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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Rundumverteidigungsstellung und deckten einen Bereich von 360 Grad ab. In den nächsten zehn Minuten verhielten wir uns absolut reglos. Man steigt aus einem lauten, stinkenden Flugzeug, und es herrscht hektische Aktivität. Doch anschließend muß man dem Körper Gelegenheit geben, sich auf die neue Umgebung einzustellen, sich an die Geräusche, Gerüche und Anblicke, die klimatischen Veränderungen und das Terrain zu gewöhnen. Auf Streife im Dschungel macht man das gleiche. Man bleibt immer wieder stehen, um zu lauschen und genau hinzusehen. Auch im normalen Leben bewährt sich das. In einem fremden Haus fühlt man sich gleich etwas wohler, wenn man sich eine Weile darin aufgehalten hat. Einheimische spüren immer instinktiv, ob im Land eine bedrohliche Stimmung herrscht und Unruhen zu befürchten sind, ein Tourist jedoch stolpert geradewegs in alles hinein.
    Wir mußten unsere Position bestätigen, denn oft verfehlt der Hubschrauber den eigentlich geplanten Zielort. Sobald man genau weiß, wo man ist, gibt man diese Information an jeden im Trupp weiter. Der Kommunikationsfluß ist lebenswichtig. Es reicht nicht, wenn nur der Anführer Bescheid weiß. Wir waren genau da, wo wir sein wollten, doch das war schade, denn so konnten wir der RAF bei unserer Rückkehr keinen überbraten.
    Der Boden war eben und ohne besondere Kennzeichen. Es war harter Stein mit einer etwa fünf Zentimeter dicken Schicht Geröll und Schotter. Es sah fremdartig und öde aus, wie eine Szene aus einem Science-fiction-Film oder auf dem Mond. Ich war schon häufiger mit den verschiedensten Aufträgen im Nahen Osten gewesen und hatte gedacht, ich wäre mit den Verhältnissen vertraut. Aber das hier war mir neu. Ich spitzte die Ohren, als ich in der Ferne einen Hund bellen hörte. Wir lagen hier sehr isoliert, aber wir waren ein größerer Trupp und hatten mehr Waffen und Munition als die Sonne Strahlen, und schließlich wurden wir dafür bezahlt.
    20 bis 30 Kilometer entfernt im Osten und Nordosten gab es Bombenangriffe. Ich sah die Leuchtspurgeschosse hochgehen und Blitze am Horizont. Sekunden später dröhnten die Explosionen.
    In einem der Blitze sah ich etwa anderthalb Kilometer weit entfernt im Osten die Silhouette einer Plantage. Das hatte ich nicht erwartet, aber da stand sie - Bäume, ein Wasserturm, ein Gebäude. Nun wußte ich, woher das Gebell stammt. Andere Hunde antworteten. Sie hätten bestimmt den Chinook gehört, aber für die Bewohner der Gegend war ein Hubschrauber einfach nur ein Hubschrauber. Probleme bekämen wir nur, wenn hier auch Truppen stationiert wären.
    Ich machte mir Sorgen, wie zuverlässig unsere restlichen Informationen wohl waren. Aber schließlich waren wir nun an Ort und Stelle, und wir konnten kaum etwas anderes tun. Wir warteten auf das Geräusch anspringender Autos, aber nichts tat sich. Ich blickte an der Plantage vorbei, und es schien, als starrte ich in einen unendlichen Raum. Wieder sah ich ein Leuchtspurgeschoß hochgehen. Die Flugzeuge selbst konnte ich nicht sehen, aber es war ein wunderbares, tröstliches Gefühl. Es war, als machten die Jungs das nur für uns.
    »Verdammt, legen wir doch einfach los«, sagte Mark leise.
    Ich stand auf, doch plötzlich brach im Westen die Hölle los. Gleißendes Licht übergoß den Himmel.
    »Verfluchter Mist, was war das denn?« flüsterte Mark.
    »Hubschrauber!«
    Ich hatte keine Ahnung, woher er kam. Ich wußte bloß, daß wir erst zehn Minuten hier waren und bereits kurz vor einer größeren Katastrophe standen. Unmöglich, daß der Hubschrauber einer von unseren war. Er hätte nie die Scheinwerfer angestellt gehabt. Doch egal, zu wem er gehörte, es sah aus, als käme er direkt auf uns zu.
    Mein Gott, wie hatten die Irakis uns so schnell ausmachen können? Hatten sie den Chinook schon beobachtet, seit wir in ihren Luftraum eingedrungen waren?
    Das Licht schien weiter auf uns zuzukommen. Dann sah ich, daß es statt dessen hochstieg. Das helle Licht war kein Suchscheinwerfer, sondern ein Feuerball.
    »Scuds«, flüsterte ich.
    Ich hörte das erleichterte Aufatmen.
    Es war die erste Scud, der wir begegneten, und jetzt wußten wir, wie sie aussah. Es war genau wie eine Apollo-Mondrakete: Der große Ball der Auspuffflamme in etwa 10 Kilometern Entfernung, die hoch in die Luft lodert, bis sie im Dunkel verschwindet. »Scud-Gasse« und »Scud-Dreieck« waren die Begriffe, die in den Zeitungen gestanden hatten. Und jetzt saßen wir mittendrin.
    Als sich alles wieder

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