Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
steil. Ich kam da nicht hoch. Ich mußte denselben Weg zurück. Blindlings lief ich nur noch drauflos. Falls sie hinter mir her waren, würde es auch nichts andern, wenn ich es wußte.
    Ich kam aus dem Gelände heraus und blieb an der Straße stehen. Keuchend rang ich nach Luft. Scheiß drauf, dachte ich, Augen zu und durch.
    Ich schaffte es an den Gebäuden vorbei. Ein Hochgefühl erfüllte mich. Ich dachte, ich hätte es geschafft. Jetzt nur noch die Grenze. Ich machte mir keine Gedanken um Mark. Ich hatte gesehen, wie er getroffen wurde. Danach hatte ich nichts mehr gehört, und er war auch nicht hinter mir hergekommen. Er war tot. Zumindest war es schnell gegangen.

Acht
    Ich hatte das Gefühl, das Schlimmste überstanden zu haben. Jetzt war es nur noch ein strammer Marsch bis zur Grenze.
    Ich sackte mit den Stiefeln tief im Schlamm ein und kam nur langsam voran. Meine Beine schmerzten. Körperlich war ich am Ende. Ich hielt kurz an, um etwas Proviant runterzuwürgen. Es tat gut. Ich trank etwas Wasser und zwang mich, ein wenig auszuruhen und meine Lage zu überdenken. Die Orientierung war kein Problem. Den Flaggenmast hatte ich direkt vor Augen. Während ich ging, versuchte ich mir darüber klarzuwerden, was bei den Feindkontakten eigentlich passiert war. Aber es war das absolute Chaos gewesen, und ich kriegte es nicht mehr auf die Reihe. Hinter mir wurde noch immer geschossen.
    Es war früh am Morgen des 27. Januar, und ich hatte noch zirka vier Kilometer vor mir. Unter normalen Bedingungen hätte ich die Strecke mit Gepäck in nicht ganz 20 Minuten laufen können. Aber es war sinnlos, blindlings in Richtung Syrien zu rennen, wo es nur noch eine Stunde dunkel war. Ich wußte nicht, wie anstrengend es sein würde, die Grenze zu überqueren - ob sie aus einem Zaun oder einem hohen Wall bestand, ob sie schwer bewacht oder unbewacht war. Und selbst wenn ich es am hellichten Tag nach Syrien schaffen würde, mit was für einem Empfang konnte ich rechnen?
    Ich befand mich etwa einen Kilometer südlich des Euphrat und einen Kilometer nördlich einer Stadt. Das Gebiet wurde mit Hilfe von dieselgetriebenen Pumpen bewässert, die in Abständen am Fluß entlang installiert waren. Das Getreide stand knapp einen halben Meter hoch. Ich hatte mich von den Wegen ferngehalten und bewegte mich mitten durch das Feld, wobei ich die Füße unten dicht neben den Pflanzen aufsetzte. Mir war klar, daß ich trotzdem Spuren hinterließ. Ich hoffte nur, daß am nächsten Tag niemand aufs Feld gehen würde, um die jungen Pflanzen zu pflegen, die trotz des Frostes recht gesund aussahen.
    Ich war voller Optimismus. Ich hatte die Feindkontakte überlebt, und das allein zählte. Das letzte Gefecht war wie eine gewaltige Hürde gewesen, die ich überwunden und hinter mir gelassen hatte, und jetzt war mein Kopf frei.
    In vielerlei Hinsicht war das die gefährlichste Phase. Vermutlich schon seit Urzeiten sind Menschen vorsichtig, wenn sie eine Handlung planen, aggressiv, wenn sie sie ausführen, und besonders fehleranfällig, wenn es vorbei ist und sie kurz vor dem Ziel sind. Dann werden die meisten nachlässig, und die Katastrophe ist vorprogrammiert. Es ist noch nicht vorbei, sagte ich mir immer wieder - du bist nah dran, aber auch verdammt weit weg.
    Die Adrenalinausschüttung bei den Feindberührungen und das ständige Auf und Ab während der nächtlichen Ereignisse hatten verhindert, daß Schmerzsignale mein Gehirn erreichten. Jetzt, da ich etwas ruhiger geworden war und die Zukunft wieder rosig aussah, spürte ich langsam, wie sehr ich körperlich angeschlagen war. Mit einem Mal empfand ich sämtliche Schmerzen der letzten Tage. Ich war übersät von Schnittwunden und Prellungen. Während des Kampfes springst du ständig herum, und dein Körper bekommt die ganze Zeit irgendwelche Stöße ab, ohne daß du sie in dem Moment spürst. An Händen, Knien und Ellbogen hatte ich tiefe Risse, und seitlich an beiden Beinen schmerzhafte Prellungen. Ich hatte Schrammen und Kratzer von Dornenbüschen und klaffende Wunden vom Stacheldraht, die den Schmerzpegel insgesamt noch erhöhten. Wir waren an die 200 Kilometer über harten Fels- und Schieferboden marschiert, und die Sohlen meiner Stiefel lösten sich allmählich ab. Meine Füße waren in einem schlechten Zustand, völlig durchnäßt und kalt wie Eisblöcke. Ich hatte kaum noch Gefühl in den Zehen. Meine Sachen waren zerfetzt und meine Hände völlig verdreckt, als hätte ich in den letzten zwei

Weitere Kostenlose Bücher