Die Männer von Bravo Two Zero
dem Wagen springen, ein paar Salven abfeuern, damit sie den Kopf einzogen, und rennen, was das Zeug hielt. Für mich war das die gefährlichste Situation, seit wir SaudiArabien verlassen hatten.
Die Jungs auf dem Rücksitz hielten ihre Waffen aufrecht. Legs hatte seine 203 er quergelegt, so daß der Lauf auf meinem Schoß ruhte.
»Wenn er hier ist und den Kopf reinsteckt und uns erkennt, knall’ ich ihn ab«, sagte er.
Ich mußte lediglich meinen Kopf aus der Schußlinie halten. Legs würde bloß den Lauf heben und die Sache erledigen.
»Wir übernehmen die beiden anderen«, sagte Bob.
Ich lehnte mich nach vorn, um Legs’ Waffe zu verbergen.
Der Soldat war jetzt am Fahrzeug vor uns. Er bückte sich, um mit dem Fahrer zu sprechen, lachte und quatschte drauflos, völlig unbekümmert. Er wedelte mit den Händen beim Sprechen, jammerte wahrscheinlich über das Wetter. Mit unserem Arabisch würde uns der Gesprächsstoff ohnehin bald ausgehen, wenn er an unserem Wagen war. Ich konnte ihn nach dem Weg zum Markt fragen, aber damit hatte es sich auch schon fast.
Er verabschiedete sich von dem Fahrzeug vor uns und schlenderte auf unser Taxi zu. Ich lehnte mich vor und fummelte am Armaturenbrett rum.
Er klopfte einmal ans Fenster. Ich legte den Kopf zurück, streckte gleichzeitig die Beine aus und preßte meinen Körper nach hinten in den Sitz. Der Soldat hatte das Gesicht erwartungsvoll gegen die Scheibe gepreßt. Legs hob den Lauf der 203er an. Ein einziger Schuß genügte. Glas zersplitterte explosionsartig, und schon flogen die Wagentüren auf. Wir waren draußen und rannten, noch bevor der Körper auf dem Boden aufschlug.
Die beiden anderen Soldaten wollten in Deckung rennen, doch die Minimis erwischten sie, bevor sie ein halbes Dutzend Schritte geschafft hatten. Die Zivilisten verkrochen sich nach unten in den Fußraum ihrer Autos, und daran taten sie gut.
Wir rannten im rechten Winkel zur Wagenkolonne, bis wir in die Sichtlinie des Kontrollpunktes kamen und von den Lichtkegeln der Scheinwerfer erfaßt wurden. Die Soldaten eröffneten das Feuer, und wir schossen etliche Salven zurück. Sie müssen sich gefragt haben, was zum Teufel hier eigentlich los war. Sie konnten höchstens einen Schuß gehört haben, dann zwei kurze Feuerstöße, und dann sahen sie fünf Verrückte mit Kopftüchern in die Wüste sprinten.
Die ersten von uns, die es über die Straße geschafft hatten, gaben Feuerschutz, damit die anderen rüberkonnten. Sobald alle da waren, ging es weiter. Die ganze Feindberührung dauerte gerade mal 30 Sekunden.
Wir liefen noch einige Minuten in südlicher Richtung. Ich blieb stehen und schrie: »Zu mir! Zu mir! Zu mir!«
Köpfe sausten an mir vorbei, und ich zählte mit der Hand ab: eins, zwei, drei, vier.
»Alle da. Okay, weiter geht’s!«
Wir rannten und rannten, um die Verwirrung zu nutzen, die wir zurückgelassen hatten. Rechts von mir hörte ich Dinger lachen, während er rannte, und kurz darauf lachten wir alle. Es war die pure Erleichterung. Wir konnten es alle nicht fassen, daß wir da rausgekommen waren.
Wir liefen in westlicher Richtung. Nach Marks letzter Ortung auf dem Magellan hatten wir schätzungsweise 13 Kilometer bis zur Grenze vor uns. 13 Kilometer in über neun Stunden Dunkelheit - ein Kinderspiel. Wir mußten es nur behutsam angehen und zusehen, daß wir es in dieser Nacht schafften. Es war ausgeschlossen, daß wir uns zu fünft am nächsten Tag versteckt halten konnten.
Wir kamen an eine Siedlung, mit Strommasten, alten Autos, Müllbergen, kläffenden Hunden und beleuchteten Häusern. Manchmal mußten wir über Zäune klettern. Auf den Straßen waren Scheinwerfer zu sehen. Hinter uns in dem Gebiet, wo der VCP lag, herrschte noch immer ein heilloser Lärm. Menschen schrien, und hin und wieder ertönten Schüsse von Handfeuerwaffen. Kettenfahrzeuge dröhnten die Straße rauf und runter. Das Ganze war jetzt ein Wettrennen, in dem es darum ging, daß sich die Hasen nicht von den Hunden einholen ließen.
Der Mond kam langsam im Westen zum Vorschein. Zunehmender Mond. Auch das noch. Das einzig Gute daran war, daß auch wir mehr sehen konnten und schneller vorankamen.
Wir erreichten eine andere Straße und liefen an ihr entlang. Es ging nicht anders. Links von uns war eine Siedlung und rechts von uns die Straße. Wir durften keine Zeit verlieren. Wir setzten alles auf eine Karte. Wir mußten an der Grenze sein, bevor sich die anfängliche Verwirrung unserer Verfolger legte und
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