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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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Totenreich bereits zurückgelegt, und niemand könne ihn dazu bewegen, jemals wieder einen Fuß vor seine Höhle zu setzen. Aber er gab Ubbe einen Knochen, in den Runen geritzt waren, und riet ihm, diesen in den Brunnen zu werfen, dann werde der Wiedergänger Ruhe finden. Das tat Ubbe, sobald er zum Hof zurückgekehrt war, und es kam so, wie Gris gesagt hatte.
    Mehr erfuhr Björn nicht von seinen Brüdern, denn sie meinten, ein einziger Tag in der Stadt sei ereignisreicher als ein ganzes Jahr auf Bosis Hof, und deshalb lohne es sich nicht, darüber noch weitere Worte zu verlieren.
    Gilli der Russe nahm beide in seinen Dienst und brachte sie in dem Haus unter, in dem er während der Sommermonate zu wohnen pflegte. Tryn machte er zum Aufseher, und den wortgewandten Asmund betraute er damit, die Aufmerksamkeit der Marktbesucher auf seine Sklaven zu lenken. Zu diesem Zweck kleidete er Asmund in bunte Gewänder und lehrte ihn, so zu sprechen, daß jeder annehmen mußte, er sei von weither gekommen, um von Gilli Sklaven zu kaufen. Eine Zeitlang glückte es ihnen, die Leute hinters Licht zu führen, und Gilli machte gute Geschäfte. Aber auch als man den Betrug längst durchschaut hatte, versammelten sich mehr Menschen um Gillis Stand als um jene der übrigen Händler, denn es bereitete vielen Vergnügen, einen fremdländisch gekleideten Mann in einer schwer verständlichen Sprache reden zu hören, von dem jeder wußte, daß er der Sohn eines Bauern aus der Umgebung war und bislang nicht mehr von der Welt gesehen hatte als die Häuser und Straßen dieser Stadt.
    Nach dem Kamm, den er für Bischof Horath angefertigt hatte,schnitzte Björn einige Dutzend Spielsteine, die bei den Gefolgsleuten des Königs reißenden Absatz fanden. Sie waren vor allem deswegen begehrt, weil es für erwiesen galt, daß sie ihrem Besitzer Glück brachten. Die meisten Steine kaufte Wichmann, der Neffe des Billungers, von dem es hieß, daß er sein Erbe bereits verspielt hatte, bevor es in seine Hände gelangt war. Nun aber gewann er mit jedem Spiel eine der verpfändeten Besitzungen zurück.
    Eines Abends, als Björn mit einem Sack voller Aale vom Hafen kam, saß ein graubärtiger Mann am Herdfeuer. Björn brauchte eine Weile, bis sich seine Augen an das Halbdunkel der Werkstatt gewöhnt hatten, aber dann sah er, daß es Thordis' Vater war.
    Steinn wandte ihm sein von Sonne und Wind gegerbtes Gesicht zu und sagte: »Ich bin gekommen, dir dafür zu danken, daß du meine Tochter vor Schande bewahrt hast. Thordis steht meinem Herzen näher als meine anderen Töchter, deshalb sollst du bekommen, was du verlangst.«
    Steinn war ein berühmter Schiffsbaumeister und hatte es als solcher zu Wohlstand gebracht, aber Björn fand, daß ihm die Freundschaft dieses Mannes von größerem Nutzen sein könnte als ein Beutel voll Silber. Daher antwortete er: »Es lag nicht in meiner Absicht, Steinn einen Gefallen zu erweisen, als ich die beiden Wilden erschlug. Andererseits will ich Steinn nicht dadurch kränken, daß ich seinen Dank ablehne. Doch bei einigen Worten sollte er es bewenden lassen.«
    Steinn hob die Brauen. »Du redest klüger, als man es von einem Mann deines Alters erwarten kann«, sagte er. »Aber es soll nicht heißen, ich sei einem Unfreien etwas schuldig geblieben.« Nun rief er Gerlög und fragte sie, was sie für Björn haben wolle.
    »Er ist das einzige, was mir der Geizhals hinterlassen hat«, antwortete die Witwe. »Und er ist ein guter Kammacher. Deshalb trenne ich mich ungern von ihm.«
    Steinn nahm Gerlögs Hand und legte einige Silbermünzen hinein.
    »Ohne ihn werde ich verhungern«, gab Gerlög zu bedenken.
    »Dir gehört das Haus«, sagte Steinn, während er noch eine Münze dazulegte. »Laß ihn hier wohnen und seine Arbeit tun, dann wird er dafür sorgen, daß du keine Not leidest.«
    »Du willst ihn nicht zu dir nehmen?« fragte Gerlög erstaunt.
    »Mein Haus steht ihm offen, aber er kann kommen und gehen, wie es im beliebt«, antwortete Steinn. »Denn sobald wir uns einig sind, ist er ein freier Mann.«
    Da schloß Gerlög ihre Finger um die Münzen und ging in die Schlafkammer.

9
    MIT EINEM SCHIFF, DAS IN ALDEIGJÜBORG Pelze, Honig, Wachs und Bernstein geladen hatte, kam ein Mann in die Stadt, der schon dadurch Aufsehen erregte, daß er, obwohl allem Anschein nach von hohem Stand, nur von einem Jüngling begleitet wurde. Seine schlanke Gestalt war, bis auf die ringgeschmückten Hände und das braune Gesicht mit den

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