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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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tat.
    Ich saß da und wartete. Ein Soldat erschien mit drei Gläsern Tee und bot mir eins an.
    »Wir werden dir ein paar Fragen stellen, Andy«, sagte der Major. »Ich möchte, daß du sie für die Kamera ehrlich beantwortest. Dann kannst du vielleicht schon bald nach Hause.«
    »Oh, vielen Dank.«
    Er stellte all die Fragen, die sie bereits gestellt hatten. Name, Nummer, Rang, Geburtsdatum, Religion. Einzelheiten über den Hubschrauber und die COPEinheiten und was wir im Irak wollten. Hinter der Kamera und den Lampen stand ein Bursche mit dunkler Brille, den ich nicht richtig sehen konnte. Er sprach auf arabisch in das Mikro der Kamera und stellte dann die Frage auf englisch. Ich antwortete, und er übersetzte. Ich rieb mir ständig mit dem Finger das Auge und blickte nie direkt in die Kamera. Ich versuchte die ganze Zeit, einen schläfrigen und verstörten Eindruck zu erwecken. Es war einen Versuch wert. Entweder kam ich damit durch, oder sie würden mir ein paar Schläge verpassen. Tatsächlich reagierten sie überhaupt nicht.
    »Das war’s«, sagte der Major nach etwa 20 Minuten. »Du gehst jetzt zurück.«
    Als ich aufstand, sagte der Bursche mit der dunklen Brille: »Du weißt doch wohl, daß deine Seite niemals gewinnen wird, Andy?«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ihr viel zu technisch seid.«
    Man verband mir die Augen und brachte mich ins Gefängnis zurück, aber in eine andere Zelle, wo ich allein war. Ich war deprimiert. Ich dachte, daß ich jetzt, wo sie die Aufnahme gemacht hatten, den Rest meiner Zeit in einer Einzelzelle verbringen müßte.
    Die Wachen kamen in die Zelle, hielten die Augenbinde in der Hand und sagten zu Dinger: »Du bist der nächste.«
    Dinger warf einen Blick auf das Blut an der Bandage und brüllte: »Verdammte Scheiße!« Er dachte, sie hätten mich entweder umgebracht oder alles finge wieder von vorn an. Wie auch immer, falls sie es vorhatten, dann sollten sie es sofort in der Zelle erledigen. Es gab, wie Stan es später nannte, »ein leichtes Durcheinander«, bevor weitere Wachen hereinstürzten und ihnen Pistolen an den Kopf hielten. Sie führten Dinger weg, und Stan dachte: »Und danach bin ich dran.«
    Vor der Kamera bekam Dinger eine Zigarette. Er gehörte eigentlich zu den Leuten, die ihre Kippen zwischen Daumen und Zeigefinger quetschen, doch jetzt vor der Kamera hielt er die Zigarette elegant zwischen den mittleren Fingern der linken Hand, wie eine Figur aus einer englischen Gesellschaftskomödie.
    Stan verfiel auf den Trick, sich ständig mit beiden Händen über das Haar zu streichen und auf den Boden zu blicken. Während er gefilmt wurde, brachte man mich wieder mit Dinger zusammen. Wir überlegten, was sie wohl mit den Videos vorhatten. Wir beteten, daß sie sie an die Medien geben würden und man so zu Hause erfuhr, daß wir noch lebten.
    Wir sprachen möglichst oft mit den Wachen über ihre Familien.
    »Wie viele Kinder hast du? Vermißt du sie? Siehst du sie ab und zu?«
    Jeral flog auf mich. Er war ziemlich mager und jung, Anfang Zwanzig. Sein Englisch war sehr gut; er sprach immer so, als wollte er sich entschuldigen, mit hochgezogenen Schultern.
    »Ich bin eigentlich Schlagzeuger«, sagte er. »Ich spiele in einer Gruppe namens Queen im Meridien Hotel in Bagdad.«
    Seine Lieblingsgruppe war Boney M und sein Lieblingssänger Michael Jackson, und jedesmal, wenn er mich sah, fing er an zu singen: »He’s crazy like ...«
    »Oh, Andy, ich möchte gern nach London«, sagte er eines Tages zu mir. »Zeigst du mir London, wenn ich komme? Ich möchte dort in einem Hotel spielen.«
    »Ja, klar«, sagte ich achselzuckend, »sobald der Krieg vorbei ist, können wir Freunde werden. Du kannst nach London kommen.«
    »Ja, Andy, ich liebe dich.« Er blickte mir sehnsüchtig
    in die Augen. »Ich liebe dich. Liebst du mich?«
    »Ja, ich liebe dich auch, Jeral.«
    Kaum war er weg, bekam ich von den beiden anderen die blödesten Frotzeleien zu hören.
    »Du kriegst einen Monatssold von mir, wenn du mich zuschauen läßt«, sagte Dinger.
    »Gib mir einen Jahressold, und ich halte im Bataillon die Schnauze«, sagte Dinger.
    Jeral war zwar lästig, aber wir bekamen Extrarationen Brot und hier und da mal eine Information von ihm. Irgendwann startete Moskau eine Friedensinitiative, und Jeral sagte: »Der Krieg ist bald vorbei. Gorbatschow regelt das schon.«
    An der Friedensinitiative schien tatsächlich etwas dran zu sein, denn wir hörten häufig auf den Straßen Sprechchöre und Schüsse

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