Die Männer von Bravo Two Zero
schleppten mich einfach weiter, sehr schnell, sehr geübt, wie im Schlachthof Tierkörper getragen werden. Überall um mich herum wurde gebrüllt, aber ich lauschte, ob eine zweite Gruppe irgendwo mit Dinger zugange war. Ich 383
konnte nicht hören, was sich außerhalb meiner
unmittelbaren Umgebung abspielte.
Immer wieder versuchte ich, meine Füße anzuheben,
damit sie nicht über den Boden schleiften und noch mehr Schaden nahmen. Nach nur gut zehn Metern hielten wir an, und während sie an der Tür herumfummelten,
versuchte ich, zu Atem zu kommen. Es ging zwei Stufen hoch, von deren Existenz ich nichts wußte, und ich stieß mit den Zehen dagegen und stöhnte auf. Ich ging zu Boden, doch sie zogen mich wieder hoch, schrien und schlugen. Wir gingen einen Gang entlang, der schaurig und bedrohlich widerhallte. Nach der Hitze draußen war es jetzt plötzlich wieder kalt, feucht und muffig. Das Gebäude kam mir heruntergekommen vor.
Die Zellentür mußte bereits offen gewesen sein. Sie schleuderten mich in eine Ecke und stießen mich zu Boden. Man bugsierte mich so zurecht, daß die Beine übereinandergeschlagen waren, Knie angezogen,
Schultern zurück und Hände auf dem Rücken, noch
immer in Handschellen. Ich sagte und tat nichts, ich ließ einfach alles mit mir machen. Nach weiteren Schlägen und Tritten und Beschimpfungen knallten sie die Tür zu.
Sie klang so, als bestände sie aus einer Metallplatte, doch der Rahmen hatte sich offenbar verzogen, da sie sie sehr fest zuschlagen mußten, und das Schlagen und Klappern hallte so laut wider, daß ich mir vor Schreck fast in die Hose machte.
Du bist allein. Du glaubst, du bist allein. Du kannst nicht sehen, wo du bist, du bist desorientiert und du hast Angst. Du hast eine Scheißangst. Du atmest schwer, und 384
du denkst nur: Bringen wir es hinter uns. Du kannst nicht sicher sein, ob nicht jemand im Raum ist. Vielleicht sind sie nicht alle gegangen, vielleicht ist noch jemand da, der dich beobachtet, auf einen Fehler lauert, also halte den Kopf gesenkt, beiß so fest du kannst die Zähne zusammen, halt die Knie oben, versuche, dich gegen die Schläge und Tritte zu schützen, die jeden Moment wieder anfangen können.
Ich hörte eine andere Tür zuschlagen. Vermutlich
wurde Dinger eingeschlossen. Es war irgendwie tröstlich, daß wir noch immer in einem Boot saßen.
Ich konnte nichts tun, außer dasitzen und versuchen, mich zu beruhigen. Ich atmete tief ein und ganz langsam aus, während ich die letzten Entwicklungen überdachte und zu dem naheliegenden Schluß kam, daß ganz
bestimmt etwas Unangenehmes passieren würde. Wir
waren an einen Ort verlegt worden, wo die Organisation offenbar reibungslos funktionierte. Ein Empfangskomitee hatte uns erwartet, um uns einen kurzen, eindringlichen Schrecken einzujagen; sie waren auf Draht, sie wußten genau, was sie zu tun hatten und wann. Aber waren wir jetzt in dem Gefängnis, wo wir bleiben würden, oder war das wieder eine Zwischenstation, und wollten uns die Burschen hier nur ihre Macht demonstrieren? Sollte ich den Rest meiner Gefangenschaft mit Augenbinde und
Handschellen verbringen? Falls ja, dann wäre es schlecht um mich bestellt. Ob meine Sehkraft geschwächt sein würde, wenn ich rauskam? Und um Himmels willen –
wie würden meine Hände aussehen?
Ich beruhigte mich mit dem Gedanken, daß es mir
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bessergehen würde, wenn ich mich erst auf meine neue Umgebung eingestellt hätte. Es war, wie wenn man zu Besuch in einem fremden Haus ist. Es kommt einem
seltsam vor, doch schon nach wenigen Stunden fühlt man sich ein wenig vertrauter, heimischer. Ich wußte, daß es hier genauso sein würde, wenn man mir bloß die
Augenbinde abnahm. Ich hatte noch immer Fluchtkarte und Kompaß, gut und sicher verstaut, was mir ihnen gegenüber zumindest einen kleinen Vorteil gab.
Es war kalt: eine feuchte, modrige Kälte. Der Fußboden war klamm. Ich saß in nassem Dreck und Scheiße. Ich stellte fest, daß ich mit den Händen die Wand berühren konnte. Sie hatte einen löchrigen und rissigen Verputz, und dort, wo sie auf den Boden stieß, waren große
Löcher. Der Betonboden war sehr rauh und uneben.
Wegen der Druckstellen am Hintern versuchte ich, meine Sitzposition entsprechend zu verändern. Ich versuchte, die Beine auszustrecken, doch es ging nicht, daher zog ich sie wieder an und versuchte, mich auf eine Seite zu lehnen. Aber in jeder Position taten mir die Hände weh, ich fand einfach keine bequeme
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