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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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rollte mich zusammen, wobei ich diesmal versuchte, meine
    Arme unter den Körper zu bekommen. Ich war wie
    betäubt, bekam aber trotzdem alles mit. Schlimmer noch als die dumpfen Tritte mit dem Spann gegen meinen
    Kopf und in die Seiten waren die wirkungsvollen,
    gezielten Tritte mit der Stiefelspitze in die Nieren, gegen Mund und Ohren.
    Nach einigen Minuten hörten sie auf und zogen mich hoch. Ich konnte kaum stehen. Ich stand gebückt da, hielt den Kopf unten, taumelte, preßte die Hände auf den Bauch, spuckte Blut.
    Ich schwankte und verlor den Halt. Zwei Jungs
    durchsuchten mich flüchtig – tasteten mich oberflächlich 260
    ab, um sicherzugehen, daß ich keine Pistole hatte –, dann stießen sie mich auf die Knie und drückten mir das Gesicht in den Schlamm. Sie rissen mir die Hände auf den Rücken und fesselten sie. Ich versuchte, den Kopf hochzubekommen, um atmen zu können, aber sie
    drückten ihn mit dem Fuß nach unten. Ich keuchte und schluckte Schlamm und Blut. Ich dachte, ich müßte
    ersticken. Ich hörte nichts als Schreien und Rufen und dann weitere Schüsse, die in die Luft gefeuert wurden.
    Jedes Geräusch wurde verstärkt. Mein Kopf schmerzte wie wahnsinnig.
    Im nächsten Augenblick wurde ich zu den Fahrzeugen geschleppt. Meine Beine trugen mich nicht mehr, und so mußten sie mich unter den Armen stützen. Sie bewegten sich schnell, und ich hustete und rotzte noch immer und versuchte, etwas Luft in die Lungen zu bekommen. Mein Gesicht schwoll an. Meine Lippen waren an mehreren Stellen aufgeplatzt. Ich ließ sie nur noch machen. Ich war eine Stoffpuppe, ein Haufen Scheiße.

    Sie warfen mich hinten in einen LandCruiser, in den Fußraum vor der Rückbank. Sobald sie mich auf den
    Boden verfrachtet hatten, versuchte ich, mich in eine halbwegs angenehme Position zu bringen und wieder zu mir zu kommen. Seltsamerweise fühlte ich mich in dem abgeschlossenen Raum sicher. Zumindest traten sie mich jetzt nicht mehr, und ich konnte wieder atmen. Ich spürte die warme Heizung und roch Zigarettenrauch und billiges Rasierwasser.
    Ich bekam einen Gewehrkolben gegen den Kopf. Es tat 261
    sehr weh und haute mich um. Nach diesem Schlag kam ich nicht mehr hoch, auch wenn ich es versucht hätte. Ich fühlte mich wie der letzte Dreck. Mein Hinterkopf tat höllisch weh, und mir drehte sich alles. Ich atmete kurz und hastig und sagte mir, es hätte schlimmer kommen können. Einen Moment lang sah es aus, als würde ich recht behalten. Ich wurde nicht mehr geschlagen, was mir sehr entgegenkam. Dann sprangen zwei junge Burschen hinten in den Wagen und trampelten auf meinem Körper herum. Auch als der Wagen schlingernd querfeldein fuhr, behielten sie ihr Tempo bei.
    Ich konnte nicht sehen, wohin wir fuhren, da ich den Kopf nach unten halten mußte, um ihn vor den auf mich niederprasselnden Tritten zu schützen. Es wäre ohnehin sinnlos gewesen. Ich war mir sicher, daß sie mich
    erschießen würden. Ich konnte es nicht verhindern, ich wollte nur, daß es schnell über die Bühne ging. Erst der Schock meiner Gefangennahme, dann der
    demoralisierende Blick auf die syrische Grenze. Plötzlich setzte die Wirkung ein. Ich war schon so gut wie in Syrien gewesen und hatte mich schnappen lassen. Es war, als wäre ich einen Marathon in Rekordzeit gelaufen und wenige Meter vor der Ziellinie disqualifiziert worden.
    Der Wagen wich schleudernd und schlingernd den
    vielen Leuten aus, die unterwegs waren. Als er langsamer wurde, hörte ich Schreie und Rufe. Alle waren völlig überdreht; sie hatten einen Mordsspaß.
    Die Soldaten feuerten aus dem LandCruiser heraus.
    Die AK47 ist eine großkalibrige Waffe, und wenn man sie in einem engen Raum abfeuert, spürt man die
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    Druckwelle. Es war ohrenbetäubend, doch
    merkwürdigerweise empfand ich den vertrauten
    Korditgeruch als tröstend. Ich schmeckte jetzt das Blut und den Schlamm in meinem Mund. Meine Nase war mit Dreck verstopft.
    Ich wurde durchgeschüttelt, der Wagen raste über den gepflügten Boden. Ich wollte mich nur irgendwo in eine Ecke kuscheln und weg sein. Eine Hälfte meines Gehirns sagte mir, ich solle die Augen schließen und tief Luft holen und alles wäre vielleicht vorüber. Doch irgendwo im Hinterkopf ist stets ein letztes Quentchen
    Überlebenswille: Warte ab, vielleicht tun sie dir ja nichts, es gibt immer eine Chance …
    Die Leute stießen das beängstigende Geheul eines
    angreifenden Indianerstammes aus. Sie jubelten, daß sie einen Gefangenen gemacht

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