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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Überlegungen und
    Planungen berücksichtigen, daß er Probleme hatte. Ich wollte nichts von dieser Scheißparole hören: »Ach es geht schon, machen wir nur weiter«, denn wenn man den Macho spielt und die anderen über seine Verwundungen im unklaren läßt, gefährdet man den ganzen Trupp. Wenn die anderen keine Ahnung haben, können sie ihre
    Planung nicht anpassen und das bei künftigen
    Eventualitäten nicht berücksichtigen.
    »Wie bist du verletzt?« fragte Dinger.
    »Es tut einfach schweinisch weh. Aber ich glaube
    nicht, daß es gebrochen ist. Es blutet auch nicht, aber es ist geschwollen. Ich kann nicht sehr schnell gehen.«
    »Okay. Wir halten hier an und kümmern uns drum«,
    sagte ich. Ich zog meine wollene Pudelmütze aus dem Hemd und setzte sie auf. Dann sah ich, wie Vince sein Bein massierte. Er ärgerte sich offenbar über sich selbst, weil er verletzt war.
    »Stan geht’s auch Scheiße«, sagte Bob zu mir.
    Dinger und Mark hatten ihm bisher geholfen. Sie
    legten ihn nun auf den Boden. Es ging ihm schlecht. Er 173
    wußte das, und er war frustriert.
    »Was zum Teufel ist los?« fragte ich und setzte ihm meine Mütze auf.
    »Ich geh’ auf dem Zahnfleisch, Junge. Ich sterbe hier.«
    Chris war der erfahrenste Mediziner des Trupps. Er untersuchte Stan, und ihm wurde klar, daß dieser bereits bedrohlich ausgetrocknet war.
    »Wir müssen ihm so rasch wie möglich Flüssigkeit
    eintrichtern.«
    Chris riß die beiden Beutel mit Elektrolysepulver aus Stans Gürteltaschen und kippte sie in dessen
    Wasserflasche. Stan nahm mehrere tiefe Züge.
    »Stan, Junge«, sagte ich. »Dir ist doch klar, daß wir weitermüssen?«
    »Yeah, ich weiß. Nur eine Minute. Und gib mir mehr von diesem Zeugs, dann geht’s schon wieder. Es ist diese verfluchte Helli-Hansen-Unterwäsche. Ich hatte darin geschlafen, als wir entdeckt wurden.«
    Dehydratation gibt es unter den verschiedensten
    klimatischen Bedingungen. Sie kommt im tiefsten
    arktischen Winter ebenso vor wie mitten am Tag in der Sahara. Körperliche Anstrengung produziert Schweiß, auch bei Kälte. Und die Dunstwolken, die wir beim
    Ausatmen sehen, bestehen aus weiterer kostbarer
    Flüssigkeit, die dem Körper verlorengeht. Durst ist ein unzuverlässiges Anzeichen für Dehydratation. Das
    Problem ist, daß ein paar Schluck den Durst löschen, aber den Wassermangel im Körper nicht ausgleichen.
    Vielleicht bemerkt man nicht mal den Durst, weil zu viele andere Dinge vor sich gehen, die die gesamte 174
    Aufmerksamkeit beanspruchen. Wenn man 5 Prozent des Körpergewichts durch Wasserverlust verliert, wird einem übel. Durch Erbrechen verliert man weitere kostbare Flüssigkeit. Die Bewegungen werden langsamer, das
    Sprechen wird undeutlich, und man kann nicht mehr
    richtig gehen. Dehydratation kann im Ernstfall tödlich verlaufen. Stan hatte seit Verlassen des Lagers seine Thermo-Unterwäsche getragen. Er mußte literweise
    Flüssigkeit ausgeschwitzt haben.
    Ich begann zu zittern.
    »Was sollen wir tun – ihn ausziehen?« fragte ich
    Chris.
    »Nein, das ist ja alles, was er am Leib hat, abgesehen von der Hose, dem Hemd und dem Überzieher. Wenn wir ihn ausziehen, ist das schlechter für ihn.«
    Stan stand auf und begann umherzugehen. Wir gaben
    ihm weitere zehn Minuten, sich wieder zu sammeln.
    Dann wurde es zu kalt, um länger stillzustehen, und wir mußten uns in Bewegung setzen.
    Nun mußten wir unsere Planungen nach den beiden
    Langsamsten ausrichten. Ich änderte den Marschbefehl.
    Chris ging nun voran, Stan und Vince hinter ihm. Ich folgte ihnen, die anderen gingen hinter mir.
    Chris als Vordermann hatte den Kompaß und die
    Nachtsichthilfe, um sicherzugehen, daß wir auf nichts Unangenehmes stießen. Nun hielten wir alle halbe Stunde an, statt jede Stunde. Jedesmal brachten wir Stan zum Trinken. Die Situation war nicht ausweglos, aber es schien ihm schlechter zu gehen.
    Das Wetter war mittlerweile ekelhaft. Wir
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    marschierten nicht mehr so schnell wie zuvor, weil die Kälte an unseren Kräften zehrte. Der Wind schnitt uns ins Gesicht, und wir gingen alle geduckt, um uns davor zu schützen.
    Doch wir mußten weiter. Das Tempo wurde aber durch die beiden Verletzten an der Spitze diktiert. Bei einem Halt setzte Vince sich hin und umklammerte sein Bein.
    »Es wird schlimmer, Jungs«, sagte er. Es war sehr
    untypisch für ihn, sich zu beklagen. Das verletzte Bein mußte höllisch schmerzen. Er entschuldigte sich für die Probleme, die er verursachte.
    Jetzt hatten

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