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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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diesmal verlor sich das Lächeln in seinem Gesicht, bevor es die Augen erreichte.
    Gerlög schnarchte mit weit geöffnetem Mund, als er sich zu ihr in das Bett legte. Viel zu erregt, um schlafen zu können, dachteer darüber nach, was die beiden verschiedenartigen Männer in seiner Werkstatt zusammengeführt haben mochte. Ihr vertrauter Umgang bestätigte Asmunds Vermutung, daß der Araber und der Priester sich schon früher begegnet sein mußten; wahrscheinlich reichten die Anfänge ihrer Bekanntschaft sogar in Poppos dunkle Vergangenheit zurück. War At-Tartuschi als Bote jener finsteren Mächte in die Stadt gekommen, denen Poppo einst gedient hatte? Oder fand nebenan der Wettstreit zweier Zauberer statt, um auszumachen, welcher von ihnen der bessere sei?
    Die beiden Männer wechselten kein Wort miteinander. Björn hörte nur das Fauchen des Blasebalgs und das Knistern der Holzkohle. Nach einer Weile stieg ihm der Geruch versengten Haars in die Nase, und nun hielt es ihn nicht länger im Bett; er schlich zur Tür und spähte durch eine der Ritzen in die Werkstatt.
    Die Arme bis zu den Ellbogen entblößt, steht Poppo vor der Esse. Er wendet seine Hände über dem Feuer; Schweißtropfen triefen von seinem Gesicht und verpuffen zischend in der Glut. At-Tartuschi tritt zu ihm, nimmt Poppos Hände, betrachtet jeden Finger, dann die Handflächen, nickt zufrieden und beginnt nun, Poppos Hände von den Gelenken bis zu den Fingerspitzen mit der Salbe einzureiben, die er in der flachen Schale angerührt hat. Er reibt sie sorgfältig ein, dann knetet er Poppos Hände, knetet sie lange und gründlich, und währenddessen bewegen beide murmelnd die Lippen. Was nun geschieht, läßt Björns Herzschlag stocken: At-Tartuschi nimmt ein glühendes Stück Eisen von der Esse und legt es auf Poppos Handflächen. Dünner Rauch steigt von ihnen auf, der Geruch verbrannten Fetts dringt durch die Türritzen, Björn hält in Erwartung eines gellenden Schreis den Atem an, aber der Priester gibt keinen Laut von sich, er wendet sich, das glühende Eisen wie eine Opfergabe auf seinen Händen, At-Tartuschi zu. Dieser schmunzelt unter seinem schwarzen Bart, und nun lächelt auch Poppo.
    Als Björn am nächsten Morgen die Werkstatt betrat, erinnerte nichts mehr an das nächtliche Ereignis. Poppo, schien es, hattedas Seine getan, ihm das Vergessen zu erleichtern. Dennoch blieb das Geschehen jener Nacht in seinem Gedächtnis haften, zumal es bald darauf noch eine unerwartete Bedeutung erlangen sollte.
    Mit Swains Werkstatt hatte Björn auch dessen Gewohnheiten übernommen: Er arbeitete von Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Dunkelheit, er gab wenig aus, obwohl er gut verdiente, und er verließ das Haus nicht öfter, als nötig war. Eines Tages aber kam Asmund und erzählte ihm, Thormods neues Schiff, das Steinn gebaut habe, werde dem Wasser übergeben, und dieses Ereignis dürfe Björn sich nicht entgehen lassen. So gingen die beiden Brüder zum Hafen hinunter, Asmund eine schillernde Augenweide, Björn in der derben Arbeitskleidung des Handwerkers.
    Um das Schiff, einen bauchigen Knorr mit genieteten Planken aus Eichenholz, hatte sich eine größere Menge Schaulustiger versammelt. Hier sah Björn auch Thormod wieder, dem er einst in Gris des Weisen Höhle begegnet war. Sein Haar war grau geworden, und auf seiner Stirn zeichneten sich die Wülste einer schlecht verheilten Narbe ab. Thormod ließ Bier und süßes Brot austeilen, während ein christlicher Priester die Steuerbordseite mit Weihwasser besprengte und Skallagrim der Heulende backbords glückbringende Strophen sang. Wenn es nach Thormod gegangen wäre, hätte er sein Schiff auch dem Schutz Allahs anvertraut, aber At-Tartuschi verweigerte dessen Anrufung, indem er sagte, sein Gott dulde es nicht, mit den Göttern der Ungläubigen auf eine Stufe gestellt zu werden.
    Ein letztes Mal umschritt Steinn mit prüfendem Blick sein Werk, dann ließ er die Klötze wegschlagen, und das Schiff rollte auf Baumstämmen in das Hafenbecken. Dort wurde es von Steinns Leuten in Empfang genommen, die seine Fahrt bremsten und es an die Pier verholten.
    Plötzlich hörte Björn, wie jemand seinen Namen rief. Er blickte sich um und sah eine junge Frau hinter sich stehen. Sie hatte rötliches Haar und graue Augen, und Björn fand, daß sie gut anzusehen war, wenngleich sie bei weitem nicht so schön war wie Nanna.
    »Erkennst du mich nicht wieder?« fragte sie. Sie preßte ihre Lippen auf seine, und nun wußte

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