Die Männer von Bravo Two Zero
meinem Rucksack vergessen hatte.
Vince und Legs auf der anderen Seite waren immer
noch auf den Beinen und rückten ebenfalls vor. Sie schrien einander zu, um sich anzuheizen. Die anderen gaben uns Feuerschutz.
Mark und Dinger sprangen auf und rannten vor. Sie
konzentrierten sich auf den Panzerwagen vor uns, den sie mit ihren 66ern getroffen hatten. Sie hatten ihn
lahmgelegt, aber das Geschütz feuerte immer noch. Sie schossen heftig darauf, um das Visier des Kanoniers zu zerstören. Wenn ich in dessen Haut gesteckt hätte, wäre ich aus dem Wagen gesprungen und davongerannt, aber er hatte ja keine Ahnung, wer ihn vielleicht verfolgen würde. Mark und Dinger gelangten zu dem Panzerwagen, dessen Hintertür noch offen stand. Die Soldaten hatten die Luken nicht dichtgemacht. Eine Handgranate wurde hineingeschleudert, die mit ihrem typischen dumpfen Knall explodierte. Die Insassen wurden sofort getötet.
Wir rannten in vier Gruppen zu je zweien weiter vor zu den Mannschaftswagen, und jeder erlebte sein eigenes 160
Drama. Wir liefen abwechselnd und warfen uns hin wie die Weltmeister, feuerten ein paar Kugeln ab, rannten weiter, duckten uns – und das gleiche noch mal. Wir versuchten, ganz gezielt zu schießen. Man sucht sich einen aus und feuert darauf, bis er fällt. Manchmal braucht man dazu bis zu zehn Schüsse.
Das 203er hat eine Reihe von Visieren, aber man hat nicht immer die Zeit, sie genau einzustellen. Es ging nur noch darum, schnell zu zielen und abzudrücken. Die Waffe ploppt beim Abschuß. Ich sah dem Geschoß auf seinem Flug nach. Man hörte einen lauten Knall und sah Erdklumpen aufspritzen – und dann das Aufschreien. Das hieß, sie waren verwundet und konnten nicht mehr
schießen – und es gab Verletzte, um die andere sich kümmern mußten.
Plötzlich waren wir Herr der Lage. Jeder, der noch laufen konnte, rannte fort. Vor uns brannte ein Lastwagen lichterloh. Ein ausgebrannter Panzerwagen qualmte links hinter uns vor sich hin. Über eine weite Fläche verstreut lagen Leichen. Es waren ungefähr 15 Mann gefallen und noch erheblich mehr verwundet. Wir beachteten sie aber nicht und machten weiter. Ich spürte ungeheure
Erleichterung, daß dieses Gefecht hinter uns lag, aber hatte immer noch Angst. Es würde weitergehen. Jeder, der sagt, er hätte keine Angst, der lügt oder ist verrückt.
»Das ist wahnsinnig!« schrie Dinger.
Ich roch Benzin und Rauch und den Geruch von
verbranntem Fleisch. Ein Iraki rollte vom Beifahrersitz seines Wagens, das Gesicht schwarz verkohlt. Auf dem Boden wanden sich Verwundete. Ich erkannte an den
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vielen schrecklichen Beinverletzungen, daß die 203er ihr Ziel erreicht hatten. Wenn die abgehen, fliegen
Metallsplitter in alle Richtungen.
Wir wollten uns nur noch aus dem Staub machen. Wir wußten nicht, was mit der nächsten Angriffswelle auf uns zukam. Als wir zu den Bergens zurückrannten, schlugen Kugeln hinter uns ein. Der verbliebene Panzerwagen feuerte aus 800 Metern Entfernung, umringt von Leichen, immer noch, aber ohne große Wirkung. Wir durften keine Zeit verlieren.
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Sieben
Die Nacht würde uns Deckung geben, und bald wurde es dunkel. Der Panzerwagen hatte sich zurückgezogen,
bewegte sich aber nun wieder vorwärts. Hinter ihm folgte wild herumschießende Infanterie.
Wir packten uns die Rucksäcke auf die Schultern. Es hatte keinen Sinn, nach Süden zu gehen, denn sie würden uns zuerst in dieser Richtung vermuten. Ziel der Übung war nun, soviel Entfernung zwischen sie und uns zu legen, wie wir nur konnten. Der einzige Ausweg führte nach Westen, was bedeutete, in Sichtweite der S60er.
Jetzt waren wir nicht mehr auf Streife. Wir würden vielmehr mit dem Gepäck so schnell marschieren, wie wir nur konnten, um aus dem Gebiet herauszukommen.
Dies Manöver trug den Namen »So schnell wie möglich die Scheiße hinter sich lassen«.
Über der Anhöhe im Osten tauchten zwei Lastwagen
mit Infanteristen auf. Sie entdeckten uns und bremsten.
Aus der Heckklappe kletterten Soldaten, die sofort zu schießen begannen. Es waren vielleicht 40 Mann, was eine ziemliche Menge Feuer für uns bedeutete.
Sie kamen auf uns zu. Wir rannten ihnen entgegen,
feuerten ein paarmal und drehten dann wieder nach
Westen ab, wobei wir wie verrückt schossen. Feuer und 163
Deckung, Feuer und Deckung, aber diesmal bewegten
wir uns von ihnen weg. Zwei Mann rannten los und
drehten sich dann um, um den anderen Feuerschutz zu geben.
Wir bewegten uns einen leichten
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