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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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tiefliegenden Augen und dem schwarzen Bart, ganz in weiße Seide gehüllt.
    Einige weitgereiste Händler meinten, wenn er auch jetzt von Osten käme, sei an seiner Kleidung unschwer zu erkennen, daß er aus Ländern stamme, die in der entgegengesetzten Richtung lägen. Es seien dies Länder von sagenhaftem Reichtum, und man täte gut daran, den Fremden zuvorkommend zu behandeln. Ihre Versuche, mit ihm ins Geschäft zu kommen, schlugen jedoch fehl. Der Jüngling bat sie, von derlei Belästigungen abzusehen; sein Herr habe die Stadt nicht aufgesucht, um Handel zu treiben.
    Dies brachte den Fremden nun erst recht ins Gerede, und bald kam das Gerücht auf, er sei vom Kaiser geschickt worden, um die Stadt und ihre Verteidigungsanlagen auszukundschaften. Wir wissen nicht, ob der Fremde von den Verdächtigungen erfuhr, aber wenn es so war, trug er es mit Würde. Er schritt erhobenen Hauptes durch die Straßen und nahm es wie selbstverständlich hin, daß die Leute vor ihm auswichen. Außer mit dem Jüngling sprach er mit niemandem, doch seinen Augen schien nichts zu entgehen,und sein Begleiter überschüttete die Stadtbewohner mit Fragen. Dies gab dem Gerücht weiteren Auftrieb, und es steht zu vermuten, daß der Fremde ein Opfer seiner Wißbegier geworden wäre, hätte ihm Gilli der Russe nicht Gastfreundschaft gewährt. Nun mochte niemand mehr glauben, daß der geheimnisvolle Fremde mit unlauteren Absichten in die Stadt gekommen war, denn Gilli galt als ein Freund des Königs und war viel zu klug, diese einträgliche Freundschaft leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
    Durch Gillis Gesinde erfuhr die ganze Stadt, daß der Fremde ein Vertrauter des Kalifen von Cordoba sei und von diesem Auftrag erhalten habe, ihm über fremde Länder, deren Bewohner und Sitten zu berichten. Er hieß Ibrahim Ibn Ahmed At-Tartuschi und beherrschte viele Sprachen, aber keine von denen, die in der Stadt gesprochen wurden. Deshalb bediente er sich seines jungen Begleiters als Dolmetscher, denn dieser war der Sohn eines norwegischen Specksteinhändlers.
    Als das Schiff entladen wurde, mit dem At-Tartuschi gekommen war, wurden auch mehrere eisenbeschlagene Kisten an Land gebracht, die der Araber in Gillis Haus schaffen ließ. Der Vermutung, daß sie mit Gold und Silber gefüllt seien, mochten sich die Lastträger nicht anschließen, dafür, meinten sie, seien sie zu leicht gewesen. Was wirklich in ihnen enthalten war, sollte den Stadtbewohnern jedoch nicht lange verborgen bleiben, denn wenn das Gewand, in dem sich At-Tartuschi zeigte, auch stets aus weißer Seide war, so war nicht zu übersehen, daß er jeden Tag ein anderes trug. Dies war selbst bei den Vornehmsten nicht üblich, und ebenso ungewöhnlich war, daß der Araber, wo er ging und stand, einen fremdartigen, die Sinne betörenden Duft hinterließ.
    Bald sah man auch Asmund in At-Tartuschis Begleitung, und der Araber ließ es nicht an Beweisen der Zuneigung fehlen: Er schenkte ihm einen silbernen Stirnreif und Schuhe mit schnabelförmigen, nach oben gebogenen Spitzen. Manchmal fuhr er mit den Fingern durch Asmunds langes blondes Haar und kraulte ihm zärtlich den Nacken.
    Asmund führte den Araber nun in der Stadt umher, er machte ihn mit Skallagrim dem Heulenden bekannt, und mit Poppos Hilfe gelang es ihm sogar, Bischof Horath zu bewegen, einem Anhänger Mohammeds das Betreten der Kirche zu erlauben. Asmund erzählte, Poppo und At-Tartuschi hätten sich ohne Dolmetscher miteinander verständigt, und es sei ihm so vorgekommen, als ob sich der Priester und der Araber an diesem Tag nicht zum ersten Mal begegnet seien.
    At-Tartuschi kam auch in das Haus des Kammmachers. Er raffte sein seidenes Gewand, als er über die Schwelle trat, und Björn sah, daß er schmale Goldreifen an den Fußgelenken trug.
    »Du wirst es kaum glauben, daß er mein Bruder ist«, sagte Asmund, indem er auf Björn zeigte. »Aber sieh dir seine Kämme an, und du wirst mir zustimmen, daß es des Guten zuviel wäre, wenn einer, der solche schönen Dinge macht, auch noch ein schöner Mann wäre.«
    Der Sohn des Specksteinhändlers übersetzte Asmunds Worte, und At-Tartuschi schmunzelte beifällig. Er wählte einen Kamm aus, legte einige arabische Silbermünzen auf die Werkbank und ließ Björn durch den Dolmetscher fragen, ob er die Geliebte Bues des Dicken kenne, von der es heiße, daß sie die Tochter des Kalifen von Cordoba sei. Björn fühlte, wie ihm das Blut in die Wangen schoß. Dies schien dem Araber als Antwort zu

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