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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schachtelartig oder einfach in die Maschinen eingebaut, die sie steuerten. Kunststoffgranulate, Metalle und Drähte. Kleine, transportable Meiler und Fabriken. Merkur versorgte einschließlich der Erde vierzig Kolonien allein mit Metallen und Silikaten. Man leitete die flüssigen Bleiseen ab, transportierte das Metall in die Dämmerzone und ließ es in Barrenform erkalten oder goß daraus Teile, die sich den Schiffswandungen anschmiegten und Laderaum sparen halfen. Packte Schiffe damit voll oder schob die schweren Ladungen in Bahnen, auf denen sie den jeweiligen Planeten zufielen und dort abgefangen wurden.
    Schiffe wurden gebaut – mehr und mehr.
    Man tat, bevor die großen Serien aufgelegt wurden, das einzig Vernünftige: Man schuf neue Normen. So konnten aus relativ wenigen Normteilen entweder kleine Boote oder riesige Frachter hergestellt werden zu einem Preis, der nicht gigantisch war. Die Schiffe wurden schneller, größer und spezialisierter, ohne daß sie die Vorteile des Baukastensystems aufgaben. Es gab insgesamt zehn Klassen. Dann beschränkte man sich darauf, innerhalb dieses Spielraums die einzelnen Komponenten zu verbessern und zu perfektionieren. Das gelang bis zu einem gewissen Grad. Die Menschen blieben, was sie waren – tollkühn, weitdenkend und fehlerhaft.
    Der einsame Pirat, den dieses Jahrhundert hervorgebracht hatte, wußte darüber genau Bescheid und überfiel nur wegen der Düsen ein Schiff, stahl die Hälfte des Transportes von Edelmetall und, bis auf drei, sämtliche Düsen mit den Ventilen. Die Polizei suchte ihn ein halbes Jahr ausdauernd und sehr vergeblich.
    Das Netz, das der Mensch über sein System gelegt hatte, hatte sieben Knotenpunkte: Die sechs Planeten und den Gürtel.
    Da sich die Bezüge dieser Punkte zueinander innerhalb von Sekunden verschoben und wöchentlich völlig neue Konstellationen entstanden – Merkur raste mit 47,9 Sekundenkilometern entlang seiner Bahn, Mars mit 24,14 und Saturn nur mit 9,65 – wurde die Navigation kompliziert, aber nicht unlösbar. Der Astrogator eines Schiffes brauchte nur ein Elektronenrechengerät dazu oder eines jener dicken Bücher, die mit Hilfe riesiger Rechenzentren hergestellt wurden. Sie ergaben, wie jene alten Werke für Terras Ebben und Fluten, für jeden Tag und jede Konstellation einen Annäherungswert. Also startete kein Schiff von einem der Saturnmonde beispielsweise nach Terra und visierte beim Start die Erde an, sondern jagte jenem Punkt entgegen, an dem nach Ende der Flugzeit Terra stehen würde. Jeder Aufenthalt im Raum brachte allerdings eine Umrechnung mit sich. Es bildeten sich breite Schläuche, die phantastisch große Durchmesser aufwiesen. Durch diese »Schläuche« flossen die notwendigen Kontakte.
    Die Güter, von denen Menschenleben abhingen, waren Vitamine, Seren und Medizin, Arzneien, Linsen und Radios, sämtliche Arten von Kommunikationsgeräten, Sauerstoffflaschen und die Kanister, hinter deren dünnen Wänden sich Mehl befand, Trockenei oder Instantkaffee ...
    Und – es passierten Unfälle.
    Spektakulär wenige, wenn man sie auf den Flugkilometer umrechnete. Aber hier wurde nicht mit Kilometern gerechnet, sondern mit Tausenden von Kilometern oder mit Einheiten des Lichtjahres. Dazu kam noch eine wichtige Überlegung:
    Das All ist gefährlich. Ohne jede Möglichkeit der Hilfe, denn es ist über weite Strecken hinweg leer. Unsicher und voller Überraschungen, die meist tödlich waren. Dennoch war es nicht gefährlicher als ein normaler Feldweg, wenn man die richtige Einstellung dazu mitbrachte. Von zehn Menschen, die das schützende Luftmeer Terras verließen und sich ins Vakuum hinauswagten, besaßen acht diese Einstellung nicht – sie blieben auf den Kolonien. Zwei von ihnen gingen in den Raum und blieben Astrogatoren, Kapitäne, Maate und Matrosen. Einige von ihnen verloren Verstand und Leben, denn sie waren der Ruhe, den Sternen und der Einsamkeit nicht gewachsen. Jemand, der fünf Jahre im Raum war, galt als ein Mann mit besonderen Fähigkeiten – und es stimmte auch.
    Man mußte die Eigenarten dieses rätselhaften Mediums als Prämisse jeder Handlung voranstellen. Dann verlor das All viel von seiner schwarzen Gefährlichkeit. Diese Prämisse entschied in der Stunde neunundfünfzig Minuten lang über Leben und Tod.
    Aber ...
    Selbst wenn man diese Prämisse stellte und das All als herausfordernd ungefährlich betrachtete, erwies es sich, daß Geheimnisse und Überraschungen dort warteten, wo man sie nicht

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