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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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die Lampe erkennbar und dahinter viele Gestalten. Wir
    wußten, es ging wieder los.
    Man legte uns Handschellen an und verband uns die
    Augen; nicht aggressiv, eher lässig. Wir standen auf und schlurften zusammen über den Korridor hinaus ins Freie.
    Ein Transportjeep wartete mit laufendem Motor auf uns.
    Als wir einstiegen, nahm man uns die Augenbinden
    wieder ab, obwohl ich keine Ahnung hatte, wieso –
    vielleicht wußte die rechte Hand nicht, was die linke tat.
    Wir fuhren los, zwei Wachen vorn und eine hinten.
    »Bagdad? Bagdad?« fragte Dinger lieb und nett.
    »Ja, Bagdad«, erwiderte der Fahrer, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.
    Der Fahrer kannte alle Schleichwege. Zehn Minuten
    lang fuhren wir durch belebte Seitenstraßen, mit
    aufgeblendeten Scheinwerfern. Die Wachen schien es nicht zu stören, daß ich angestrengt nach Wegweisern und Straßennamen Ausschau hielt. Ich konnte nichts Geschriebenes entdecken. Es gab keine großen
    auffälligen Gebäude, an die ich mich später hätte
    erinnern können. Alle Häuser hatten ein Flachdach.
    Allem Anschein nach waren wir im Armenviertel der
    Stadt. Es mußte sich um ein reines Wohngebiet handeln, denn es deutete nichts auf irgendwelche
    Bombardierungen hin. Man wäre überhaupt nicht auf die 374
    Idee gekommen, daß Krieg war. Die Straßen waren
    asphaltiert, aber voller Schlaglöcher, und die
    Bürgersteige waren einfach aus Sand. Alte Autos standen verlassen am Straßenrand. Wir hielten vor einem großen Holztor. Es öffnete sich nach innen, sobald der Wagen vorfuhr, und wir rollten in einen kleinen Hof, der kaum größer war als der Wendekreis des großen Jeeps.
    Soldaten warteten auf uns, und ich spürte den vertrauten angstvollen Druck in der Magengegend. Dinger und ich sahen uns ausdruckslos an.
    Ich wollte aufblicken, als wir aus dem Wagen gedrängt wurden, doch ich hielt den Kopf bewußt gesenkt, um niemanden gegen mich aufzubringen. Es war
    stockfinster, und ich rechnete jeden Augenblick damit, daß sie anfingen, uns zu prügeln. Wir wurden in ein Gebäude gezerrt und über einen Gang getrieben, der kaum breiter war als meine Schultern. Es war völlig dunkel, und der Soldat vor mir mußte seine
    Taschenlampe benutzen. Wir kamen in einen Bereich, wo eine Reihe von etwa zwölf Türen war, alle ganz dicht nebeneinander. Der Soldat öffnete eine davon, stieß mich hinein, nahm mir die Handschellen ab und schloß die Tür. Ich hörte, wie ein Riegel vorgeschoben und ein Schloß eingehängt wurde.
    Es gab kein bißchen Licht. Es war so dunkel, daß ich nicht die Hand vor Augen sehen konnte. Es stank
    ekelerregend nach Scheiße. Ich ging auf alle viere und ertastete meine Umgebung. Viel gab es da nicht zu
    ertasten. Der Raum war winzig, und binnen kurzem hatte ich die beiden Keramiktritte links und rechts von einem 375

    Loch mit gut 20 Zentimetern Durchmesser entdeckt. Kein Wunder, daß es in meinem Schlafzimmer stank. Ich war in einem miesen arabischen Scheißhaus.
    Man muß aus jeder Situation das Beste machen, und
    jetzt hatte ich Gelegenheit, den Schlaf zu kriegen, den ich dringend brauchte. Ich wollte meine Zeit nicht damit verschwenden, über irgendwas nachzudenken. Ich hatte keinen Platz, um mich auszustrecken, und so rollte ich mich mühselig um das Loch im Boden. Es gab keine
    Lüftung, und der Gestank war unerträglich, doch was will man machen. Es war schon eine Erleichterung, daß man mich nicht wieder geschlagen hatte. Ich schlief auf der Stelle ein.
    376

Zehn
    Als ich aufwachte, fühlte ich mich wie betäubt. Weiter den Gang hinunter gingen lärmend Türen auf. Leute
    sprachen; ich konnte es zwar hören, aber es war mir nicht richtig bewußt, da ich regelrecht benebelt war. Ich fragte mich, wie spät es wohl war. Meine innere Uhr hatte vollständig den Geist aufgegeben, und ich wußte nicht einmal, ob es Tag oder Nacht war. Man sollte unbedingt versuchen, Uhrzeit und Datum ungefähr im Kopf zu
    behalten, vor allem deshalb, weil man sich dann etwas besser fühlt, aber auch, weil es den Verstand in Gang hält. Wenn man nicht mehr weiß, welcher Tag es ist, verliert man irgendwann auch das Gefühl für Wochen und Monate. Zeit wird bedeutungslos, bis man
    irgendwann vollends den Bezug zur Realität verliert.
    Deshalb sollte man vom ersten Tag an alles versuchen, um eine zeitliche Orientierung zu bewahren. Man schaut, falls möglich, bei anderen Leuten auf die Armbanduhr, denn alle Uhren haben Ziffern, die man auch in fremden

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