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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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er wieder zu atmen. Es ist gefährlich, sich am Ufer zu zeigen, wenn die Schiffe vorüberfahren. Björns Spielgefährte Thord, der Sohn des Ivar aus dem Dorf, wurde von einem Pfeil durchbohrt, als er seinen Kopf aus dem Schilf steckte. Wenn die Schiffe kommen, ist es das beste, im Wald zu verschwinden, denn nicht jeder weiß, wie Björn, die Reglosigkeit eines Steines vorzutäuschen.
    Auf Bosis Hof wurde selten über die Schiffe gesprochen. Sie kamen und gingen wie der Sommer und der Winter, sie forderten ihre Opfer wie das Wasser oder der Blitz, man rief Thor um Beistand an, wenn das Eis im Frühjahr brach und die Förde den Schiffen freigab. Nur ein alter Knecht mit Namen Ubbe, der weit in der Welt herumgekommen war und Wörter wußte, die außer ihm keiner verstand, erzählte Björn von einer Stadt, die am Ende der Förde läge, einer großen Stadt mit vielen Häusern und einem Hafen; dorthin führen die Schiffe und von dorther kämen sie. Als Bosi das hörte, schlug er Ubbe und nannte ihn einen Schwätzer. Seitdem schwieg auch der alte Ubbe, wenn Björn mehr über die Stadt zu wissen begehrte.
    Bis zu dem Morgen, als sie den Hof in aller Eile verlassen undsich im Moor verstecken mußten, geschah wenig, über das sich zu berichten lohnt. Vigdis begann zu kränkeln, was Bosi den willkommenen Anlaß bot, öfter als bisher und nunmehr ohne Heimlichtuerei aus dem Ehebett auf das Strohlager der dicken Gudrid hinüberzuwechseln, einer Unfreien, die Bosi gegen eine Kuh eingetauscht hatte. Tryn war inzwischen so stark und gewalttätig geworden, daß Asmund, nachdem er beim Kräftemessen einen Finger eingebüßt hatte, jedem Streit mit seinem jüngeren Bruder aus dem Weg ging. Ingegärd wurde von einem streunenden Hund gebissen, woraufhin sie ein seltsames Gebaren an den Tag legte: Manchmal warf sie sich zu Boden, zuckte an allen Gliedern und ließ ein schrilles Lachen hören. Bosi gab zu verstehen, es könne der Geist ihres Großvaters sein, der sich ihrer bemächtigt habe. Vigdis, in wärmende Felle gehüllt auf dem Krankenbett liegend, meinte griesgrämig, der Geist des Berserkers hätte besser daran getan, in Bosi zu fahren, und es sei nun schwer, einen Mann für Ingegärd zu finden. Von Björn ist nur soviel zu erzählen, daß er eines Tages auf seinen Streifzügen durch den Wald auf eine Halbinsel gelangte, von der aus er gegen Süden hin Rauch aufsteigen sah. Dort mußte sie liegen, die Stadt.

2
    SIE KAMEN IM MORGENGRAUEN, zehn oder zwölf Männer auf kleinen zottigen Pferden. Ubbe, der seine Netze auslegte, sah sie in einer Reihe am Ufer entlangreiten und hörte, wie sie in einer fremden Sprache miteinander redeten. So schnell ihn seine gichtigen Beine tragen konnten, eilte er zum Hof und weckte Bosi. Schlaftrunken hob der Bauer seinen Kopf von Gudrids Brüsten und griff nach seinem Schwert.
    »Mjölnir soll dich zermalmen, wenn du mich ohne Grund aus dem Bett holst«, knurrte er. »Bis jetzt hat noch kein Fremder den Weg zu uns gefunden.«
    »Ob es richtig ist, sich auf sein Glück zu verlassen, weiß man immer erst hinterher«, sagte der alte Knecht.
    Bosi befahl ihm, seine Söhne Asmund und Tryn zu wecken. Er selbst kleidete sich hastig an und trat auf den Hofplatz hinaus. Es war ein klarer, windstiller Morgen, im Osten begann der Himmel sich schon zu röten. Halbnackt, eine Axt schwingend, stürzte Tryn aus dem Haus; Bosi gebot ihm wortlos, sich ruhig zu verhalten. Gemeinsam horchten sie die Stille ab. Vom Wasser drang Möwengeschrei herüber, weit entfernt im Wald krächzte ein Rabe. Als Asmund sich zu ihnen gesellte, hörten sie Stimmen und das dumpfe Klopfen von Hufen auf weichem Waldboden; ein Pferd schnaubte, Eisen klirrte.
    Sie beratschlagten leise, was zu tun sei. Tryn schlug vor, die Reiter mordeten, sondernin einen Hinterhalt zu locken und sie, einen nach dem anderen, niederzumachen. Asmund stimmte ihm halbherzig zu. Aber Bosi gab zu bedenken, daß es ihnen auch unter günstigen Umständen kaum gelingen werde, sich gegen eine solche Übermacht zu behaupten. Deshalb halte er es für das Klügste, sich im Moor zu verbergen, bis die Gefahr vorüber sei.
    Schnaubend vor Zorn hob Tryn die Axt, und einen Augenblick lang schien es, als wolle er seinem Vater den Schädel spalten. »Willst du, daß sie den Hof niederbrennen und dein Vieh rauben?« fragte er mit mühsam gedämpfter Stimme. »Sollen wir uns verspotten lassen, weil wir kampflos das Feld geräumt haben?«
    Da er, Sohn eines Berserkers, die

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