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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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gesteckt.
    Manchmal verließ Björn die Höhle, um Feuerholz zu sammeln. Dabei geriet er eines Tages in die Nähe der Burg. Er hörte, wie die Männer ihre Schilde gegeneinanderschlugen, und schlich, von Neugier gepackt, in sein Versteck. Ein Trupp pelzvermummter Männer kam vom jenseitigen Ufer über das schon von Rissen durchzogene Eis. Einer rief zur Burg hinauf, ob man es wagen könne, über das Eis zur Stadt zu gehen. Die Männer in der Burg erwiderten, es sei gefahrlos, sofern sie die Stellen mieden, wo Bäche in die Förde mündeten. Daraufhin entfernte sich der Trupp in südlicher Richtung über das Eis.
    Plötzlich hört Björn einen Zweig knacken. Er schnellt herum und sieht einen Mann mit wurfbereitem Speer hinter sich stehen. Der Mann trägt einen Mantel aus braunem Schaffell; in seinem Bart hängen Eiszapfen.
    »Du bist nicht so jung, wie ich dachte, als ich deinen Fußspuren folgte«, sagt der Mann. »Steh auf!«
    Björn erhebt sich mit zitternden Knien. Der Mann geht um ihn herum und betastet seine Schultern und Arme. »Viel wirst du mir nicht einbringen«, sagt er unzufrieden, »aber wenig ist mehr als nichts. Also komm!« Er deutet zur Burg hinüber und stößt Björn den Speerschaft in den Rücken.
    Den Männern in der Burg schien es nicht zu gefallen, daß Vagn, so hieß der Mann, mit einem Gefangenen zurückkehrte. Einer gab zu bedenken, ob es klug sei, sich die Bauern der umliegenden Höfe zu Feinden zu machen, denn an Björns Kleidung sei unschwer zu erkennen, daß er aus der Gegend stamme. Doch Vagn entgegnete, aus seinen Worten spräche der blanke Neid, und die Bauern hätten sich längst angewöhnt, jene ihrer Söhne und Töchter, an denen ihnen besonders gelegen sei, auf dem Sklavenmarkt freizukaufen. Mehr wurde darüber nicht gesprochen, denn Vagn galt als ein Mann, der Meinungsverschiedenheiten mit der Faust auszutragen liebte.
    Die Besatzung der Burg bestand aus sechs Männern, die allesamt ein Alter erreicht hatten, in dem das Verlangen nach Abenteuern allmählich zu schwinden beginnt. Um so wortreicher prahlten sie abends am Feuer von ihren Taten; die Zahl ihrer getöteten Gegner wuchs mit jedem Becher, den sie leerten, und mitunter gerieten sie über die Frage, welcher von ihnen Odin in Walhall am nächsten sitzen werde, dermaßen in Zorn, daß sie mit glühenden Holzscheiten aufeinander einschlugen.
    Mit Björn sprachen sie selten und auch dann nur, um ihm einen Tadel oder einen Befehl zu erteilen. Er mußte die Schlafkammer fegen und die Eimer ausleeren, in die sie nachts, weil es ihnen draußen zu kalt war, ihre Notdurft verrichteten. Morgens nahm Björn die Felle von den Schlafstätten und breitete sie im Burghof aus, damit die Läuse erfrören. Da er dies jeden Morgen tun mußte, schien ihm die Arbeit wenig sinnvoll zu sein. Manches Mal erwog er zu fliehen, und es war vor allem die Sorge um Gris, die ihn nach einer günstigen Gelegenheit Ausschau halten ließ.
    Kurz nachdem das Eis eine schmale Fahrrinne freigegeben hatte, kam das erste Schiff. Es bewegte sich nur langsam vorwärts, weil die Eisschollen das Rudern erschwerten. Die Männer in der Burg waren unschlüssig, ob sie dem Schiff ihren Willkommensgruß entbieten oder ein Rauchzeichen geben sollten. Während sie erregt beratschlagten, sah Björn den Augenblick für die Flucht gekommen und kletterte auf den rückwärtigen Wall. Als er sich jedoch über die Palisaden schwingen wollte, bemerkte er, daß vom Wald her sechs Reiter auf die Burg zukamen. Er eilte zu den Männern zurück und berichtete ihnen, was er gesehen hatte. Diese brachen in lautes Freudengeschrei aus und öffneten den Reitern das Tor.
    Wenig später sehen wir Björn, mit einer Hand an Vagns Pferd gefesselt, die Burg verlassen. Vagn läßt das Pferd traben, so daß Björn laufen muß, um Schritt zu halten. Mehrfach gleitet er aus und stürzt zu Boden, aber Vagn wartet nicht, bis er wieder aufgestanden ist, er schleift ihn durch den verharschten Schnee hinter sich her.
    So kam Björn Hasenscharte in die Stadt.

5
    DIE STADT LAG AUF EINER sanft geneigten Ebene an einem sich nach Süden erstreckenden Seitenarm der Förde. Sie war von einem halbkreisförmigen Wall umgeben, der ihr mitsamt einem vorgelagerten Wassergraben und einer Reihe mächtiger Pfähle, die man außerhalb des Hafens in das seichte Wasser gerammt hatte, Schutz vor Überfällen bot. In ihrer Mitte wurde die Stadt von einem Bach durchflössen, der die Anlage der Straßen bestimmte: Entweder

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