Die Männer von Bravo Two Zero
wie immer irgendwo unterwegs.
Der Adjutant kam zum Hubschrauberlandeplatz.
»Willkommen zu Hause«, sagte er. »Kommt in mein
Büro.«
Er öffnete eine Flasche Champagner. Während er
eingoß, sagte er zu Mugger: »So, Sie sind morgen früh um halb sechs wieder hier; wir fliegen Sie gleich wieder raus. Sie werden in Saudi-Arabien gebraucht.«
»Verdammter Mist!« sagte Mugger. Er hatte sich
schon auf ein paar Nächte zu Hause mit Mrs. Mugger gefreut.
Uns übrigen sagte der Adjutant äußerst großzügig:
»Zur Zeit liegt nichts Dringendes an. Nehmt euch ein paar Tage frei.«
Ein Offizier bot mir an, mich nach Hause zu bringen.
Als mein Haus in Sicht kam, bat ich ihn anzuhalten.
»Das letzte Stück geh’ ich zu Fuß«, sagte ich. »Etwas Bewegung tut mir gut.«
523
Vierzehn
Wir hatten sage und schreibe zwei Tage für uns.
Am Montag machten Jilly und ich einen Spaziergang
durch die Stadt. Ich trug meine alten Sachen, die mir nun wesentlich weiter saßen als beim letztenmal. Wir hatten uns nichts Besonderes vorgenommen, wollten einfach nur ein bißchen bummeln, doch ständig trafen wir
braungebrannte Jungs aus meiner Truppe, und wir
sprachen über unsere schrecklichen Erlebnisse.
Am Dienstag kam Katie zu Besuch, und wir guckten
uns das Rohin-Hood -Video an und übten unser Tänzchen.
Am Mittwoch mußte ich wieder zur Arbeit.
Das Regiment wollte genau wissen, was passiert war und ob aus unseren Erfahrungen Lehren für zukünftige
Einsätze zu ziehen waren. Wir fünf studierten Karten und Luftaufnahmen und rekonstruierten Stück für Stück
unsere Aktionen von dem Zeitpunkt an, an dem wir
unseren Einsatzbefehl bekommen hatten, bis zu unserer Freilassung.
Wir besuchten die Witwen und Familienangehörigen.
Stan und Chris verbrachten viel Zeit mit Vince’ Frau und seinen Brüdern und erzählten ihnen im einzelnen, was passiert war, und versuchten, sie zu trösten. Ich besuchte 524
Legs’ Frau, die sehr tapfer und verständig war. Das Gespräch mit ihr war mir eine Hilfe. Ich konnte mit ihr über alles reden, ohne ständig sagen zu müssen, wie leid es mir tat.
Am 16. März fuhren Jilly und ich für ein paar Tage nach Aberdovey, wo wir schon einmal gewesen waren, als wir uns gerade kennengelernt hatten. Damals hatte sie gesagt, es sei der schönste Urlaub ihres Lebens. Das gleiche erwartete sie jetzt wieder, doch wir spürten beide, daß es diesmal anders war. Wir konnten nicht genau sagen, warum, doch die Atmosphäre war irgendwie
gespannt. Wir kürzten den Urlaub ab und besuchten Bobs Mutter und Schwester in Bognor. Sein Tod hatte sie schwer getroffen. Sie hatten nicht einmal gewußt, daß er bei der SAS war. Auch Bobs Vater, der von Bobs Mutter geschieden war, hatte keine Ahnung gehabt; er war vor Trauer krank geworden und mußte seine Arbeit als
Geschäftsführer eines Restaurants in London aufgeben.
Die Besprechung unseres Einsatzes dauerte drei Wochen.
Dann bekamen wir wieder Besuch von Gordon Turnbull und hatten eine zweistündige Sitzung in der
Offiziersmesse, wo wir uns nett unterhielten. Er und einer seiner Kollegen machten einen einfachen Test mit uns, um unsere Streßwerte festzustellen. Je mehr Punkte über zehn man hatte, desto schlimmer war die emotionale Belastung. Wir alle hatten elf, Gordon 13.
Wir kamen zu dem Schluß, daß Ehefrauen und
Freundinnen durch die Ereignisse stärker mitgenommen worden waren als wir. Sie hatten sehr viel durchgemacht: 525
die qualvolle Ungewißheit, über die sie mit niemandem reden durften, und dann die traurige Nachricht, daß wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tot wären – nur um wenige Tage später das Gesicht von
einigen von uns im Fernsehen zu sehen. Gordon Turnbull lud sie zu einer gesonderten Sitzung ein und erläuterte ihnen die Symptome eines posttraumatischen Schocks.
Sobald die wichtigsten Dinge bei der
Nachbesprechung geklärt waren, wurde bekanntgegeben, daß wir vor dem gesamten Regiment sprechen sollten.
Wir probten unseren Auftritt gründlich, damit alles gutlief. Es war noch nie vorgekommen, daß auch
wirklich jeder verfügbare Mann zu einer
Nachbesprechung erschien, aber als wir uns erhoben, blickten wir auf ein Meer von Gesichtern. Alle waren da, von der Hubschraubercrew bis hin zum Koordinator der Such- und Rettungseinsätze. General Sir Peter de la Billière – DLB, wie wir ihn nannten – saß in der ersten Reihe mit einem ganzen Aufgebot von hohen Tieren.
Wir sprachen zwei Stunden. Ich
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