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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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hatten. Es war unheimlich laut. Jeder von uns war in seiner kleinen Welt gefangen. Mir wurde voll Verzweiflung klar, daß wir keine Chance hatten, wieder zusammenzukommen. Wir waren erneut in zwei Gruppen geteilt, und das kurz vor dem Ziel. Schöne Scheiße. Ich hatte wirklich gedacht, wir hätten es geschafft.
    Mark und ich waren am Euphrat-Ufer und versuchten, uns über die Lage klarzuwerden. Die Wasserlinie lag 10 bis 15 Meter niedriger als das Ackerland, das wir gerade überquert hatten, und dazwischen befanden sich mehrere kleine Plateaus. Wir waren auf dem ersten, tief im Gebüsch verborgen.
    Wir konnten unsere Verfolger hören; sie arbeiteten sich mit Taschenlampen näher und verständigten sich untereinander durch Zurufe. Zwischendurch erklangen hektische feindliche Schüsse von unserer Seite des Wadi her, dann Gefechte links und halblinks von uns, an denen 203 er und Minimis beteiligt waren. Leuchtspurgeschosse gingen zuerst waagerecht, dann senkrecht in die Höhe, wenn sie Felsen und Gebäude trafen.
    Wir reckten den Hals wie zwei Frettchen und sahen uns um. Es war schwer zu sagen, was wir tun und wohin wir gehen sollten - ob wir den Fluß überqueren oder es durch die feindlichen Stellungen hindurch versuchen sollten, auf die Gefahr hin, getötet oder gefangengenommen zu werden.
    »Auf keinen Fall über den Fluß«, flüsterte ich Mark ins Ohr.
    Dazu hatte ich nicht den Mut, also entschieden wir uns für den Weg durch die feindlichen Stellungen. Aber wann? Es herrschte das reinste Chaos, und es war schwer zu sagen, wann die Gelegenheit günstig war und wann nicht.
    »Verdammt«, flüsterte Mark, »wir sitzen sowieso in der Scheiße, also was soll’s?«
    Wenn wir durchkämen, um so besser, aber wenn nicht
    - dann war’s eben so -, ich hoffte bloß, daß es kurz und schmerzlos über die Bühne ging. Ich betrachtete die ganze Sache ziemlich nüchtern.
    Wir prüften unseren Munitionsvorrat. Ich hatte noch etwa anderthalb Magazine, Mark hatte noch einen Hundertergurt für die Minimi . Unsere Situation war absolut lächerlich: Überall um uns herum Schußwechsel und Geschrei und Leuchtspurgeschosse, und wir mittendrin in einem Gebüsch, bei dem Versuch, unsere Ausrüstung in Ordnung zu bringen und gleichzeitig die andere Seite des Wadi im Auge zu behalten. Ich hatte eiskalte Hände. Gras und Blätter waren ganz brüchig vom Frost. Der Fluß war in Nebel gehüllt.
    Ich sah Mark an und mußte ein Lachen unterdrücken.
    Er trug einen langen Schal, einen sogenannten Mützenschal, der sich so falten ließ, daß dabei eine Art Kommandomütze herauskam, wie man sie im Zweiten Weltkrieg trug. Mark hatte die Mütze oben nicht eingeschlagen, so daß er aussah wie Noddy in den Kinderbüchern von Enid Blyton. Wie er so mit ernstem Gesichtsausdruck durch das Gebüsch spähte, sah er richtig komisch aus.
    »Wenn wir es jetzt nicht versuchen, dann nie«, sagte
    er.
    Ich nickte.
    Während er das sagte und weiter die Gegend absuchte, holte er ein Bonbon aus seiner Tasche und steckte es in den Mund.
    »Ist mein letztes, ich ess’ es besser jetzt, könnte schließlich mein allerletztes sein.«
    Ich hatte meine schon auf. Ich sah ihn schmachtend an.
    »Hast wohl keine mehr, was?« grinste er.
    »Nein, alle alle.«
    Ich sah ihn an wie ein junger Hund.
    Er nahm das Bonbon aus dem Mund, biß es in der Mitte durch und gab mir die Hälfte.
    Wir lagen da und kosteten den Augenblick aus, während wir uns innerlich darauf vorbereiteten, loszugehen.
    Am Ende wurde uns die Entscheidung abgenommen. Vier Iraker kamen am Ufer entlang, und sie waren offenbar gut ausgebildet und wachsam. Es waren keine Rufe zu hören, und sie hatten sich gut verteilt. Allerdings wirkten sie nervös, was normal ist, wenn man weiß, daß irgendwo in der Nähe jemand ist, der auf einen schießen könnte. Wenn wir uns rührten, würden sie uns sehen. Ich machte Mark durch Zeichen verständlich: Wenn sie uns nicht sehen, lassen wir sie ziehen; wenn doch, erledigen wir sie. Sie kamen aber so nahe heran, daß sie uns auf jeden Fall entdecken würden, also töteten wir sie.
    Wir mußten weg, ob nun der richtige Zeitpunkt dafür war oder nicht. Wir spurteten über den Acker, parallel zum Fluß. Weiter rechts kamen wir über eine sanfte Anhöhe, von wo es hinunter zum Fluß ging. Irgend etwas bewegte sich, und wir warfen uns auf den Boden.
    Die Ackerfurchen, in denen wir lagen, verliefen in nordsüdlicher Richtung. Wir krochen auf dem Bauch das ganze Stück bis zur

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