Die Männer von Bravo Two Zero
Gürtel herum sind durchnäßt. Und dann geht man weiter, weil man warm werden will. Da man das schon oft erlebt hat, weiß man, daß man irgendwann auch wieder trocken wird, aber das macht es auch nicht angenehmer.
Endlich, um 4 Uhr 45, gelangten wir in den angestrebten Bereich der Kurve an der MSR. In der undurchdringlichen Dunkelheit konnten wir weder Lichter noch Fahrzeuge ausmachen. Wir verstauten die Ausrüstung, und Vinces Trupp blieb zurück, um sie zu bewachen. Wir anderen zogen weiter auf Erkundung nach einem Versteck für uns.
»Mein Zeitpunkt für die Rückkehr hierher ist 5 Uhr 45«, flüsterte ich Vince zu, den Mund direkt an seinem Ohr, damit kein Laut weiterdrang.
Wenn wir nicht wieder auftauchten, sie aber wüßten, daß es keinen Feindkontakt gegeben hatte, weil sie nichts gehört hatten, würden wir uns bei dem RV nahe der Ölpipeline treffen. Wenn wir nach 24 Stunden nicht an diesem RV auftauchten, sollte Vince zu dem Treffpunkt beim Hubschrauberlandeplatz zurückgehen. Dort sollte er weitere 24 Stunden warten, ehe er den Abtransport anforderte. Wenn wir nicht auftauchten, würde er einfach in den Hubschrauber steigen und losfliegen. Sie sollten aber auch zu dem Hubschrauber-RV zurückgehen, wenn sie Gefechte wahrnahmen, es aber zu weit entfernt schien, um uns zu helfen.
Ich ging noch mal die Aktionen bei unserer Rückkehr durch. »Ich komme aus der gleichen Richtung zurück, wie ich losgehe«, flüsterte ich Vince zu. »Und beim Näherkommen halte ich die Waffe in der rechten Hand und breite beide Arme aus.«
Dann würde ich bei ihm alles checken, ehe ich zurückging, um die anderen drei zu holen. Das müßte ich allein machen, denn abgesehen von der Bestätigung, daß ich es war, mußte ich mich vergewissern, daß es sicher war, zurückzukommen. Vinces Trupp konnte ja inzwischen überfallen worden sein, und der Feind wartete im Hinterhalt. Die anderen drei würden mich aus der Entfernung decken und mir bei einem Zwischenfall Feuerschutz geben, damit ich mich zu ihnen zurückziehen konnte.
Wir begannen die Erkundungsstreife und fanden nach etwa einer halben Stunde einen guten Platz für unser LUP. Es war eine Wasserscheide, an der ein kleiner Wasserfall in Tausenden von Jahren eine kleine überhängende Spalte etwa fünf Meter tief in den Fels gegraben hatte. Wir lagen in einem toten Winkel, hatten perfekte Deckung und sogar begrenzten Feuerschutz. Ich konnte unser Glück kaum fassen. Sofort zogen wir zurück, um die anderen zu holen.
Anschließend schafften wir die gesamte Ausrüstung in diesen LUP. Die Höhle war von einem großen Felsbrocken unterteilt. Dort stapelten wir die Ausrüstung und hatten auf beiden Seiten Platz für jeweils eine Gruppe. Endlich fühlte ich mich sicherer, obwohl es schon vorkommen kann, daß am nächsten Morgen, bei Tageslicht, ein idealer Lagerplatz ganz anders aussieht. Unverhofft stellt man fest, daß das perfekteste LUP mitten in einer Siedlung liegt.
Jetzt folgte erneut eine Phase von Stillstehen, sich Niederlassen, Schweigen und Lauschen, was vor sich geht, um sich auf die neue Umgebung einzustellen. Die Landschaft sah nicht mehr ganz so unwirklich aus wie vorher, und wir wurden zuversichtlicher.
Es war Zeit auszuruhen. Bei der Armee heißt das Motto: »Hau dich auch bei der kleinsten Gefechtspause aufs Ohr.« Das stimmt. Man muß seine Ruhepause immer dann einlegen, wenn man kann, weil man nie weiß, wann man als nächstes dazu Gelegenheit bekommt.
Je zwei Mann schoben Wache und wurden alle zwei Stunden abgelöst. Sie mußten Ausschau halten und lauschen. Wenn etwas auf uns zukam, mußten sie uns warnen und schützen. Die anderen schliefen auf den Waffen, so daß sie sich nur herumzurollen brauchten, um zu schießen.
Im Laufe der Nacht überflogen uns weitere Jets. Wir sahen Luftabwehrfeuer hochgehen, und Bagdad, halbrechts von uns in 150 Kilometern Entfernung, schien zu explodieren. Am Boden gab es keine Zwischenfälle.
Kurz vor dem ersten Morgenlicht verließen zwei die LUP-Stellung und sahen nach, ob wir auf dem Weg hierher keine Fußspuren hinterlassen, etwas verändert oder fallengelassen hatten, was uns verraten konnte. Man muß immer davon ausgehen, daß die anderen alles besser machen als man selbst - auch das Spurenlesen - und entsprechend vorplanen.
Wir plazierten die Claymores so, daß beide Männer auf Wache sie sehen und mit Handbedienung - Klicken - hochgehen lassen konnten. Wenn eine Wache irgendeine Bewegung sah oder hörte, würde
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