Die Männer von Bravo Two Zero
beruhigt hatte, stieg ich auf die Anhöhe und flüsterte Vince ins Ohr, er könne die anderen herbeirufen. Das bedeutete aber kein Gerenne und keine Hast. Körperkonturen, Aufglänzen, Schatten, Silhouetten, Bewegung und Geräusche sind die Dinge, die einen verraten. Eine langsame Bewegung verursacht kein Geräusch und fällt nicht so leicht ins Auge. Daher bewegen wir uns auf Streife immer sehr langsam. Wenn man rennt und hinfällt und sich verletzt, reißt man alle anderen mit rein.
Ich sagte ihnen genau, wo wir uns befanden, und bestätigte, wohin wir gingen. Ich bestätigte zudem den RV vor uns. Falls es zwischen unserem jetzigen Standort und unserem geplanten Lagerplatz einen Zwischenfall gäbe und wir getrennt würden, wüßte jeder in den folgenden 24 Stunden, wo der nächste Treffpunkt sein würde. Sie würden sich nach Norden bewegen, schließlich auf eine halb in der Erde vergrabene Ölleitung stoßen und dieser folgen, bis sie auf eine höhere Kuppe kämen. Dort würden wir uns treffen. Ich mußte so vage bleiben, denn jede exaktere Information würde für den Kumpel, der mit einer Karte und einem Kompaß mitten in der Wüste steckte, keinen Sinn haben. Auf der Karte waren nur Felsen zu sehen. Anschließend, ebenfalls für 24 Stunden, würde der RV wieder am Landeplatz sein.
Nun mußten wir zu unserem geplanten Lager aufbrechen. Das hatten wir in einer Art Pendelverkehr vor, wie geprobt, wobei vier Kumpel die Sachen trugen und die anderen vier Feuerschutz gaben. Dann würde abgewechselt. Da wir auf Streife waren, mußte alles taktisch abgewogen werden. Wir würden alle paar Kilometer für eine kurze Ruhepause stehenbleiben und das Areal vor uns checken. Der neue Vier-MannDeckungstrupp würde losziehen, während wir die Ausrüstung untersuchten, um sicherzugehen, daß wir nichts verloren hatten, alle Taschen gut verschlossen waren und keiner der Säcke gerissen war.
Der Wasserkanister war am schlimmsten. Es war, als müßte man den schwersten Koffer der Welt mit einer Hand tragen. Ich versuchte, meinen oben auf dem Rucksack zu balancieren, bis mein Rücken nicht mehr mitspielte. Aber schließlich hatte niemand behauptet, es würde eine leichte Sache werden.
Wir mußten uns so rasch und so vorsichtig wie möglich bewegen und lange vor dem ersten Tageslicht bei der Schotterstraße ankommen, um genug Zeit zu haben, die Ausrüstung zu verstauen und uns zu tarnen. In meinem Marschbefehl hatte ich dafür den Zeitpunkt 4 Uhr morgens angegeben. Auch wenn wir den geplanten Lagerpunkt bis dahin nicht erreicht hatten, würden wir dann beginnen müssen, ein Zwischenlager einzurichten. Das bedeutete, wir hatten genau anderthalb Stunden Dunkelheit für unseren Trip.
Ich machte mir Sorgen wegen der Bodenbeschaffenheit. Wenn das so weiterging, würde es zu flach und hart sein, um sich großartig zu verstecken. Wenn wir im hellen Tageslicht auf freiem Feld liegen mußten, würden wir hervorstehen wie die Eier bei einer Bulldogge.
Wir orientierten uns nach den Sternen, der Zeit und der zurückgelegten Entfernung. Den Magellan benutzten wir nur als Hilfe. Bei einer solchen Streife nützte er nicht viel. Abgesehen davon, daß man sich nicht darauf verlassen konnte, gab das Gerät ein verräterisches Licht ab. Außerdem wäre es für den Träger nicht gerade ratsam, mehr auf das Gerät als auf den Boden selbst zu achten.
Ungefähr alle halbe Stunde verabredeten wir einen neuen ERV, an dem wir uns neu formieren würden, falls wir Feindkontakt hatten und uns rasch verdrücken mußten. Wenn wir an eine irgendwie auffällige Stelle kamen, wie etwa ein altes Gebäude, bezeichnete sie der vorderste mit einer kreisenden Handbewegung als neuen ERV. Das wurde dann an den Rest der Truppe weitergegeben.
Wir schätzten die Lage fortwährend neu ein. Man muß sich immer wieder fragen: Was wäre, wenn? Was passiert, wenn wir von vorn angegriffen werden oder von links? Wo werde ich Schutz suchen? Ist das hier eine gute Stelle für einen Hinterhalt? Wo war der letzte Nottreffpunkt? Wer ist hinter mir? Man muß ständig darauf achten, die anderen nicht zu verlieren. Abgesehen davon behält man alles rundum im Auge und lauscht auf alle Geräusche.
Auf Streife fängt man leicht an zu schwitzen. Bleibt man allerdings stehen, friert man schnell. Dann sitzt man da, den kalten Schweiß auf dem Rücken und unter den Armen, und spürt es sogar im Gesicht. Man bekommt ein schrecklich unangenehmes klebriges Gefühl im Nacken. Die Kleider um den
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