Die Männer von Bravo Two Zero
Hecke. Befehle wurden geschrien, und Soldaten liefen konfus herum. Sie waren keine 25 Meter entfernt. Wir krochen 20 Minuten lang. Der Boden war eiskalt, und es tat weh, wenn man die Hände in den Schlamm grub, um sich vorwärts zu ziehen. Meine Sachen waren völlig durchnäßt. Kleine Wasserpfützen waren gefroren, und das Eis brach, wenn wir darüberkrochen. Das Geräusch wurde in meinem Kopf tausendfach verstärkt. Sogar mein Atem klang erschreckend laut. Ich wollte bloß schnell aus diesem Schlamassel raus und die Baumlinie erreichen, wo uns eine ganz andere schöne Welt erwartete.
Es wurde noch immer geschossen und geschrien, und mir war schleierhaft, wie wir jemals aus diesem Hexenkessel rauskommen sollten. In einer solchen Situation muß man einfach durchhalten und abwarten, was passiert. Ich wäre am liebsten aufgesprungen und losgerannt.
Die Iraker waren noch immer am unteren Ende des Feldes. Vielleicht, so hoffte ich, dachten sie, wir wären weiter den Fluß hinunter, Richtung Osten, um zu den anderen zu gelangen. Im Grunde war es mir egal, was sie dachten, solange sie es weit genug entfernt taten. Mein einziger Gedanke war, daß wir es heute nacht über die Grenze schaffen mußten.
Wir erreichten die Hecke. Sie war als Feldabgrenzung gepflanzt worden und bestand aus kleinen Bäumen und Büschen, die aus einer 60 Zentimeter hohen Erdaufschüttung wuchsen. Wir hatten vor, zunächst die Hecke zu durchqueren, die in ostwestlicher Richtung verlief, und zwar allein deshalb, weil wir so nicht auch durch die andere mußten, die von Süden nach Norden ging. Wir hörten rechts von uns Lärm. Mark sah nach. Noch mehr feindliche Soldaten, hinter der Hecke. Und weiter entfernt, weiter südlich, war Schreien und Rufen zu hören und zahllose Lichter zu sehen. Mark machte mir Zeichen, daß wir auf dieser Seite der Hecke bleiben und uns links halten sollten.
Wir krochen weiter, um die Hecke zu erreichen, die in nordsüdlicher Richtung verlief. Wir versuchten, eine Stelle zu finden, wo wir durchkonnten, ohne Geräusche zu verursachen. Ich schob mich behutsam hindurch. Als mein Kopf auf der anderen Seite zum Vorschein kam, sah mich ein junger Soldat.
Der Junge rief etwas, und Mark schoß auf ihn. Sein Körper wurde vor meinen Augen zerfetzt. Mark feuerte ein paar Salven die Hecke entlang, Richtung Westen. Ich kroch durch die Hecke und feuerte weiter, während Mark nachkam. Wir liefen nach Osten, blieben stehen, feuerten ein paar kurze Salven ab, rannten, feuerten erneut, und dann rannten wir einfach drauflos.
Vor uns stieg das Gelände an. Unterhalb lagen beleuchtete Gebäude. Dort herrschte hektische Betriebsamkeit. Wir wollten nicht querfeldein laufen, wo wir ungeschützt wären, also blieb uns keine andere Wahl, als in einem Graben in Deckung zu gehen. Ich hatte keine Ahnung, was uns erwartete.
Oberhalb von uns verlief eine Umzäunung. Da die Felder bewässert wurden, waren die Gebäude und Straßen auf erhöhtem Gelände erbaut worden, damit sie über der Wasserlinie lagen. Wir gelangten in eine Bodenvertiefung unterhalb des Zauns und liefen nach Süden.
Die unmittelbare Gefahr schien vorbei, und wir verringerten unser Tempo. Wir vermuteten, daß der einsachtzig hohe Maschendrahtzaun die Umfriedung einer militärischen Anlage war. Wir liefen bis zur Hälfte an ihm entlang und stoppten dann. Wir hatten vor uns eine Straße gesehen, die in ostwestlicher Richtung führte. Es waren Fahrzeuge mit voller Beleuchtung unterwegs und andere mit ausgeschalteten Scheinwerfern.
Östlich von uns mußte eine große Kreuzung sein. Wir sahen die Scheinwerferkegel bis dorthin rollen und dann die Richtung andern. Es war eine Menge los. Alles und jeder schien im Alarmzustand zu sein. Sie mußten glauben, daß die Israelis aufgetaucht waren oder die Syrer angriffen. Meine einzige Hoffnung war, daß in diesem ganzen Chaos ein kleines Dreiertrüppchen und ein kleines Zweiertrüppchen irgendwie durchkommen würden.
Uns gegenüber auf der anderen Seite des Zauns war eine Moschee. Wir blieben stehen und beobachteten die Straße. Jetzt, wo wir näher heran waren, konnten wir im Licht der vorbeigleitenden Scheinwerfer erkennen, daß entlang der Straße Fahrzeuge geparkt waren. Lastwagen, LandCruiser, APCs. Wo Fahrzeuge sind, sind auch Menschen. Wir hörten Stimmengewirr und Knistergeräusche von Funkgeräten. Ich konnte nicht sagen, wie weit die Fahrzeugschlange nach Osten oder Westen reichte. Seit dem Feindkontakt am Rande des Wadi waren
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