Die Männer von Bravo Two Zero
festgehalten wurde, vielleicht zwei, drei Jahre.
Meine Hände taten höllisch weh. Ich versuchte, sie aus den Handschellen zu bekommen, vergeblich. Sie waren zu stark geschwollen. Ich überlegte, ob ich die Wachen bitten sollte, mir für kurze Zeit die Handschellen abzunehmen, aber sie hatten bestimmt nicht den
Schlüssel – und sie würden sich bestimmt nicht die Mühe 342
machen, ihn zu holen. Meine Gedanken wanderten zu
Jilly. Was sie wohl gerade machte …
Zwei Stunden später kamen erneut die Burschen mit
ihren Gaslampen. Wie zuvor nahmen sie mir die
Handschellen ab, hievten mich hoch und schleppten mich wieder in die Kälte. Es war ein schönes Gefühl auf der Haut; zum Trost stellte ich mir vor, ich würde jetzt zu einer langen Wanderung aufbrechen oder auf Skiern eine schöne Abfahrt machen.
Niemand sprach. Ich hoffte und betete, daß Dinger
auch kommen würde, aber ich konnte ihn nicht hören.
Man setzte mich wieder genau wie das erste Mal auf die rechte Seite hinter die Sitze, die Knie bis zum Kopf hochgezogen. Diesmal krümmte ich vorsichtshalber den Rücken, um Platz für meine schmerzenden Hände zu
haben, damit ich mich nicht später dafür bewegen mußte und wieder eins über den Kopf bekam.
»Nix reden, sonst schießen«, sagte der Fahrer.
»Okay.«
»Ja, okay, Kumpel«, hörte ich Dinger neben mir.
An seiner Stimme erkannte ich, daß er genauso
erleichtert war, mich zu hören, wie umgekehrt. Doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Kurz vor der Abfahrt lehnte sich jemand in den Wagen und sagte: »Ich hoffe, Allah ist mit euch.«
Ich wußte nicht, ob mir jemand damit Angst einjagen wollte, aber falls er die Absicht hatte, war es ihm gelungen.
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Wir hatten denselben schlechten Fahrer wie beim ersten Mal, und schon bald wurden wir im Wagen hin und her geschleudert. Diesmal gab es keine Musik, nur das
Geplauder der Burschen vorn im Wagen. Ab und an
wurde ein Fenster runtergedreht, und einer von ihnen spuckte hinaus oder rief jemandem im Dunkeln einen Gruß zu.
Einmal hielten wir an, und der Fahrer unterhielt sich lange mit jemandem auf der Straße. Ich hatte den
Eindruck, er gab mit uns an. Ich hörte zwei oder drei Leute draußen neben dem Wagen lachen, dann wurden
Hände hereingesteckt, die uns am Schnurrbart zogen und ins Gesicht schlugen. Ich spannte den Körper an. Diese Schläge machten mich wütender als die Tritte, die ich beim Verhör bekommen hatte und die noch halbwegs
begründet waren. Aber diese Idioten hier machten sich schlicht und ergreifend auf meine Kosten lustig.
Wir fuhren schweigend weiter. Wir entfernten uns
immer weiter von der Grenze, doch es war mir
mittlerweile fast egal. Ich machte mir nur noch Sorgen wegen meiner Hände. Sie waren inzwischen auf das
Doppelte ihrer normalen Größe angeschwollen, und ich hatte kein Gefühl mehr in den Fingern. Von den
Gelenken an, wo die Fesseln sich so tief ins Fleisch gegraben hatten, daß ich blutete, waren meine Hände völlig taub. Die Schmerzen wurden allmählich
unerträglich. Ich fürchtete, daß ich sie nie mehr würde gebrauchen können, wenn das so weiterging.
Ich versuchte, an die positiven Aspekte zu denken.
Wenigstens war ich nicht tot. Ich war nun schon zirka 344
zwölf Stunden in Gefangenschaft und noch immer am
Leben.
Ich dachte an unseren Stoßtrupp. Was wußten die
Iraker über uns? Es war anzunehmen, daß sie uns mit der Schießerei an der MSR in Verbindung bringen würden.
Sie wußten bestimmt, wie viele wir waren, weil sie sicherlich die Rucksäcke von acht Leuten gefunden
hatten. Sie hatten vermutlich auch das LUP entdeckt, wo wir Wasser und Proviant versteckt hatten.
Was würden sie anhand unserer Rucksäcke über uns in Erfahrung bringen? Ich wußte, daß es keine schriftlichen Aufzeichnungen über Codes oder unseren Auftrag gab.
Was war mit der Ausrüstung? Wie sollten wir die
Sprengstoffe, Zeitzünder und Sprengkapseln erklären?
Ich würde sagen, wir hätten damit unser Einsatzgebiet absichern sollen – sie hatten bestimmt die Minen
gefunden, die meine Geschichte untermauern würden.
Vielleicht wußten sie ja nicht einmal, was Zeitzünder waren. Und es war auch möglich, daß die Soldaten beim Plündern des Sturmgepäcks die intakten Dinge hatten mitgehen lassen. Ich mußte beinahe lachen, als ich mir vorstellte, wie sie die Rucksäcke durchwühlten und mit dem Finger in eine der Plastiktüten mit Kot piekten.
Ich war mir jedenfalls absolut sicher, daß wir
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