waren die Arbeiten an langen, ereignislosen Abenden. Dann drehte sich der Pilot um und schüttelte den Kopf. Peer und Ion sahen sich vielsagend an und begannen gleichzeitig zu grinsen. Die Männer setzten sich.
    »Sie suchen vergeblich nach Anzeichen einer Neurose, Cassini. Sie haben einen Bruder, der auf der Gilgamesh fliegt, nicht wahr?«
    Während Cassini bejahte, nahm Ion die halbleere Flasche aus dem Fach und stellte drei Gläser auf den Tisch.
    »Wir sind zwar erst seit rund zehn Wochen hier im Einsatz, aber Sie werden uns am einunddreißigsten Dezember heil, unversehrt und wesentlich reicher abholen können, als Sie glauben.«
    Der Alkohol floß in feinem Strahl in die Gläser, und Ion holte aus der angeschlossenen halbrobotischen Küche Eiswürfel.
    »Das glauben Sie«, entgegnete der Pilot zweifelnd.
    »Das weiß ich«, sagte Ion. »Vorausgesetzt immer, daß nicht Unvorhergesehenes passiert. Beeinträchtigt Alkohol Ihre Reaktionen sehr?«
    »Nicht daß ich wüßte«, sagte Cassini. »Sie sind sehr sparsam, nicht wahr?«
    Ion fütterte die automatische Erhitzvorrichtung der Küche mit drei Programmkarten. Mittagessen mit Dessert für drei Personen. Peer übergab dem Polizisten die Kurierkapsel und die Bedarfsliste.
    »Außerdem dürfen Sie den Versicherungsgesellschaften und Bondy Cuiper berichten, daß hier oben eine geradezu phantastisch gute Geschäftsführung grassiert. Es wird den Anwälten der Polizei sehr viel Arbeit sparen.«
    »Ich sehe es«, sagte der Pilot, »und ich werde es berichten. Aber ich bin ein sehr mißtrauischer Mensch. Gestatten Sie mir eine Frage?«
    »Natürlich«, antwortete Peer und lehnte sich in dem federnden Sessel zurück. Er wußte, was Cassini jetzt fragen würde.
    »Wie schaffen Sie es, mehr als zweimal so lange hier auszuhalten als alle anderen Männer vor Ihnen? Sind Sie Wesen von einem anderen Stern?«
    Peer lachte und füllte zwei Gläser wieder auf.
    »Keineswegs. Wir haben nur bewußt das getan, was beispielsweise Ihr Bruder unbewußt kennt. Dazu kommt, daß unser Vorgänger offensichtlich zu viel Freizeit hatten. Sehen Sie, wir sind schon fast hundert Einsätze geflogen. Das sind vierzig jeden Monat. Dann haben wir pausenlos hier aufgeräumt, denn der Zustand war ein katastrophaler. Dann beschäftigen wir uns mit unserer Weiterbildung, was auch eine Menge Zeit beansprucht. Begreifen Sie jetzt?«
    »Noch nicht völlig. Welcher Trick, von dem Sie sprachen, ist das?«
    »Wir lieben das All. So, wie Sie es lieben – und wie Ihr Bruder es liebt. Wir kennen die Gefahren, und aus diesem Grunde hüten wir uns, Fehler zu begehen. Aber für uns ist das All nicht primär eine furchtbare, schreckliche Sache. Ich muß allerdings zugeben, daß nicht alle Menschen, selbst wenn sie so denken wie wir, für das All geeignet sind – oder umgekehrt das All für sie. Das ist der Trick.«
    »Ich verstehe«, sagte der Pilot und trank das Glas leer.
    »Schlamperei zum Beispiel ist tödlich«, sagte Peer. »Dazu aber sind wir noch etwas zu jung und zu arbeitswillig. Wir funken die Menge des benötigten Treibstoffes für April durch, klar? Außerdem müssen wir zwischen den Einsätzen noch immer aufräumen und die Anlagen auf Hochglanz bringen. Wir büßen für die Sünden unserer Vorgänger und haben einige schwerwiegende Fehler und Unfallmöglichkeiten beseitigen müssen.«
    Aus der offenen Küche, aus der die Geräusche der automatischen Speisebereiter zu hören waren, drang der Geruch von Essen. Der Polizist bekam einen hungrigen Gesichtsausdruck und blickte nach der Tür.
    »Sie rechnen mit mehr Umsatz?« fragte er statt dessen.
    »Ja. Das will ich hoffen«, bestätigte Peer. »Schließlich glaube ich, daß es sich unter den Kapitänen herumgesprochen hat, wie gut es sich hier reparieren und tanken läßt. Heute nacht allein kommen vier

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