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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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wenigen
    Quadratmetern. Rasch machten sich alle fertig, zogen die Pullover aus und steckten sie in die Gürteltaschen oder vorn in die Jacken. Man brauchte niemandem zu sagen, was nötig war. Sie wußten, entweder zogen wir zum
    Hubschrauberlandeplatz oder in Richtung syrische
    Grenze. Egal, wir hatten eine gewaltige Strecke zu marschieren.
    »Hast du das Funkgerät?« fragte ich Legs.
    »Keine Chance, das zu schnappen«, erwiderte er. »Das Feuer war brutal. Ich glaube, es war sowieso kaputt, weil mein Rucksack kurz und klein geschossen wurde.«
    Ich wußte, daß er es geborgen hätte, falls dazu auch nur die geringste Chance bestanden hätte. Aber das war jetzt ohnehin egal. Wir hatten zusammen vier TACBEs und konnten innerhalb weniger Sekunden mit AWACS in Kontakt treten.
    Ich war immer noch außer Atem und sehr durstig und nahm ein paar Schluck Wasser aus meiner Flasche. Dann grub ich ein paar Bonbons aus der Tasche und stopfte sie mir in den Mund. Wir waren ungeheuer erleichtert, nach einem solchen Auftritt heil und vereint hier zu sitzen.
    Alles andere war uns in diesem Augenblick völlig egal.
    Es war großartig, alle Knochen noch beisammen zu
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    haben.
    Wir hatten ein Viertel unserer Munition verfeuert, daher verteilten wir sie neu und legten neue Magazine ein. Ich hatte immer noch meine 66er – die einzige, weil ich Idiot sie ja bei meinem Rucksack vergessen hatte.
    Ich ordnete meine Klamotten, zog die Hose hoch, um Schürfstellen an den Beinen zu vermeiden, und schnallte den Gürtel nach, damit ich mich bequemer fühlte. Es wurde langsam kalt. Ich hatte sehr stark geschwitzt und begann nun in meinem nassen Hemd zu zittern. Wir
    mußten uns bald in Bewegung setzen.
    »Wir sollten das Tarnzeug anlegen«, sagte Legs. »Sie wissen, daß wir hier sind. An sich können wir jetzt das TACBE versuchen.«
    »Yeah«, meinte Vince. »Holen wir denen ein bißchen Scheiße vom Himmel!«
    Er hatte recht. Ich griff nach meinem TACBE, zog an dem Stift und hörte das Zischen. Dann drückte ich auf den Sendeknopf und sagte:
    »Hallo AWACS, hier ist Bravo Two Zero. Wir sind
    ein Bodentrupp und sitzen in der Scheiße. Over.«
    Keine Antwort.
    Ich wiederholte die Botschaft.
    Nichts.
    »Hallo an alle«, sagte ich. »Hier ist Bravo Two Zero.«
    Nichts.
    Ich versuchte es weitere 30 Sekunden, ohne Erfolg.
    Unsere einzige Hoffnung war nun, daß ein Jet über uns hinwegflog, den wir mit dem TACBE auf der
    Notfrequenz kontaktieren konnten. Das war jedoch
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    unwahrscheinlich, es sei denn, eine von Legs Botschaften war in der Zwischenzeit durchgekommen, und der FOB
    hatte ein paar Flugzeuge zur Unterstützung abgestellt.
    Wir hatten allerdings keine Routinebestätigung
    bekommen. Entweder sie wußten, daß wir in der Scheiße saßen, oder sie wußten es nicht – wir konnten das kaum andern.
    Ich schätzte rasch die Lage neu ein. Wir konnten
    entweder 300 Kilometer nach Süden in Richtung Saudi-Arabien marschieren, nach Norden in die Türkei, was die Überquerung des Euphrats bedeutete, oder die 120
    Kilometer nach Westen bis nach Syrien. In unserer
    unmittelbaren Umgebung lagen Infanterie und
    Panzerabteilungen. Man hatte uns entdeckt und suchte uns. Sie würden natürlich annehmen, daß wir nach Süden zogen. Auch wenn wir es bis zum Hubschrauber-RV
    schafften, bestand die Möglichkeit, daß man uns
    verfolgte, und das bedeutete feindliches Feuer, wenn der Chinook ankam.
    Meiner Meinung nach blieb uns nur die Wahl, uns in Richtung Syrien zu wenden. Anfänglich würden wir nach Süden gehen, um sie zu täuschen, weil sie das ja ohnehin annahmen, aber dann ginge es nach Westen, um das
    Gebiet zu umrunden, und schließlich grob in
    nordwestlicher Richtung. Wir würden versuchen, vor dem ersten Tageslicht auf die andere Seite der MSR zu gelangen, weil das vermutlich die psychologische Grenze bei ihrer Suche in Richtung Süden bilden würde. Dann konnten wir uns in Richtung Grenze aufmachen.
    »Alle fertig?« fragte ich.
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    Wir zogen im Gänsemarsch in Richtung Süden.
    Ringsum, in einem halben Kilometer Abstand, sausten Fahrzeuge hin und her. Wir waren kaum ein paar hundert Meter gegangen, als eines davon, ein großes
    Geländefahrzeug, direkt auf uns zukam. Die
    Scheinwerfer blendeten uns fast. Wir warfen uns auf den Boden, lagen aber völlig ohne Deckung. Wir wandten die Gesichter ab, die das Licht reflektieren würden, und um unsere Nachtsichtfähigkeit zu wahren. Das Fahrzeug war 200 Meter entfernt und kam näher. Ich machte

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