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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Hubschrauber geblieben. Er ist wohl gar nicht erst ausgestiegen, weil er wußte, daß der Hubschrauber weiterfliegen würde. Er hat uns im Stich gelassen.«
    »Hältst du es für denkbar, daß ihr zu acht wart?«
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    Sie wußten also, was an der MSR passiert war, und
    versuchten, mich damit in Verbindung zu bringen – falls sie es nicht schon getan hatten. Im Grunde wußte ich, daß es nur noch eine Frage der Zeit war.
    »Ich weiß nicht, überall liefen Leute herum. Wir sind für so was nicht ausgebildet, wir sind dazu ausgebildet worden, Erste Hilfe zu leisten – und mit einemmal
    stecken wir mitten im Irak. Kann sein, daß wir zu acht waren, ich habe keine Ahnung. Ich bin einfach
    losgerannt.«
    »Wo ist der Hubschrauber gelandet?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Sie haben uns einfach abgesetzt. Ich weiß nicht, wo das war. Ich habe in der Maschine nicht die Karte gelesen, das machen die
    Piloten.«
    Ob sie mir diesen Schwachsinn abkauften? Ich spürte, daß es verlorene Mühe war, aber ich hatte keine andere Wahl – ich hatte diesen Weg eingeschlagen, und ich mußte ihn zu Ende gehen, ob er nun richtig war oder falsch. Ich mußte die Sache durchziehen. Jeder andere in meiner Situation würde das gleiche tun. Kein Grund zur Panik; das Gespräch lief noch immer ganz gut.
    »Erzähl mir etwas über eure Ausrüstung, Andy. Wir
    verstehen da einiges nicht so ganz.«
    Ich wußte nicht, ob er die Rucksäcke meinte, die wir liegengelassen hatten, oder unsere Gürteltaschen. Er redete so, als ob wir der Acht-Mann-Stoßtrupp waren, der entdeckt worden war, und ich redete so, als wären wir das Such- und Rettungsteam.
    »Nur das normale Zeugs – Wasser, Munition und
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    zusätzliches Verbandszeug und unsere persönlichen
    Sachen.«
    »Nein. Erzähl mir etwas über den Sprengstoff, den ihr dabeihattet.«
    Moment mal, dachte ich – es steht noch nicht fest, daß ich in dem Stoßtrupp war.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Komm schon, Andy, klären wir die Sache. Das ist
    doch kein großes Problem. Du bleibst einfach in aller Ruhe da sitzen, läßt dir Zeit, und heute abend ist alles vorbei. Ihr hattet Sprengstoff dabei, Andy. Wir sind euch die ganze Zeit gefolgt, seit ihr entdeckt wurdet. Wir wissen, das warst du und deine Freunde. Und wir wissen genau, was ihr gemacht habt.«
    »Tut mir leid, ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Das weißt du sehr wohl, Andy, oder? Eine so große Menge Plastiksprengstoff. Hattet ihr vor, etwas
    Bestimmtes in die Luft zu sprengen?«
    Sein Tonfall war noch immer sehr angenehm und
    freundlich, der Hausarzt, der sich nach meinem Befinden erkundigt. Ich wußte, das würde sich bald ändern. In der Ausbildung lernst du, jede Chance zu nutzen, weil du nicht weißt, ob du so eine Gelegenheit noch mal
    bekommen wirst. Eine goldene Regel lautet, alles zu essen, was du kriegen kannst. Da diese Burschen mir weismachen wollten, daß sie bloß nett zu mir waren und mir nach besten Kräften helfen wollten, fand ich, es war an der Zeit, die Situation auszunutzen.
    »Könnte ich wohl bitte etwas zu essen bekommen, ich habe nämlich seit Tagen nichts gegessen«, sagte ich. »Ich 362
    habe Bauchschmerzen vor Hunger. Es wäre schön, wenn ich was essen könnte.«
    »Selbstverständlich kannst du etwas zu essen haben, Andy. Es könnte natürlich schwierig werden, etwas zu essen zu finden, denn die Sanktionen bedeuten, daß unsere Kinder auf den Straßen hungern. Trotzdem
    werden wir versuchen, etwas für dich aufzutreiben. Wir sind ein gutes und großzügiges Volk. Wir werden uns um dich kümmern. Wer weiß, was du noch alles bekommst, wenn du uns hilfst? Vielleicht bist du ja schon bald wieder zu Hause. Denk doch bloß, Andy, zu Hause.«

    Der Reis war heiß und auch die Schüssel mit köstlichen gedämpften Tomaten. Das Wasser war erfrischend kühl und wurde in einem sauberen Glas serviert.
    Zunächst nahm einer der Wachmänner den Löffel und
    wollte mich füttern.
    Ich sagte: »Könnte ich vielleicht eine Hand frei
    bekommen, damit ich allein essen kann?«
    Der Major sagte nein, doch der Oberst gab sein Okay mit einer Handbewegung. Man machte eine meiner
    Handschellen auf, und es war ein phantastisches Gefühl, als der Druck nachließ. Das einzige Problem war, daß ich den Löffel nicht richtig halten konnte, weil meine Hand gefühllos war. Ich klemmte ihn zwischen den kleinen Finger und den Ringfinger und legte ihn zwischen
    Daumen und Zeigefinger auf.
    Der Oberst zeigte auf das Bild von

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