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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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suchten die Gegend ab, wo der Hubschrauber laut Stans Angaben eine Bruchlandung gemacht hatte, aber sie fanden keine Wrackteile. »Möglich, daß die Maschine wieder gestartet ist«, sagte er, doch sie hegten offenbar Zweifel.
    Zwei oder drei Tage später wurde Stan in eine Vernehmungszentrale gebracht. Das Empfangskomitee malträtierte ihn mit Schlagstöcken. Er mußte sich beim Verhör hinknien und wurde mit Gartenschläuchen geprügelt, ausgepeitscht und mit einer Stange geschlagen. Einmal rissen sie ihm den Kopf in den Nacken und hielten ihm einen rotglühenden Feuerhaken vor die Augen. Sie brannten ihm zwar nicht wie angedroht die Augen aus, aber sie verletzten ihn mit dem Feuerhaken an anderen Stellen seines Körpers.
    Wir erzählten Stan, was wir erlebt hatten, und wurden schließlich vom Schlaf übermannt. Ich wachte in der Nacht auf mit einem Ziehen im Bauch. Wir hatten alle in der kurzen Zeit, die wir hier waren, vier oder fünfmal Durchfall gehabt. Unsere Körper verloren erheblich an Wasser, doch jetzt konnten wir den Verlust wenigstens wieder auffüllen.
    Es war stockfinster. Wie ich so dalag, fühlte ich mich relativ sicher und mußte an zu Hause denken.
    In der Ferne hörte ich wieder einen Bombenangriff. Lichtblitze fielen durch den hohen Fensterschlitz. Wie immer waren die Detonationen Musik in meinen Ohren und gaben mir das Gefühl, daß wir nicht ganz allein waren. Und falls wir direkt getroffen wurden, hätten wir vielleicht eine Fluchtchance.
    Nach Sonnenaufgang wurde das Haupttor des Blocks geöffnet. Wir hörten Ketten rasseln und Schlüssel, die in Schlosser gesteckt wurden, und dann auf der anderen Seite unserer Wand ein Geräusch, als ob eine Wellblechtür geöffnet würde, und Stimmen und Schritte im Raum. Wir hörten, wie ein Metalleimer scheppernd auf den Boden gestellt wurde, und danach das Geräusch des Metallhenkels, der gegen die Seite schlug.
    Dann hörten wir: »Russell! Russell!«
    Eine Stimme antwortete murmelnd.
    Etwas weiter den Gang hinunter ertönte das gleiche Eimerschlagen. Dann »David! David!«
    Der Angesprochene war eindeutig Amerikaner. Er erwiderte mit einem lauten und gedehnten »Jawohl!«
    Die Wachen schrien diesen David an. Sie schlossen seine Tür und kamen den Gang herunter zu unserer Zelle. Die Tür öffnete sich, und wir standen auf. Sie waren zu dritt: Ein kleiner Bursche, der sagte, wir sollten ihn Jeral nennen, ein großer Dicker mit Brille und ein ganz junges Bürschchen mit blonden Locken. Jeral trug einen Eimer, während die anderen ihn mit gezückten Pistolen schützten. Sie wollten sich offenbar bei den Neuzugängen Respekt verschaffen.
    »Namen?« sagte der Dicke gebieterisch. »Dinger. Stan. Andy«, sagte Dinger.
    Der Mann reichte uns drei kleine Plastikschüsseln und schüttete in jede eine kleine Portion Reis-WasserMischung aus dem Eimer. Man gab uns zwei weitere Becher und goß uns aus einer alten, zerbeulten Teekanne kalten schwarzen Tee ein. Es war wie Weihnachten.
    Als sie gegangen waren, konnten wir uns die Zelle zum erstenmal bei Tageslicht ansehen. Oben an einer Wand ragte ein Nagel ein paar Zentimeter aus dem Putz. Da wir ihn vielleicht irgendwann gebrauchen konnten, ließ ich mich, weil ich der Leichteste von uns war, hochheben und zog ihn raus. Dinger markierte damit die Stelle, wo das Licht auf die Wand fiel, damit wir eine Art Sonnenuhr hatten.
    Wir setzten uns und aßen den Reis, leckten die Schüsseln aus. Wir tranken langsam den kalten Tee, während wir überlegten, was wohl als nächstes passierte. Zehn Minuten später kamen die drei Wachen mit dem Major zurück.
    »Ihr seid jetzt in meinem Gefängnis«, wiederholte er. »Ich möchte, daß ihr euch vernünftig verhaltet. Wenn ihr mir Ärger macht, mache ich euch welchen. Ihr seid nur deshalb zusammen, weil der Offizier gestern beschlossen hat, euch zusammenzulegen. Er läßt euch mitteilen, daß wir wissen, wie gefährlich ihr seid und daß wir euch einfach erschießen sollen, wenn wir mit euch Ärger bekommen.«
    Es mußte mit der Spähtrupp-Geschichte zusammenhängen, daß wir für sie, verglichen mit den Piloten, mit denen sie sonst zu tun hatten, so etwas wie eine unbekannte Größe waren. Oder aber es hatte damit zu tun, daß wir mit unseren verfilzten Bärten, verschorften Wunden und Prellungen wie Wilde aus dem Norden aussahen.
    »Wenn ihr versucht zu fliehen oder Schwierigkeiten macht, werdet ihr erschossen, so einfach ist das«, sagte er.

     
    »Ist es vielleicht möglich,

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