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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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verblassen ließ.
    Sie führte Swain den Haushalt und war seine Geliebte. Er beschlief sie jeden dritten Abend, nachdem er seine Arbeit getan hatte. Björn hörte Nannas Stöhnen durch die aus Weidenrutengeflochtene Wand, sie flüsterte Worte in einer fremden Sprache, und wenn es ihr kam, stieß sie einen Schrei aus, der ihn wie ein Peitschenhieb traf. Von Swain dagegen vernahm Björn nur ein tiefes Grunzen, wenn alles vorüber war. Swain schien dem Beischlaf kein besonderes Vergnügen abzugewinnen, er überließ es Nanna, ihn nach zwei Abenden, an denen er, kaum im Bett liegend, in tiefen Schlaf gefallen war, daran zu erinnern, daß er ihren Körper begehre. Sie tat es, indem sie ihm ein seidenes Tuch unter die Nase hielt, das sie zwischen ihren Brüsten zu tragen pflegte. Wenn sie ihn damit nicht von der Werkbank fortlocken konnte, schlang sie ihre Arme von hinten um seinen Hals und fuhr ihm mit der Zungenspitze ins Ohr. Daraufhin gab Swain, wenn auch mitunter etwas mürrisch, zu verstehen, daß er nunmehr bereit sei, der Gewohnheit gemäß zu verfahren.
     
    Eines Tages erzählte Nanna Björn, daß sie die Tochter des Kalifen von Cordoba sei. Während einer Seereise sei ihr Schiff von normannischen Piraten überfallen worden und sie mitsamt ihren Schwestern und zahlreichen Bediensteten in Gefangenschaft geraten. Die Diener habe man nach flüchtiger Begutachtung über Bord geworfen, ihren Schwestern sei, nachdem sich die Piraten auf widerwärtige Weise mit ihnen vergnügt hätten, das gleiche Schicksal zuteil geworden, nur sie selbst sei, ihrer Schönheit wegen, mit dem Leben davongekommen. Nach monatelanger, immer wieder durch Plünderungen, Brandschatzungen und langwieriges Feilschen um Lösegeld unterbrochener Fahrt sei sie in Lundenwic an einen Sklavenhändler verkauft worden. Dieser habe fünf Mark Silber für sie gegeben, was selbst dann ein ungewöhnlich hoher Preis sei, wenn man ihre vornehme Herkunft und ihre Schönheit in Rechnung stelle. Der Sklavenhändler habe sie bei Jarl Eirik auf Seeland gegen zwei junge Männer eingetauscht, und der Jarl hätte sie, wie er ihr des öfteren versichert habe, zur Kebse genommen, wenn seine Frau einverstanden gewesen wäre. Aber diese habe nur Nebenfrauen geduldet, die noch häßlicher waren als sie selbst,und weil sie, Nanna, unvergleichlich viel schöner war, habe der Jarl sich schweren Herzens entschlossen, sie dem Bischof von Ribe zu schenken. Dem Bischof sei das Geschenk jedoch ungelegen gekommen, weil er gerade zu jener Zeit das Weib als das schändlichste aller Werkzeuge des Teufels anzuprangern pflegte, und daher habe er sie bei der Durchreise Bischof Horath überlassen, der sie wiederum, als sichtbares Zeichen seines Wohlwollens, an Swain weiterverschenkt habe. Dies sei, schloß Nanna, in aller Kürze erzählt, ihre Geschichte.
    Dann richtete sie ihre schwarzen Augen auf Björn, und während ihn das Gefühl überkam, in ihre schwindelerregenden Tiefen gesogen zu werden, begann er, stockend zunächst, bald aber geläufiger, von sich zu erzählen. Nach allem, was er von Nanna vernommen hatte, wollen wir Björn nicht der Prahlsucht bezichtigen, wenn er Bosi zum Großbauern und Thingsprecher erhob, seine Hasenscharte zum Anlaß nahm, einen Zweikampf zu schildern, aus dem er, wenn auch an der Oberlippe verwundet, als Sieger hervorging, und beiläufig einige Ruhmestaten erwähnte, die sich von Gris' Erzählungen nur dadurch unterschieden, daß er, Björn, im Mittelpunkt des Geschehens stand.
    Nanna hatte ihm mit wachsender Aufmerksamkeit zugehört. Als Björn sich mehr und mehr die Rolle des Helden aneignete, waren ihr sogar Laute entschlüpft, die auf Bewunderung schließen ließen. Aber dann entblößte sie ihre braunen Brüste, verschränkte die Arme im Nacken und sagte lächelnd: »Du scheinst nicht sehr geübt im Lügen zu sein, Björn Hasenscharte. Sonst wüßtest du, daß du eine Wahrheit brauchst, um deiner Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen. Sieh her, das ist meine.«
    Björn schwieg betreten, nicht so sehr, weil Nanna ihn durchschaut, sondern weil ihre Geschichte in ihm nicht den geringsten Zweifel geweckt hatte. Später erfuhr er, daß es unter Unfreien üblich war, sich einer vornehmen Herkunft zu rühmen. Allerdings war es nicht jedem gegeben, seine Geschichte selbst zu erfinden, und so kam es gelegentlich vor, daß ein Sklave einen anderen umbrachte,weil jener sich mit Ahnen brüstete, die dieser während seiner stumpfsinnigen Arbeit erdacht

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